Bergstürze haben in der Schweiz nicht dramatisch zugenommen. Zwar gibt es laut einem Experten Hinweise für einen moderaten Anstieg solcher Ereignisse. Systematische Beobachtungen gibt es aber erst seit kurzer Zeit. Belastbare Aussagen sind so kaum möglich.
"Es ist aber nicht so, dass unsere Berge jetzt reihenweise zusammenstürzen", sagte Robert Kenner vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos GR zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Eine wichtige Rolle für Bergstürze spielen laut Kenner die geologischen Verhältnisse vor Ort. "Wenn der Berg auf eine gewisse Art geschichtet ist, kommt es irgendwann zu einem Sturz", sagte der Experte. Es verhalte sich dabei wie bei einem Lehnstuhl, der mit der Zeit immer instabiler wird, weil das Material ermüdet. Die Destabilisierung von Felswänden sei das Ergebnis eines langen Prozesses, der viele Tausende von Jahren dauern kann.
Die äusseren Faktoren wie Wetter und Klima beeinflussen hingegen, wann ein solches Ereignis eintritt. Wasser, das in Felsspalten eindringt und dort gefriert, sprengt immer wieder Gestein ab. Ähnliches passiert, wenn der Wasserdruck im Fels zu gross wird.
Permafrost vielerorts bereits aufgetaut
Eine Rolle für die Stabilität von Felsen spielt auch der Permafrost - dauerhaft gefrorener Boden in den Bergen. Das Auftauen des Permafrosts kann bewirken, dass der Fels mehr Wasser durchlässt als zuvor.
Untersuchungen hätten zwar gezeigt, dass dies dazu führen könne, dass Fels- und Bergstürze kurzfristig wahrscheinlicher würden. "Ein grosser Teil dieser Destabilisierung ist aber schon passiert", sagte Kenner. Denn in vielen Gebietern der Schweiz sei der Permafrost in den letzten 30 Jahren bereits aufgetaut.
Welcher Mechanismus beim aktuellen Bergsturz in Blatten VS zum Tragen kommt, könne laut Kenner noch niemand genau sagen. (sda/bearbeitet von phs)