Im Sudan spitzt sich die Hungerkrise immer weiter zu: In den Regionen Khartum und Dafur kämpfen Menschen täglich um ihr Überleben. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen und das Kinderhilfswerk UNICEF warnen vor einer Katastrophe.
In der seit Monaten belagerten Stadt Al-Faschir im Sudan drohen nach Einschätzung des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) tausende Menschen zu verhungern.
Das Kinderhilfswerk UNICEF versucht seit Monaten Zugang zu der Stadt zu bekommen, um die Menschen vor Ort zu unterstützen.
Hilfslieferungen kommen nicht nach Al-Fashir
"Jeder in Al-Faschir kämpft täglich ums Überleben", erklärte der WFP-Regionaldirektor für Ost- und Südafrika, Eric Perdison. Sollten Hilfsorganisationen nicht sofort und dauerhaft Zugang zu der Stadt im Südwesten des Landes bekommen, "werden Menschen sterben", warnte er.
Al-Faschir ist die letzte grössere Stadt der Region Darfur im Westen des Sudan, die noch von der Armee kontrolliert wird. Kämpfer der RSF-Miliz belagern die Stadt seit Mai 2024, die Menschen sind von Hilfslieferungen abgeschnitten. Hier leben derzeit etwa 300.000 Menschen unter der Belagerung.
Preise für Lebensmittel sind unbezahlbar
In Al-Fashir sind die Preise für Grundnahrungsmittel wie Weizen laut WFP mehr als viermal so hoch wie anderswo im Land. Die Märkte sind leergeräumt, zahlreiche Gemeinschaftsküchen haben geschlossen. Einige Familien ernähren sich deshalb von Abfällen oder Tierfutter - doch selbst das wird inzwischen knapp.
Nach UN-Angaben sind fast 40 Prozent der Kinder unter fünf Jahren in Al-Faschir mangelernährt. Insgesamt sind laut Angaben des WFP 24,6 Millionen Menschen im Sudan von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen - das betrifft etwa die Hälfte der Bevölkerung.
Hunger und Krankheit ziehen über das ganze Land
Das UN-Kinderhilfswerks UNICEF habe trotz der "schrecklichen Situation in Al-Faschir" keinen Zugang zur Stadt, "obwohl wir es monatelang immer wieder versucht haben", sagte der Leiter der UNICEF-Hilfe im Sudan, Sheldon Yett, nach einem Besuch. "Kinder sterben an Hunger, Krankheiten und direkter Gewalt", fügte er hinzu. "Wir stehen kurz vor einem nicht wiedergutzumachenden Schaden an einer ganzen Generation von Kindern."
Auch im Bundesstaat der Hauptstadt Khartum ist die Lage dramatisch. "Mangelernährung ist weit verbreitet", so Yett, "viele Kinder sind nur noch Haut und Knochen."
In dem Dorf Jebel Aulia, 40 Kilometer von der Hauptstadt Khartum entfernt, berichtet Yett, lebten die Menschen in oftmals beschädigten oder unfertigen Häusern. Durch anhaltenden Regen in den letzten Wochen sind viele der Strassen schlammig und oft unpassierbar.
Die schlechten hygienischen Bedingungen begünstigen Choleraausbrüch, sagt Yett: "Die wenigen funktionierenden Gesundheits- und Ernährungszentren in der Gegend sind stark überlastet und überfüllt."
Blutiger Machtkampf im Sudan
Im Sudan liefern sich seit April 2023 die Armee von Militärherrscher Fattah al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo einen blutigen Machtkampf. Der Norden und der Osten des Landes sind weitestgehend unter der Kontrolle der Militärregierung. Die RSF kontrolliert grosse Gebiete des Südens und fast die komplette westliche Region Darfur.
Der Konflikt im Sudan hat die grösste Hunger- und Flüchtlingskrise der Welt ausgelöst. Mehr als 15 Millionen Kinder brauchen dringend humanitäre Hilfe. Nach Angaben von UNICEF wurden bereits 6 Millionen Kinder aus ihrem Zuhause vertrieben.
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Erschwerden kommt hinzu, dass ein Grossteil der öffentlichen Infrastruktur - von der Wasser- bis zur Gesundheitsversorgung - in weiten Teilen des Landes zusammengebrochen ist.
Verwendete Quellen
- afp
- unicef.de: Krieg im Sudan: Kinder leiden unter Hunger, Gewalt und Vertreibung
- wfp.org: Sudan
- unicef.de: Statement Sheldon Yett