Bonn - Deutschlands oberste Wettbewerbshüter haben Unternehmen wegen verbotener Absprachen im vergangenen Jahr stärker zur Kasse gebeten als zuvor. Es seien Bussgelder über insgesamt rund 26 Millionen Euro gegen sechs Unternehmen und eine natürliche Person verhängt worden, teilte das Bundeskartellamt in Bonn mit. Es ging um die Bereiche Schutzkleidung, Telekommunikation und Netztechnik.

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Kartellabsprachen, beispielsweise über Preise, sind grundsätzlich verboten: Sie hemmen den Wettbewerb, was beim Kunden zu höheren Preisen führt. In der ersten Jahreshälfte 2025 wurden den Angaben zufolge bislang Bussgelder von über zehn Millionen Euro verhängt.

Im ganzen Jahr 2023 waren es nur knapp drei Millionen Euro gewesen. Einen klaren Trend kann man aber nicht ableiten, die Werte schwanken Jahr für Jahr - je nachdem, ob gerade ein grösseres Verfahren abgeschlossen wird und die Täter zur Kasse gebeten werden. 2022 waren Bussgelder über 24 Millionen Euro verhängt worden.

Kartellamtschef Andreas Mundt sagte, dass man alle Branchen im Blick und durch Technik auch die Möglichkeit zur systematischen Beobachtung der Märkte habe. "Viele der neu eröffneten Verfahren wurden durch Hinweise an unsere externe Meldestelle in Gang gesetzt", sagte der Wettbewerbshüter. Diese erweise sich als wertvolle Ergänzung der Kronzeugenanträge, von denen im vergangenen Jahr 17 bei der Behörde eingegangen seien. Mundt sagte: "Wir lassen nicht locker und haben weitere grosse Verfahren in der Pipeline."

Milliarden-Höchstwert 2014

Im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Pandemie ist das aktuelle Bussgeld-Niveau des Kartellamts allerdings niedrig, 2019 waren es rund 850 Millionen gewesen - der grösste Teil davon richtete sich gegen ein Stahlhersteller-Kartell. 2018 waren es rund 380 Millionen Euro gewesen und 2014 sogar eine Milliarde Euro, was bis heute der Höchstwert ist. Die Jahre seien "extrem volatil", sagte Mundt. "Sie haben Jahre, da bringen Sie ein Verfahren zu Ende und haben plötzlich ein Bussgeld von 500 Millionen und im nächsten Jahr haben Sie das nicht, dann bleiben Sie bei unter 100 [Millionen]."

Ausserdem habe das Kartellamt coronabedingt bis ins Jahr 2022 nur sehr wenige Durchsuchungen gemacht und sei dementsprechend nicht so gut vorangekommen wie sonst. Das habe sich nun zwar geändert, allerdings dauerten Bussgeldverfahren zwei bis drei Jahre. "Wir haben sehr, sehr grosse Verfahren in der Pipeline, die Durchsuchungen dazu waren nach Corona." In der Zukunft werde man wieder höhere Bussgelder sehen, sagte der Wettbewerbshüter Mundt. "Da bin ich mir sicher."  © Deutsche Presse-Agentur