Warum pflanzliche Fischalternativen mit Algen die Schilddrüse belasten können – und wieso man den Jodgehalt oft nicht erkennt.

München - Wer zu pflanzlichen Fischalternativen mit Algen greift, fühlt sich meist auf der sicheren Seite, dass er damit die richtige Menge Jod zu sich nimmt - denn Algen gelten als eine natürliche Quelle für das Spurenelement.

Da aber zu viel davon auch die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen kann, wollten die Verbraucherzentralen es genau wissen: Wie viel Jod steckt in den pflanzlichen Fischalternativen?

Die Verbraucherschützer machten einen Marktcheck mit sechs algenhaltigen Ersatzprodukten für Fisch und Meeresfrüchte und schickten sie ins Labor. Mit dabei waren pflanzliche Alternativen zu Thunfisch, Räucherlachs und Kaviar.

Das sind die Ergebnisse aus dem Labor

  • Ein Produkt enthielt keine nennenswerten Jodmengen: Der Jodgehalt lag unter der Bestimmungsgrenze von 10 Mikrogramm pro 100 Gramm.
  • In den anderen Produkten ermittelte das beauftragte Labor Werte zwischen 29 und 226 Mikrogramm Jod pro 100 Gramm. Damit enthielten fünf der sechs getesteten Produkte relevante Jodmengen, drei davon sogar so viel, dass sie als jodreich (mehr als 45 Mikrogramm Jod pro 100 Gramm) gelten. Sie können damit einen Beitrag zur Jodzufuhr leisten.
  • Das Produkt mit dem höchsten Jodgehalt war eine pflanzliche Thunfischalternative in der Dose. Die 140-Gramm-Dose lieferte rund 316 Mikrogramm Jod, teilen die Verbraucherzentralen mit. Das sei mehr als die empfohlene Tageszufuhr. Zum Vergleich: 140 Gramm Thunfisch in der Konserve enthalten mit 21 bis 28 Mikrogramm deutlich weniger Jod.

Als Fazit stellen die Verbraucherschützer fest: Dass einzelne vegane Ersatzprodukte auch hohe Mengen Jod enthalten können, sei sicher nicht allen Konsumenten klar.

Hohe Jodgehalte können dann kritisch für die Schilddrüsenfunktion werden, wenn dauerhaft zu viel Jod aufgenommen wird - also, wenn man etwa täglich diese betroffene Thunfischalternative essen würde.

Die empfohlene maximale Aufnahmemenge liegt bei 600 Mikrogramm Jod pro Tag – aus allen Quellen zusammen, etwa jodiertem Speisesalz, Fisch, Nahrungsergänzungsmitteln und eben auch Algenprodukten.

Verbraucher können Jodgehalt oft nicht erkennen

Ein Problem: Ob ein Produkt Algen enthält, sehe man zwar in der Zutatenliste. Der Jodgehalt lässt sich daraus jedoch nicht ableiten. Denn der hänge von der Art und Menge der verwendeten Alge sowie natürlichen Schwankungen ab, so die Verbraucherschützer.

Eine Kennzeichnung des Jodgehalts sei aber nur erforderlich, wenn Hersteller mit Begriffen wie "jodreich" oder "Jodquelle" werben oder der Gehalt über 2.000 Mikrogramm pro 100 Gramm Trockenmasse liegt. Beides traf auf die getesteten Produkte nicht zu.

Dennoch kann der Verzehr üblicher Portionsgrössen, wie im Fall der Thunfischalternative, zu hohen Jodaufnahmen führen, ohne dass man dies erkennen könne, so die Verbraucherschützer. Sie empfehlen Menschen mit einer Schilddrüsenerkrankung deshalb, vor dem Verzehr den Hersteller vorsorglich nach dem Jodgehalt des Erzeugnisses zu fragen.

Empfehlungen der Redaktion

Für alle anderen gilt: Die beste Basis für eine ausreichende Jodversorgung bleibt demnach eine abwechslungsreiche Ernährung, in der auch algenhaltige Fischersatzprodukte durchaus ihren Platz haben dürfen.  © Deutsche Presse-Agentur