Israel will das Coronavirus eindämmen - dafür greift die Regierung zu drastischen Massnahmen. Verlief die Pandemie im Land zunächst glimpflich, steigen die Corona-Neuinfektionen nun stark.

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Nach einer Rekordzahl an Corona-Neuinfektionen will die israelische Regierung mit Lockdown-Massnahmen in besonders betroffenen Orten die weitere Ausbreitung des Virus eindämmen. Das sogenannte Coronavirus-Kabinett entschied am Donnerstag, dass die schärferen Regeln von Montag an in 30 Orten mit hohen Infektionszahlen gelten sollten.

Ein israelischer Repräsentant sagte, in diesen Ortschaften sollten die Menschen nur in dringenden Fällen das Haus verlassen, etwa zum Einkaufen von Lebensmitteln oder Medikamenten. "Wenn wir keine Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus ergreifen, kann die Situation ausser Kontrolle geraten", sagte er.

Notfalls müsse die Polizei die Massnahmen in den stark betroffenen Orten entschlossener umsetzen.

Israel: Mehr als 3.000 Corona-Neuinfektionen an einem Tag

Zuvor waren in Israel nach Angaben des Gesundheitsministeriums erstmals an einem Tag mehr als 3.000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet worden.

Wie Ministerpräsident Benjamin Netanjahu steht auch Israels Corona-Beauftragter Ronni Gamzu in der Krise stark unter Druck. Er hat mit starkem Widerstand zu kämpfen.

So hatte Chaim Kanievsky, ein führender Rabbiner innerhalb der strengreligiösen Gemeinschaft, jüdische Religionsstudenten dazu aufgerufen, sich nicht auf das Coronavirus testen zu lassen. Als Grund gab er an, eine Corona-Quarantäne gefährde die Bibelstudien.

Pandemie verlief zunächst glimpflich

Einem Bericht der Zeitung "Haaretz" zufolge hatte Gamzu zuletzt gesagt, dass 28 Prozent aller Corona-Fälle auf die arabische Bevölkerung zurückzuführen seien, 22 Prozent auf Ultraorthodoxe. In vielen der als "rot" eingestuften Orte mit hohen Fallzahlen leben vornehmlich ultraorthodoxe Juden oder arabische Israelis.

Die Pandemie war in Israel auch wegen eines strikten Kurses der Regierung zunächst glimpflich verlaufen. Nach raschen Lockerungen im Mai schnellten die Fallzahlen jedoch in die Höhe.  © dpa