Im März wurde in der Corona-Krise die Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung eingeführt. Die Regelung sollte zum Wochenbeginn ausgelaufen, doch es gab massive Kritik. Und die zeigt Wirkung.

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Arbeitnehmer mit Erkältungsbeschwerden können sich in der Corona-Krise auch weiterhin per Telefon vom Arzt krankschreiben lassen. Die entsprechende Sonderregelung sollte an diesem Montag eigentlich auslaufen, wird nun aber doch noch einmal bis vorerst 4. Mai verlängert, wie der Vorsitzende des dafür zuständigen Gemeinsamen Bundesausschusses im Gesundheitswesen (G-BA), Josef Hecken, am Montag mitteilte.

Politiker verschiedener Parteien und Verbraucherschützer begrüssten die Entscheidung. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) sagte, sie freue sich, dass der Beschluss geändert werde. Die SPD-Gesundheitspolitikerin Hilde Mattheis schrieb bei Twitter: "Besser spät als nie". Alles andere "wäre ein Risiko sondergleichen" für Ärzte und Patienten". Der Chef des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Klaus Müller, twitterte: "Gute und vernünftige Entscheidung. Bitte keine Schnellschüsse dieser Art mehr!"

Am 20. März war die Sonderregelung zur telefonischen Krankschreibung eingeführt worden. Bei einer Beratung am vergangenen Freitag hatte der Gemeinsame Bundesausschuss sie nicht mehr verlängert - gegen die Stimmen von Medizinern und Krankenhäusern. Das Gremium ist mit Vertretern von Ärzten, Kliniken, gesetzlichen Krankenkassen und unabhängigen Mitgliedern besetzt und legt fest, welche medizinischen Leistungen gesetzlich Versicherten zustehen.

Mohammadu Buhari, Abba Kyari

Verstorbener nigerianischer Stabschef steckte sich vermutlich in München an

Am 17. April verstarb der nigerianische Stabschef Abba Kyari an den Folgen seiner COVID-19-Erkrankung. Angesteckt hatte er sich vermutlich Mitte März bei einem Besuch in München. (Teaserbild: Sunday AGHAEZE / NIGERIA STATE HOUSE / AFP)

Massive Kritik an Entscheidung

An der Entscheidung, die telefonische Krankschreibung auslaufen zu lassen, hatte es massive Kritik gegeben. Von "blankem Entsetzen" sprach beispielsweise der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt. Es könne nicht sein, dass einerseits an einem weitgehenden Kontaktverbot festgehalten werde und andererseits Patienten mit Infekten wieder die Praxen aufsuchten. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) hatte dagegen das Auslaufen begrüsst. Mit der schrittweisen Normalisierung sei es ebenso richtig, zum Regelzustand zurückzukehren.

G-BA-Chef Hecken sagte am Montag, alle Verantwortlichen müssten derzeit tagesaktuell und auf unsicherer Erkenntnislage neu abwägen und entscheiden. Die Entscheidung zur Nicht-Verlängerung der telefonischen Krankschreibung sei am vergangenen Freitag nach Konsultation und in Kenntnis des für die Aufsicht zuständigen Bundesministeriums für Gesundheit getroffen worden.

Bevor die nun verlängerte Ausnahmeregelung am 4. Mai ausläuft, soll erneut über eine mögliche Verlängerung entschieden werden, hiess es. Telefonische Krankschreibungen werden den Angaben zufolge jetzt auf eine Woche begrenzt und können "bei fortdauernder Erkrankung" einmal verlängert werden. Der G-BA wies am Montag noch einmal darauf hin, dass Patienten bei Covid-19-Verdacht in jedem Fall immer zuerst telefonisch ihren Arzt konsultieren sollten, um das Vorgehen zu besprechen.  © dpa