Nach heftigen Überschwemmungen zeigt sich im US-Bundesstaat Texas ein Bild der Verwüstung. Immer mehr tote Kinder werden gefunden - es gibt immer noch Vermisste.

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Zwei Tage nach Beginn der Sturzfluten im Süden der USA werden die schrecklichen Ausmasse deutlicher: Immer mehr Kinder haben die Überschwemmungen, die für viele überraschend kamen, nicht überlebt. Ein christliches Sommercamp ("Camp Mystic") in Texas wurde durch die Fluten verwüstet, nach 11 Campern und einem Betreuer wird immer noch gesucht. In dem US-Bundesstaat werden immer mehr Todesfälle bekannt.

Stand Sonntagmittag machten die Behörden in dem Gebiet Kerr County, in dem auch das Sommercamp liegt, diese Zahlen bekannt: Mindestens 21 Todesfälle von Kindern, hinzu kommen 38 Erwachsene, die bei den Sturzfluten starben - insgesamt gibt es in dem bei Urlaubern beliebten Gebiet mindestens 59 Tote. Hinzu kommen weitere Tote aus der Umgebung. Medien hatten von 8 Opfern berichtet.

Überschwemmungen in Texas
Das verlängerte Wochenende mit dem nationalen Feiertag am 4. Juli nutzten viele, um in ein Sommercamp zu gehen oder am Flussufer zu zelten. © dpa / Julio Cortez/AP/dpa

Bild der Verwüstung in Sommercamp

Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, besuchte nach eigenen Angaben am Samstag das "Camp Mystic". Er sei schockiert gewesen, schrieb er auf der Plattform X. Die Anlage sei auf eine Weise verwüstet worden, "wie ich es bei keiner Naturkatastrophe erlebt habe". Wasser habe bis zum Dach der Hütten gestanden. "Wir werden nicht aufhören, bis wir alle Mädchen gefunden haben, die in diesen Hütten waren." Für den Sonntag rief er einen Tag des Gebetes in dem Bundesstaat aus. Es gab zum Beispiel einen Gottesdienst, in dem für die Opfer gebetet wurde.

Zahlreiche Familien warten noch auf Nachricht

Das lokale Fernsehen zeigte Schwarz-Weiss-Fotos von Opfern, immer mehr Schicksale wurden bekannt. Es waren kleine Kinder, Jugendliche, Eltern, die die Fluten, die am Freitagmorgen das Gebiet erfassten, nicht überlebten. Das verlängerte Wochenende mit dem nationalen Feiertag am 4. Juli nutzten viele, um in ein Sommercamp zu gehen oder am Flussufer zu zelten.

Ein zehnjähriges Mädchen hatte Glück, wie ihre Mutter der "New York Times" berichtete: Ihre Hütte habe hoch genug gelegen, dass sie dort auf ihre Rettung warten konnte. Eine andere Teilnehmerin habe mitten in der Nacht durch reissende Wassermassen bis zu einer Empore laufen müssen. Dort habe sie eine schlaflose Nacht verbracht, während unter ihr das Wasser anstieg. Am nächsten Tag sei sie mit dem Hubschrauber gerettet worden. Den Flug habe sie nur als "laut" beschrieben.

Überschwemmungen in Texas
Nach 11 Campern und einem Betreuer wird immer noch gesucht. © dpa / Julio Cortez/AP/dpa

Menschen retteten sich zum Teil auf Bäume

Insgesamt wurden nach Angaben der Behörden mehr als 850 Menschen unverletzt gerettet. Acht Menschen wurden demnach verletzt. Die Menschen hätten sich zum Teil auf Bäume gerettet, um nicht von den Fluten mitgerissen zu werden.

Die Lage in dem Gebiet war unübersichtlich. Am Samstag gab es zum Teil keinen Strom und kein Internet. Fernsehbilder zeigten, wie Autos mitgerissen wurden, Bäume entwurzelt waren, Häuser unter Wasser standen. Zum Teil wurden Leichen in Autos gefunden, die weggespült worden waren.

US-Präsident Donald Trump schob mit einer Katastrophenfallerklärung weitere Bundeshilfen für das Gebiet an. Am Sonntag waren im Hauptgebiet Kerr County mehr als 400 Rettungshelfer unterwegs. Auch ein Dutzend Hunde wurden bei der Suche eingesetzt. Es wurde in der Luft, auf dem Wasser und am Boden nach den Vermissten gesucht. Zugleich warnten die Behörden davor, eigene private Drohnen fliegen zu lassen, um nach Vermissten zu suchen. Das behindere die Arbeit der Helfer.

Expertin: Mehr extreme Regenfälle wegen Klimawandels

Die heftigen Überschwemmungen seit Freitagmorgen hatten viele Menschen überrascht. In der für Sommercamps beliebten Gegend ist es nach Behördenangaben nicht unüblich, dass Flüsse über die Ufer treten. Allerdings war die Dimension ungewöhnlich.

Der Guadalupe River sei ein Zusammenfluss zweier Quellarme, erklärte der Stadtverwalter von Kerrville, Dalton Rice, auf einer Pressekonferenz am Samstagabend. Auf beide habe es stark geregnet. Vor Kerrville seien die Wassermassen dann im Guadalupe River zusammengeflossen, was zu dem schnellen Anstieg des Pegelstandes geführt habe. Extreme Regenfälle hätten in Texas in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund des Klimawandels zugenommen, sagte Kristina Dahl, Vizepräsidentin für Wissenschaft bei der gemeinnützigen US-Organisation Climate Central, dem Sender CNN. (dpa/bearbeitet von cgo)