Der Glaubenssatz, dass jede Hündin einmal Nachwuchs haben sollte, hält sich hartnäckig. Dabei sprechen auch einige Gründe dagegen.

Viele Menschen sind davon überzeugt, dass eine Hündin zumindest einmal in ihrem Leben Welpen bekommen sollte. Häufig wird behauptet, dies entspreche einem natürlichen Mutterwunsch, lasse sie erwachsener werden oder senke sogar das Krebsrisiko. Doch das sind alles Mythen. Warum dieser Irrglaube oder der Wunsch nach süssen Welpen gefährlich werden kann und was Hundebesitzer beachten sollten.

Verantwortung wird unterschätzt

Wer Hündinnen den Wunsch des Mutterseins zuspreche, vermenschliche sie, erklärt die Hundetrainerin Katharine Marioth im Interview mit dem "Petbook"-Magazin. Zu den Mythen sagt sie: "Wir wissen heute, dass es keinerlei biologischen Nutzen hat, wenn eine Hündin einmal im Leben Welpen bekommt. Im Gegenteil, es bringt viele Herausforderungen mit sich."

Viele unterschätzen demnach den Zeitaufwand. Nicht jeder könne oder wolle sich zehn Wochen Urlaub für die Betreuung der Hündin und der Welpen nehmen. Einen geeigneten Deckrüden zu finden und Verantwortung für die medizinische Versorgung zu übernehmen, sind laut Marioth ebenfalls entscheidende Fragen, die sich Besitzer stellen sollten. Aber nicht nur Hundehalter sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Auch die Hündin sollte physisch und psychisch reif genug für diese Erfahrung sein.

Geldstrafen möglich

Bevor Hundebesitzer ihre Hündin decken lassen, sollten sie etwa recherchieren, ob sie einen Sachkundeausweis benötigen und wo sie die Welpen nach der Geburt anbieten dürfen, wie Marioth erklärt. Würden sie Vorschriften nicht befolgen, könne dies vor allem in Grossstädten wie Berlin als Ordnungswidrigkeit gezählt werden und zu einer Geldstrafe von bis zu 10.000 Euro führen.

Sollten Hündinnen deshalb lieber gleich kastriert werden? Dafür spreche sich Marioth auch nicht grundsätzlich aus. Sei es medizinisch nicht notwendig, könne sich das Verhalten des Tieres stark verändern. Deshalb sollten Besitzer den Umgang mit der Läufigkeit ihres Vierbeiners lernen. Während dieser kurzen Zeit sei die Leinenpflicht "unerlässlich". Lediglich im eingezäunten Garten oder anderen abgetrennten Bereichen könne die Hündin frei laufen.

Welpen brauchen ausreichend Platz

Ebenfalls wichtig zu beachten: Welpen benötigen nach der Geburt genügend Platz. "Die Welpen bleiben ja nicht lange im Körbchen. Sie werden aktiv und wollen die Welt entdecken. Ausserdem sollten sie auch von Anfang an sozialisiert werden und Beschäftigung bekommen", erklärt die Tierärztin Luisa Beck dem Portal "Inpetto".

Daneben sollten die Hündin und der Deckrüde vorher vom Tierarzt untersucht werden. Zum Züchten müssen beide vollständig gesund sein. Nach einem geeigneten Rüden sollten sich Hundehalter früh umsehen, damit sie während der fruchtbaren Phase ihrer Hündin keine voreiligen Entscheidungen treffen.

Empfehlungen der Redaktion

Wann es als gewerbsmässige Hundezucht gilt

Ebenfalls entscheidend bei der Zucht: Das Tierschutzgesetz unterscheidet Hobbyzucht von der gewerbsmässigen Hundezucht. Als Hobbyzüchter darf die eigene Hündin maximal zwei Würfe pro Jahr haben. Ab drei Würfen und drei oder mehr fortpflanzungsfähigen Hündinnen ist von einer gewerbsmässigen Hundezucht die Rede. In diesem Fall ist eine Genehmigung durch das zuständige Veterinäramt erforderlich.

Als besonders seriös gelten eingetragene Züchter, die einem anerkannten Zuchtverein angehören. Die Zucht unterliegt klaren Ordnungen und Regeln, die eine verantwortungsvolle Hundezucht sicherstellen. (paf)

Verwendete Quellen

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