Viele Tierhalter kennen das Phänomen: Müssen sich Hund oder Katze übergeben, landet das Erbrochene mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgerechnet auf dem Teppich – obwohl rundherum leicht zu reinigende Böden wären. Doch dieses Verhalten hat tatsächlich einen Grund.
Das Haustier fühlt sich unwohl, die Übelkeit bahnt sich ihren Weg – aber statt sich auf dem leicht zu reinigenden Parkett oder Laminat zu übergeben, steuert der Vierbeiner zielsicher den einzigen Teppich im Raum an. Alternativ wird das Sofa oder die Bettdecke als Ziel auserkoren. Hinter diesem Verhalten können mehrere Gründe stecken.
Besserer Halt auf weichen Oberflächen
Wissenschaftliche Studien zu diesem Phänomen existieren nicht. Dennoch sind sich Tierärzte und Verhaltensexperten weitgehend einig über die Ursachen. Eine gängige Theorie betrifft den praktischen Aspekt: Viele Haustiere rutschen auf glatten Böden mit ihren Pfoten weg. Wem übel ist, der möchte wenigstens einen sicheren Stand haben – und Teppiche, Sofas oder Bettdecken bieten deutlich mehr Halt als Parkett oder Fliesen.
Gerüche werden besser absorbiert
Die plausibelste Erklärung aus verhaltensbiologischer Sicht liefert jedoch ein anderer Aspekt: In der Natur müssen Tiere unbedingt vermeiden, sich durch intensive Gerüche zu verraten. Viele Wildtiere verscharren deshalb Kot und Urin, wenn sie diese nicht gezielt zur Reviermarkierung einsetzen. Weiche Untergründe wie Gras oder Sand nehmen Flüssigkeiten und Gerüche deutlich schneller auf als harte Oberflächen.
Genau dieser Instinkt scheint auch bei Haustieren noch tief verwurzelt zu sein. In Ermangelung einer anderen weichen Oberfläche entscheiden sie sich eben für Teppich oder Bett.
Viele Tierhalter berichten zudem, dass ihre Haustiere beim Erbrechen versteckte oder geschützte Orte aufsuchen – unter dem Tisch, unter dem Bett oder in Ecken. Dies lässt sich mit einem Sicherheitsbedürfnis erklären: Ein krankes Tier ist verwundbar und sucht instinktiv Schutz, Bett oder Sofa sind dann Orte, an denen sie sich sonst geborgen fühlen und normalerweise mit ihren Menschen kuscheln.
Manche Tiere springen allerdings auch extra vom Bett oder verlassen das Schlafzimmer, um ihr "Nest nicht zu beschmutzen". Wie ein Tier reagiert, ist also individuell. Möglicherweise kommt es auch darauf an, wie plötzlich die Übelkeit einsetzt.
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Was tun, wenn das Missgeschick passiert?
Abtrainieren lässt sich das Verhalten nicht, zu tief sitzen die Instinkte. Wer sein Tier beim Übergeben auf dem Teppich "erwischt", kann versuchen, es vorsichtig wegzuschieben oder den Teppich wegzuziehen. Vom Hochheben wird abgeraten, da das Tier in dieser ohnehin stressigen Situation in Panik geraten könnte.
Je frischer das Erbrochene, desto einfacher die Reinigung. Also sofort handeln und nicht erst eintrocknen lassen. Zunächst grobe Stücke mit Küchenpapier entfernen, danach hilft ein altbewährter Trick: Natron oder Maisstärke direkt auf den noch feuchten Fleck streuen und etwa 15 Minuten einwirken lassen. Das Pulver saugt die Flüssigkeit auf und bindet den Schmutz. Anschliessend kann alles mit dem Staubsauger entfernt werden. (eyn)
Verwendete Quellen
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