Kleidergrösse ist nicht gleich Kleidergrösse – selbst bei ein und derselben Grösse kann die Passform stark variieren. Warum das so ist und worauf du beim Einkaufen achten kannst, erfährst du hier.
Du stehst in der Umkleide, probierst zwei (faire) Jeans in der gleichen Grösse – und trotzdem passt nur eine. Kommt dir bekannt vor? Dass Kleidergrössen von Marke zu Marke stark variieren, sorgt nicht nur für Frust beim Einkaufen, sondern auch für Verunsicherung. Die Ursache für die teilweise sehr unterschiedlichen Kleidergrössen liegt insbesondere in einer fehlenden einheitlichen Norm.
Kleidergrössen: Kein einheitlicher Standard
In der EU regelt zwar die DIN-Norm 33402-1, welche Masse theoretisch zu welcher Konfektionsgrösse gehören. Doch diese Norm ist freiwillig. Jede Marke entscheidet selbst, ob und wie sie sich daran orientiert. Viele tun es nicht oder passen die Masse bewusst an.
Dabei schneiden Marken ihre Kleidung auch unterschiedlich, je nach Zielgruppe, die angesprochen werden soll. Ein Label für junge Leute schneidet oft körpernah. Eine Marke für bequeme Alltagsmode bietet dieselbe Grösse weiter geschnitten an. So will jede Marke ihre Zielgruppe zufriedenstellen.
Vanity Sizing: So machen sich Konzerne Kleidergrössen zunutze
Dass Kleidungsgrössen so unterschiedlich ausfallen, liegt auch am sogenannten Vanity Sizing. Vanity Sizing (auf Deutsch: etwa "Eitelkeitsgrössen") bedeutet, dass Kleidungsstücke absichtlich grösser ausfallen, als es die eigentliche Grösse vermuten lässt. Eine Hose, die laut Etikett Grösse 38 hat, entspricht also eigentlich eher den Massen einer Grösse 40.
Auf diese Weise wollen Modemarken ihren potenziellen Konsument:innen schmeicheln und dafür sorgen, dass sie sich beim Kauf besser fühlen. Schliesslich gilt in grossen Teilen unserer Gesellschaft: je schlanker, desto besser. Und freuen sich Personen darüber, dass sie zu ihrer grossen Überraschung doch in eine kleinere Grösse passen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie dieses Kleidungsstück kaufen.
Dass Kleidungsgrössen unterschiedlich ausfallen, ist teilweise also auch schlichtweg eine Marketingstrategie.
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Körper sind vielfältiger als jede Grössentabelle
Dass du bei unterschiedlichen Kleidungsstücken mit unterschiedlichen Grössen konfrontiert bist, liegt letztlich auch daran, dass Grössensysteme von einer sogenannten "Normfigur" ausgehen – einem durchschnittlichen Körpermass, das aus statistischen Daten entsteht. Doch diese Norm ist ein Konstrukt. In Wirklichkeit sehen Körper ganz unterschiedlich aus: breit, schmal, gross, klein, kurvig oder kantig. Niemand ist exakt genormt – und das ist auch gut so.
Trotzdem orientieren sich viele Kleidungshersteller an dieser künstlichen Mitte. Sie entwickeln Schnitte, die einer bestimmten Proportion "am meisten" passen – alle anderen Körper fallen dabei durchs Raster. Wer zum Beispiel eine schmale Taille, aber breite Hüften hat, kennt das Problem: Die Hose passt oben nicht, obwohl sie weiter unten perfekt sitzt. Oder das Kleid kneift an den Schultern, obwohl es an der Brust locker fällt.
Tipp: Im Lauf des Lebens ist es völlig normal, dass sich unsere Körper verändern und uns ältere Kleidungsstücke vielleicht nicht mehr passen. Wirf sie nicht weg – stattdessen kannst du sie verschenken, verkaufen, eine Kleidertauschparty veranstalten oder gebrauchte Kleidung sinnvoll spenden.

Die richtige Grösse finden: Tipps und Hinweise
Dass Kleidungsgrössen so unterschiedlich ausfallen, sorgt dafür, dass wir uns bei jeder Marke und jedem neuen Kleidungsstück fragen müssen, welche Grösse denn nun tatsächlich zu uns passt. Gerade, wenn du Kleidung online bestellen willst, ist das problematisch. Schliesslich ist das Zurückschicken von Kleidungsstücken, die nicht passen, nicht nur nervig: Es verursacht auch CO2-Emissionen und schadet somit der Umwelt.
Um das zu vermeiden, können dir folgende Tipps helfen:
- Nutze Grössentabellen im Online-Shop. Die meisten Online-Shops geben für ihre Konfektionsgrössen konkrete Masse an. Misst du dich an den entsprechenden Stellen aus, hast du eine gute Orientierung für die richtige Grösse.
- Lies Bewertungen. Andere Kund:innen schreiben oft, ob ein Produkt gross oder klein ausfällt.
- Berechne deine Jeansgrösse. Bei Jeans ist es ein noch grösseres Kunststück, die richtige Grösse und Passform zu finden. Um die richtige Jeansgrösse zu finden, kann dir dieser Artikel weiterhelfen: Jeansgrösse berechnen: So sitzt die Jeans am besten.
- Lass dich nicht verunsichern. Kleidergrössen sind teilweise sehr willkürlich. Lass dich also nicht verunsichern, wenn du mal eine grössere Grösse hast, als du dachtest. Kleidung sollte sich immer dir und deinem Körper anpassen – nicht umgekehrt.
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