Seit 150 Jahren misst die Schweiz in Metern und wiegt in Kilogramm. Vorher herrschte ein grosses Durcheinander.

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Am 20. Mai 1875 unterzeichnete die Schweiz zusammen mit 17 anderen Staaten die Meterkonvention. Damit verpflichtete sie sich auf die internationalen Masseinheiten Meter und Kilogramm.

Mit einem im selben Jahr eingeführten Bundesgesetz erhielt das metrische System in der Schweiz allgemeine Geltung, wie es im historischen Lexikon der Schweiz heisst.. Definitiv eingeführt wurden Meter, Liter und Gramm auf Januar 1877.

Vor der Einführung dieser Masse herrschte in der Schweiz ein grosses Durcheinander, wenn es ums Messen ging.

Chaos vor der Vereinheitlichung

Längen wurden - um nur einige Masseinheiten zu nennen - in Fuss, Elle und Stab gemessen. Flächen in Juchart, Manngrab, Mannwerk oder Quadratstunden. Gewicht konnte unter anderem in Pfund, Unzen oder Zentner gemessen werden. Getreide oder Salz wurde aber nicht gewogen, sondern in Anzahl Säcken angegeben. Getränke mass man zum Beispiel in Mass, Schoppen, Eimer oder Zuber.

Viele dieser Masse wie Fuss und Elle waren dabei sehr direkt auf den menschlichen Körper bezogen. Andere, wie etwa der Saum, auf die Traglast eines Tieres. Die meisten Flächenmasse beruhten auf der Schätzung von geleisteter Arbeit innerhalb einer bestimmten Zeitdauer. Eine Juchart entspricht dabei soviel Land, wie man mit einem Ochsengespann an einem Tag pflügen konnte.

Einsatzzweck und Ort bestimmte Masseinheit

Welche dieser zahlreichen Masseinheiten eingesetzt wurde, variierte dabei von Einsatzzweck zu Einsatzzweck und von Ort zu Ort. So wurden Flächen im Rebbau etwa mit einer anderen Masseinheit gemessen, als Flächen in der Alpwirtschaft.

Die wichtigsten Einheiten für Wein und Wasser, nämlich Mass, pot, pinta oder boccale, fassten laut dem historischen Lexikon Schweiz zwischen ungefähr einem Liter und mehr als zwei Litern. Städte nutzten zum Teil kleinere Masse als ihre ländliche Umgebung, Gebiete mit Milchwirtschaft grössere Einheiten. Bei Milch, Öl und Honig kamen ausserdem spezielle Masse zum Zug.

Während man die Länge von Tüchern in Ellen mass, nutzte man für viele andere Längenangaben Fuss. Der Fuss war dem historischen Lexikon der Schweiz zufolge das gebräuchlichstes Längenmass der West- und Deutschschweiz. Ab dem Spätmittelalter dominierten dabei drei unterschiedliche Fussmasse: Im Westen der Pariser oder französische Fuss (pied de roi) sowie der Bernfuss, im Osten und Norden der Nürnberger Fuss.

Langer Weg zur Vereinheitlichung

Diese Masse waren dabei keineswegs einheitlich. So mass eine Elle im Kanton Solothurn 545,9 Millimeter, im benachbarten Kanton Bern aber 600 Millimeter. Ein Fuss war etwa zwischen 26 und 36 Zentimeter gross. Allgemein wurde der Fuss in 12 Zoll zu 12 Linien und diese wieder in 12 Striche geteilt. So ergeben sich für einen Fuss also 144 Linien. Im Kanton Waadt hatte ein Fuss aber nur 100 Linien.

Einen ersten Versuch zur Vereinheitlichung unternahmen einige Kantone im Jahr 1835. Mit dem Konkordat für eine "gemeinsame schweizerische Mass- und Gewichtsordnung" wurde in zwölf Kantonen das metrische System als Referenzsystem eingeführt. Die alten Einheiten wurden zwar beibehalten, aber in ein Verhältnis zum metrischen System gebracht. Mit Bundesgesetz vom 13. März 1851 wurden seine Bestimmungen auf die ganze Schweiz ausgedehnt.

Die Kantone Uri, Genf, Tessin, Waadt und Wallis sträubten sich aber. Der Kanton Uri wollte sein vorrevolutionäres Mass beibehalten, die lateinischen Kantonen ihre ganz oder teilweise metrischen Masse nicht wieder aufgeben.

Definitiv aufgehoben wurde das Nebeneinander erst, nachdem die Schweiz der Meterkonvention beigetreten war. In der Meterkonvention wurde auch die Errichtung und Finanzierung einiger Institutionen vereinbart. Zudem wurde die Herstellung von Normalen für die Masseinheiten Meter und Kilogramm beschlossen - also die Herstellung eines Urmeters und eines Urkilogramms. (sda/bearbeitet von ng)