Ein massiver Gletscherabbruch hat am Mittwochnachmittag eine Lawine aus Eis, Schlamm und Geröll ausgelöst. Teile des Walliser Dorfs Blatten wurden unter den Massen begraben. Eine Person werde vermisst. Das berichtet der Sender SRF.
Eine gigantische Lawine aus Eis, Schlamm und Geröll hat nach einem grossen Gletscherabbruch am Mittwochnachmittag einen grossen Teil des Dorfs Blatten im Walliser Lötschental unter sich begraben. Zahlreiche Häuser wurden zerstört. Eine Person werde derzeit vermisst. Das berichtet der Sender SRF nach Angaben des regionalen Einsatzstabes.
Ein grosser Teil des absturzgefährdeten Birchgletschers unterhalb des Bergsturzgebiets war am Nachmittag gegen 15:30 Uhr in einem Mal abgebrochen.
Damit traf das von den Experten vor Ort in den vergangenen Tagen befürchtete Grossereignis ein. Auf in den sozialen Medien verbreiteten Videos ist zu sehen, wie ein grosser Teil des Gletschers in einem Mal abstürzt. Anschliessend wälzen sich die Schuttmassen begleitet von einer riesigen Staubwolke mit atemberaubender Geschwindigkeit in Richtung Tal.
Matthias Bellwand: Wir haben das Dorf verloren, aber nicht unser Herz"
"Das Unvorstellbare ist heute eingetroffen", sagte der Blattener Gemeindepräsident Matthias Bellwald in einer Pressekonferenz im Nachbarort Ferden. Blatten liege unter einem sehr grossen Schuttkegel.
Obwohl die Katastrophe erst wenige Stunden zurücklag, zeigte sich Bellwald optimistisch. "Wir haben das Dorf verloren, aber nicht das Herz", sagte er und rief zum Wiederaufbau auf.
Laut einem Fotografen der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, der vor Ort war, wälzten sich gewaltige Schuttmassen ins Tal. Die Lage war rund zwei Stunden nach dem Gletscherabbruch unübersichtlich, wie er sagte.

Der öffentlich-rechtliche SRF zeigte Aufnahmen von einer riesigen Staubwolke, die sich mit den Schuttmassen den Berg hinabwälzte. Laut dem Schweizerischen Erdbebendienst wurde die Erde mit einer Stärke von 3,1 erschüttert. Zuvor waren bereits in der Nacht zum Dienstag grössere Mengen an Eis, Fels, Schnee und Wasser talwärts gestürzt.
Gigantische Schuttmassen in Bewegung
Die Strasse sei bis an die Grenze des Nachbardorfs Wiler von einer Schlammlawine verschüttet worden. Die Polizei habe das Gebiet grossräumig abgesperrt.
Aufgrund der immensen Mengen an Schutt und Geröll werde das Wasser der Lonza gestaut, berichtete das Onlineportal der Zeitung "Walliser Bote". Der Gletscherabbruch habe ein Erdbeben der Stärke 3,1 auf der Richterskala verursacht.

Gefahr für das Tal ist noch nicht gebannt
Die Naturkatastrophe sei historisch "beispiellos", sagte Raphaël Mayoraz, ein Naturgefahren-Experte des Kantons Wallis. Er wies darauf hin, dass die Gefahr für das Tal auch nach dem Gletschersturz noch nicht gebannt sei. Denn durch den Abbruch wurde der Fluss Lonza auf einer Länge von etwa zwei Kilometern stark aufgestaut.
Es könne an der Lonza eine Mure (ein Murgang/) stattfinden, sagte Mayoraz. Das sei angesichts der zuvor geringen Wassermengen im Fluss derzeit nicht sehr wahrscheinlich, sagte er. Dennoch schloss der Experte nicht völlig aus, dass weitere Teilen des Tals evakuiert werden müssten, und dass Überschwemmungen stattfinden könnten.
Die Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter drückte den Bewohnern von Blatten ihr Mitgefühl aus. "Es ist schlimm, wenn man seine Heimat verliert", schrieb sie auf der Plattform X.
Kanton Wallis rief "die besondere Lage" schon am Dienstag aus
Der Kanton Wallis hatte am Mittwoch auf die zunehmende Zahl von Gletscherabbrüchen seit Dienstagabend reagiert und "die besondere Lage" ausgerufen. Diese Massnahme dient dazu, bei möglichen Schadensereignissen schnell reagieren und unverzüglich Einsatzkräfte wie das kantonale Führungsorgan, den Zivilschutz sowie allenfalls die Armee mobilisieren zu können.
Laut einem Fotografen der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, der vor Ort war, wälzten sich gigantische Schuttmassen ins Tal. Die Lage war rund zwei Stunden nach dem Gletscherabbruch unübersichtlich, wie er erklärte.
Das Dorf Blatten war vor neun Tagen evakuiert worden. Rund 300 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. (SDA/dpa/bearbeitet von amb/jst)