Vor 30 Jahren stellten die Schweizer Didier Queloz und Michel Mayor die Astronomie auf den Kopf: Am 6. Oktober 1995 verkündeten sie an einer Konferenz in Florenz die erste Entdeckung eines Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems.

"Ich war völlig fassungslos, als ich die Daten sah", erinnert sich Queloz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA an die Entdeckung des Planeten 51 Pegasi b, für die er 2019 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet wurde.

Queloz war zu dieser Zeit Doktorand bei Professor Michel Mayor an der Universität Genf. Mehrere Jahre lang haben die beiden an Elodie gebaut, einer neue Maschine, um Objekte in Umlaufbahnen um andere Sterne nachzuweisen.

Daran, jemals einen Planeten zu finden, glaubten die Forscher damals nicht. "Michel war sogar so sicher, dass er sogar in den Urlaub fuhr, mir die Schlüssel zum Teleskop gab und sagte: Na gut, fang einfach mal an", sagte Queloz.

"Ich glaube, ich habe einen Planeten gefunden"

Doch kaum hatte Queloz mit den Messungen begonnen, zeigten die Daten auf etwas völlig Unerwartetes. "Schon bei den ersten Beobachtungen von 51 Pegasi fiel mir auf, dass sich die Geschwindigkeit des Sterns regelmässig veränderte", erinnert sich Queloz. "Zuerst dachte ich, es müsse ein Fehler im Instrument sein. Intensiv habe er daran gearbeitet, den Fehler zu finden. "Natürlich sagte ich Michel nichts davon - ich wollte das Problem erst lösen."

Irgendwann sei ihm klar geworden, dass keine technische Erklärung für den Fehler zu finden sei. "Also fragte ich mich: Könnte es vielleicht doch ein Objekt in Umlaufbahn sein?" Schritt für Schritt habe er in den Daten eine Umlaufbahn gefunden, die genau zu einem Planeten passen würde - zu einem, der nur vier Tage für einen Umlauf um seinen Stern brauchte. "Also schrieb ich Michel: 'Ich glaube, ich habe einen Planeten gefunden.'" Der Professor habe zwar freundlich reagiert. "Später sagte er mir, dass er mir kein Wort geglaubt habe."

Viel Skepsis

Doch Queloz sollte recht behalten. Auch Mayor fand keine andere Erklärung für die Daten. Wiederholte Messungen bestätigten die Vermutung. Der Planet existierte tatsächlich. Also reichten die beiden Forscher beim Fachmagazin "Nature" einen Artikel zu ihrem spektakulären Fund zur Publikation ein und präsentierten ihre Ergebnisse an einer Fachkonferenz in Florenz.

Die Reaktionen in der Fachwelt seien zunächst skeptisch gewesen. Niemand wusste, ob es sogenannte Exoplaneten, also Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems, wirklich gab. "Es gab ausserdem viele falsche Meldungen über Exoplaneten in den Jahren zuvor, deshalb war die Community sehr vorsichtig", erklärte Queloz.

Ausserdem hätte 51 Pegasi b nach den damaligen Theorien gar nicht existieren dürfen - und das nicht nur, weil er der erste nachgewiesene Exoplanet war. Er ist relativ gross, etwa halb so gross wie der Jupiter, und ist sehr nah an seiner Sonne. So grosse Planeten hätten den Theorien zufolge viel weiter aussen sein müssen.

US-amerikanische Forscher wollten es genauer wissen und richteten ihr eigenes Teleskop auf das Sonnensystem 51 Pegasi. Auch sie stiessen auf den Planeten. Diese unabhängige Bestätigung durch andere Forscherteams war laut Queloz entscheidend, um die Entdeckung endgültig anzuerkennen.

Suche nach ausserirdischem Leben

Für die Astronomie war die Entdeckung laut Queloz eine Revolution. "Seither betrachten wir unser Sonnensystem nicht mehr als isoliert", sagte der Forscher. Der Exoplanet habe gezeigt, dass Planeten auch ganz anders aussehen können, als wir es von den Planeten unseres eigenen Sonnensystems kennen. 6.000 weitere Exoplaneten wurden seither entdeckt.

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Über das grosse Interesse der Öffentlichkeit an der Entdeckung war Queloz überrascht. "Damals hatten wir noch nicht realisiert, dass, wenn man von einem Planeten spricht, die Menschen sofort anfangen, von ausserirdischem Leben zu träumen", sagte Queloz. Überraschend war dies für Queloz insbesondere, weil auf 51 Pegasi b mit Temperaturen von über 1000 Grad Celsius alles andere als lebensfreundliche Bedingungen herrschen.

Trotzdem glaubt auch Queloz an ausserirdisches Leben. "Die Frage ist nicht, ob wir Leben finden werden, sondern wie und wann", sagte er.

Heute leitet der 59-Jährige als Direktor ein Zentrum an der ETH Zürich das die Entstehung und Verbreitung von Leben auf und ausserhalb der Erde untersucht. Sein ehemaliger Professor, der heute 83-jährige Mayor, ist im Ruhestand. (SDA/bearbeitet von tar)