Will Smith enttäuschte am Mittwochabend am Paléo Festival in Nyon nicht. Der Hollywood-Star bot dem Publikum genau das, was es hören wollte: Hits aus den 1990er-Jahren - ohne sich allzu sehr mit seinem weniger überzeugenden neuen Album aufzuhalten.

Nicht jeden Abend steht am Paléo eine solche Persönlichkeit auf der Bühne: eine Hip-Hop-Ikone, Hollywood-Superstar und Protagonist eines der grössten Skandale der Oscar-Geschichte - der berühmten Ohrfeige, die Will Smith 2022 dem Moderator Chris Rock verpasste.

Diese Ohrfeige veranlasste Smith dazu, sich vom Film zurückzuziehen und zur Musik zurückzukehren. Im März erschien sein erstes Album seit 20 Jahren, gefolgt von einer ausgedehnten Europatournee in diesem Sommer.

Für das Paléo - ebenso wie für das Gurtenfestival (BE) vier Tage zuvor - war es ein Glücksgriff, eine solche Berühmtheit im Programm zu haben. Auch für Fans und 90er-Jahre-Nostalgiker bot sich eine einmalige Gelegenheit, Smith live auf der Bühne zu erleben.

Best-of 90er und zahlreiche Klassiker

Pünktlich um Mitternacht betrat Will Smith zum ersten Mal die "Grande Scène" in Nyon - begleitet von einer Flut leuchtender Smartphones. Kein Wunder: Gleich zum Auftakt legte er mit "Gettin’ Jiggy With It" los, gefolgt von "Miami", einem weiteren unverzichtbaren Hit aus seiner Glanzzeit.

Es folgten mehrere weitere Klassiker - viele davon untrennbar mit Filmen verbunden, die Smiths Karriere geprägt haben. In Anzügen und mit schwarzen Sonnenbrillen performte er "Men in Black"; mit Cowboyhüten setzte er "Wild Wild West" in Szene.

Auch "Der Prinz von Bel-Air" durfte nicht fehlen - die Fernsehserie, mit der Smiths Karriere begann. Neben dem Titelsong und typischen Tanzschritten der Sitcom gab es auch ein spätes, emotionales Tribut an Schauspielkollege James Avery, der die Rolle von Onkel Phil spielte und 2013 verstarb.

Botschaft mit wenig Echo

Jenseits der 90er-Nostalgie hatte es Smith schwerer, das Publikum zu begeistern. Seine neuen Songs aus dem Album "Based on a True Story", das kaum für Aufsehen gesorgt hatte und auf gemischte Kritiken stiess, kamen weniger gut an.

Smith sprach über Werte wie Resilienz und Mitgefühl, die er mit seinem neuen Werk vermitteln möchte. In einem ruhigeren Moment forderte er das Publikum auf, "das Herz zu öffnen" und sich gegenseitig zu umarmen. Die Reaktion fiel teilweise verhalten aus - das Publikum war offensichtlich für den ausgelassenen Entertainer der 90er gekommen, nicht für den nachdenklichen Will Smith von heute.

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Schweizer Impressionen

Während seiner Tage in der Schweiz zeigte sich Smith auf Social Media genussfreudig und neugierig: beim Naschen von Schokolade, beim Ausprobieren des Alphorns, vor der Jungfrau oder posierend am Genfer Jet d’Eau. Die Tournee geht nun weiter - rund 15 weitere Konzerte stehen bis Anfang September in Europa auf dem Programm. "Das war mein erstes Paléo, aber nicht mein letztes", sagte er zum Abschied. (SDA/bearbeitet von ng)