Zwei SUVs auf dem Zürichsee oder fünf Vogelscheuchen, die vom Artensterben erzählen - das sind zwei Beispiele von Produktionen am Zürcher Theater Spektakel 2025. Fragen nach dem Klima sind ein Schwerpunkt im Programm der diesjährigen Ausgabe.

"Ökologische Fragen, die angesichts der zunehmend polemisierten Weltlage gefährlich in den Hintergrund geraten sind, ziehen sich wie ein roter Faden durch das Programm dieser Ausgabe", schreiben die Verantwortlichen des Theater Spektakels in einer Mitteilung. Und so ist es kein Zufall, dass just am (heutigen) Donnerstag, wenn in Genf die UNO-Konferenz zu Plastikmüll endet, auf der Landiwiese in Zürich das Theaterfestival mit Produktionen eröffnet, in denen zwei SUVs auf dem Zürichsee performen, Vogelscheuchen von Zeiten singen, in denen es noch Vögel zu verscheuchen gab.

Statussymbol SUV und Klimakrise

Ausgerechnet zwei SUVs, die ganz besonders für die Klimakrise und einen privilegierten Umgang damit stehen, schwimmen im See vor der Saffainsel. Eine Frau watet mit Einkaufstüten von Luxusmarken im See auf einen der Wagen zu. Als bei der Generalprobe vor dem offiziellen Festivalstart die laute Musik einsetzte, erregte das die Aufmerksamkeit der anwesenden Badegäste, die mit dem Handy zu fotografieren begannen. Dann standen auch noch 30 Taucher herum. Und plötzlich war überhaupt nicht mehr klar, was eigentlich zur Performance gehört und was sich einfach ergeben hat. Die Performance wurde zur Intervention.

Hinter der Performance steht ein Team um den Berner Filmemacher, Theater- und Performancekünstler Piet Baumgartner ("Bagger Drama"). Nun, in Zürich, lässt er, anders als in seinem hochgelobten Spielfilmdebüt, keine Bagger tanzen, sondern er arbeitet mit dem Statussymbol SUV.

Die Performance "4x4" des Berner Filmemachers und Theaterkünstlers Piet Baumgartner hinterfragt den privilegierten Umgang mit der Klimakrise. © Keystone/GAETAN BALLY

Die Motivation mag jedoch beide Male ähnlich sein. Der gelernte Maschinenzeichner Baumgartner ist fasziniert von Technik. In dem Dorf im Berner Seeland, wo er herkommt, "ist Technik verbunden mit dem Glauben an den Fortschritt. Manchmal hat das fast schon religiöse Züge." Die Menschen meinten, "dass sich mit und dank ihr alles bewältigen und richten lasse, sogar die Folgen des Klimawandels", sagte er einmal zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Baumgartners Performance "4x4" dauert eine halbe Stunde und ist an den drei Wochenenden des Theater Spektakels zu erleben.

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Skurrile Welt gegen die Krise

Thematisch passend warten die Festivalverantwortlichen mit dem französischen Regisseur Philippe Quesne auf. In seinem Stück "Farm Fatale" erzählen Vogelscheuchen vom Artensterben. Das Stück aus einer skurrilen Welt wurde bereits 2019 für die Münchner Kammerspiele konzipiert. Seither habe sich "die Umweltkrise verschärft: Luftqualität, Landwirtschaft, Nahrung... Und all das hängt mit den aktuellen geopolitischen Konflikten und einem entfesselten Kapitalismus zusammen", lässt sich Quesne wenig optimistisch im Magazin auf theaterspektakel.ch zitieren. "Farm Fatale" ist vom 14. bis 16. August auf der Seebühne zu sehen.

Neben Umweltthemen wirft das diesjährige Theater Spektakel Fragen nach dem Miteinander auf, beispielsweise in dem musikalischen Tanzstück "umuko" der Fokuskünstlerin Dorothée Munyaneza aus Ruanda. Insgesamt stehen mehr als 200 Künstlerinnen und Künstlern und 33 Produktionen aus aller Welt auf dem Programm. Das Zürcher Theater Spektakel dauert vom 14. bis 31. August.

theaterspektakel.ch  © Keystone-SDA