Die Entwicklung in der weltweiten Bekämpfung von Hunger und Ernährungsunsicherheit stagniert. Konflikte, Klimakrise und gestrichene Gelder für humanitäre Hilfe sind Auslöser dafür.
Laut dem Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen soll bis 2030 der Hunger in der Welt beendet sein. Derzeit ist die Erreichung dieses Ziels nicht realistisch – denn seit 2016 hat sich die Zahl der Menschen, die von Hunger betroffen sind, kaum verändert.
Im neuen Bericht der Welthungerhilfe heisst es: "Mindestens 56 Länder werden beim derzeitigen Tempo bis 2030 keinen niedrigen Hungerwert – geschweige denn das Ziel Zero Hunger – erreichen."
Die eigentliche Botschaft des Hungerindexes ist klar: "Niemand sollte jemals hungern müssen." Doch trifft dies in der heutigen Realität auf eine komplexe Gemengelage: weltweit wird die Förderung von humanitärer Hilfe zurückgeschraubt. Kriege und Konflikte, wie im Sudan oder der Demokratischen Republik Kongo, verschärfen die Situation vieler. Durch den Klimawandel, mit seinen Folgen für die Ernährungsgrundlage, spitzt sich die Lage weiter zu.
"Stillstand bedeutet am Ende Rückschritt", sagt Mathias Mogge, Generalsekretär Welthungerhilfe in einer Pressekonferenz. Wichtig sei es politisch entschlossen zu handeln.
Hungersnöte aufgrund von Krisen
Einer der primären Treiber von Hunger sind bewaffnete Konflikte. Im Sudan herrscht derzeit eine der schwersten humanitären Krisen der Welt.
2024 wurde in mehreren Gebieten eine Hungersnot ausgerufen. Diese droht sich weiter auszubreiten, da bisher kein Ende des Konflikts in Sicht ist. Schätzungen zufolge waren zwischen Dezember 2024 und Mai 2025 ca. 24,6 Millionen Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit bedroht.
Von der Weltpolitik bleibt der Sudan jedoch grösstenteils ignoriert. Mogge plädiert hier für mehr politisches und diplomatisches Engagement, um den Krieg zu beenden.
Frage des politischen Willens?
"Hunger ist das grösste, aber auch lösbarste Problem dieser Welt“, sagt Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe in der Pressekonferenz am Donnerstag. "Veränderungen sind möglich, wenn der politische Wille da ist.“
Das politische Engagement, sowohl das lokale als auch internationale, müsse gestärkt werden. Hunger müsse als eine Priorität in der Politik und als drängendes Problem erkannt werden. Eine mögliche Konsequenz wären mehr Investitionen für die Bekämpfung von Hunger.
Finanzielle Unterstützung vielerorts gekürzt
Jedoch ist derzeit das Gegenteil der Fall: Regierungen kürzen ihre Programme, vielerorts fehlt es an Finanzierungen. Stattdessen, so heisst es im Bericht, würden Militärausgaben in vielen Ländern stark steigen. Dies sei "eine Umkehrung der Prioritäten, die die weltweiten Massnahmen gegen Hunger untergräbt“.
Auch von Seiten der deutschen Bundesregierung stehen die Zeichen schlecht. Für humanitäre Hilfe sind im Bundeshaushalt 2026, wie schon 2025, eine Milliarde Euro vorgesehen. Dies sind über 50 Prozent weniger als 2024. Der Anteil am Gesamtetat sinkt damit auf 0,2 Prozent. Dies ist der niedrigste Wert seit zehn Jahren.
Bedeutung des Klimawandels auf die Ernährungslage
Der Klimawandel stellt weltweit eine Bedrohung dar und verstärkt in vielen Ländern die Ernährungsunsicherheit. Extremwetterereignisse werden immer heftiger und kommen häufiger vor.
"Wir sind nicht schnell genug mit den Anpassungen an den Klimawandel, denn die Veränderungen kommen so rasend schnell, dass die Menschen sich kaum anpassen können“, betont Mogge. Laut ihm müsste es schneller gehen, um die Menschen und Gemeinden resistenter gegen extremes Wetter zu machen.
Was wird gefordert?
Die Zusammenarbeit von lokalen Gemeinden, Politik und Verwaltung müsse laut der Welthungerhilfe gestärkt werden. "Niemand darf zurückgelassen werden“, sagt Mogge. Zusätzlich appelliert die Organisation an die Bundesregierung, den Haushalt für humanitäre Hilfe in 2026 nachzubessern.
Empfehlungen der Redaktion
Laut der Welthungerhilfe fehlt es nicht an Lösungen, um Hunger zu bekämpfen. Doch die Lösungen, die da wären, würden nicht vollständig umgesetzt.
Verwendete Quellen:
- Pressekonferenz der Welthungerhilfe
- Welthungerindex 2025
- venro.org: Bundeshaushaltsentwurf 2026