Erdnussschalen als Essen und Drohnenangriffe auf Kindergärten: Der Krieg im Sudan fordert immer mehr zivile Opfer. Kinder sind besonders gefährdet.

Der Krieg im Sudan geht weiter. Seit über zweieinhalb Jahren sind Zivilistinnen und Zivilisten durch die anhaltende Gewalt bedroht. Mehrere UN-Organisationen appellieren für mehr Aufmerksamkeit für die Gräueltaten und ein Ende des Krieges.

So hat im Frühjahr die Miliz Rapid Support Forces (RSF) bei ihrer dreitägigen Offensive auf das Geflüchtetencamp Zamzam nach Angaben der Vereinten Nationen mindestens 1.013 Zivilisten getötet. Im neuen Bericht des UN-Büros für Menschenrechte heisst es weiter, durch den Angriff vom 11. bis 13. April seien mehr als 400.000 Bewohner des Lagers aufs Neue vertrieben worden.

Schwere Verstösse gegen das Völkerrecht

Der Bericht des UN-Büros für Menschenrechte listet Tötungen, Vergewaltigungen und andere Formen sexueller Gewalt, Folter und Entführungen während der dreitägigen Offensive auf das Camp auf. Es handle sich um ein konstantes Muster "schwerer Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht und massiver Verletzungen der Menschenrechte".

Kartenausschnitt
Das Zamzam-Camp befindet sich ca. 14 Kilometer von Al-Fashir entfernt und wurde im April von der Miliz angegriffen. © Datawrapper/Carla Magnanimo

In den Monaten vor dem Angriff auf das Zamzam-Camp blockierte die RSF laut dem Bericht die Einfuhr von Lebensmitteln, Wasser, Treibstoff und anderen Gütern in das Camp und griff diejenigen an, die versuchten, Nachschub zu bringen. Um zu überleben, hätten viele Familien ihren Kindern Tierfutter wie Erdnussschalen gegeben.

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, appellierte eindringlich: "Die Welt darf nicht tatenlos zusehen, wie sich eine solche Grausamkeit im Sudan als alltägliche Realität verfestigt."

Kinder in Betreuungseinrichtung getötet

Anfang Dezember sollen laut UNICEF Sudan bei einem Drohnenangriff mehr als zehn Kinder im Alter von fünf bis sieben Jahren getötet worden sein. Sie waren zu dem Zeitpunkt im Kindergarten. "Kinder in ihrer Schule zu töten ist eine grausame Verletzung der Rechte von Kindern", betont Sheldon Yett, UNICEF-Vertreter für den Sudan.

Das Kinderhilfswerk UNICEF zeigt sich besorgt über das gewaltvolle Ausmass des Krieges im Sudan. Kinder, die in belagerten Gebieten wie Darfur oder Kordofan festsitzen, sind besonders gefährdet.

Sie sind der Gewalt ausgesetzt, haben kaum Zugang zu sauberem Wasser oder Nahrungsmitteln und können nicht medizinisch versorgt werden. Insbesondere in der Region Kordofan hat sich die Sicherheitslage seit Anfang November deutlich verschärft.

Yett führt weiter aus: "Kinder dürfen niemals den Preis von Konflikten zahlen. UNICEF fordert alle Konfliktparteien auf, diese Angriffe unverzüglich zu beenden und einen sicheren, ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe zu ermöglichen, damit sie die Menschen in verzweifelter Not erreicht."

Geschlechterspezifische Gewalt bedroht Frauen und Mädchen

Die UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell war vor einigen Wochen im Sudan, um sich ein Bild von der Lage zu machen und sprach mit den Betroffenen. Ein 16-jähriges Mädchen erzählte ihr von der Flucht aus Khartum.

"Sie flohen, aber der Krieg folgte ihnen", berichtet Russell. "Als bewaffnete Männer ihr Dorf angriffen, begannen sie, Menschen zu töten, darunter ihren Grossvater und ihren Onkel, während Mädchen vergewaltigt oder verschleppt wurden. Nahed gelang die Flucht, aber sie sagte, es sei schrecklich gewesen. Die erschreckenden Erinnerungen bleiben."

Immer wieder versuchen die Menschen vor der Gewalt zu fliehen, doch auch hier sind sie Risiken ausgesetzt. Sichere Fluchtkorridore aus den Gebieten Darfur und Kordofan gibt es nicht. Immer wieder werden Kinder auf der Flucht von ihren Eltern getrennt. Vor allem Mädchen sind dann der Gefahr sexualisierter Gewalt schutzlos ausgeliefert.

In kinderfreundlichen Zentren versucht UNICEF Überlebende sexualisierter Gewalt psychologisch zu unterstützen. Zudem sucht das Kinderhilfswerk bei unbegleiteten Kindern nach Familienangehörigen.

Empfehlungen der Redaktion

Grösste humanitäre Krise der Welt

Den seit April 2023 andauernden Krieg im Sudan, in dem sich die sudanesische Armee und die RSF gegenüberstehen, bezeichnen die Vereinten Nationen als grösste humanitäre Krise der Welt. Zwölf Millionen Menschen wurden durch die Kämpfe vertrieben, jeder zweite Einwohner des nordostafrikanischen Landes ist von Hunger bedroht.

Verwendete Quellen: