Extreme Armut ist weltweit ein weitverbreitetes Problem, von dem über 400 Millionen Kinder betroffen sind. Konflikte, die Klimakrise und eine steigende Schuldenlast sind nur einige der Gründe. Doch gibt es auch Länder, die als gutes Beispiel vorangehen.
400 Millionen Kinder leben weltweit in extremer Armut, dies legt ein neuer Bericht von UNICEF dar. Auch in europäischen Ländern ist die Zahl der von Armut betroffenen Kinder hoch, fast ein Viertel der europäischen Kinder sind bedroht. In Deutschland ist die Zahl ebenfalls angestiegen.
Kinder, die von monetärer Armut betroffen sind, müssen mit weniger als drei US-Dollar pro Tag leben. Dies betrifft derzeit 19 Prozent der Kinder weltweit, insbesondere in Subsahara-Afrika und Südasien.
Zu wichtigen Lebensbereichen wie Bildung, Wohnen, Gesundheit, Ernährung, Sanitärversorgung und Wasser haben von Armut betroffene Kinder nur eingeschränkten Zugang. Der UNICEF-Bericht zeigt, dass weltweit eine erhebliche Zahl von Kindern in mindestens zwei dieser Bereiche eine deutlich eingeschränkte Teilhabe hat.
Auch hier sind vor allem Kinder in Subsahara-Afrika und Südasien betroffen. So haben beispielsweise 65 Prozent der Kinder aus Ländern mit niedrigem Einkommen keinen Zugang zu einer Toilette.
Armut ist ein generationaler Teufelskreis
In Armut lebende Menschen müssen jeden Tag auf Neue kämpfen, sind häufiger in prekären Arbeitsverhältnissen. Kinder sind so einem höheren Risiko für Kinderarbeit ausgesetzt, da sie ihre Familien finanziell unterstützen müssen.
Dadurch haben sie weniger Möglichkeiten zur Schule zu gehen, um später eine Arbeit zu finden, durch die sie mehr Geld verdienen. Armut ist ein Teufelskreis, aus dem es ohne Hilfestellungen und strukturelle Veränderungen kaum ein Ausbrechen gibt.
Aus armen Kindern werden häufig arme Erwachsene
Diese Armut betrifft auf lange Sicht nicht nur die Kinder. Aus dem Bericht geht hervor, dass Erwachsene, die in Armut aufgewachsen sind, anfälliger für Depressionen und Angststörungen sind. Sie haben eine niedrigere Lebenserwartung und schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Durch die verbreitete Kinderarmut sind auch also auch zukünftige Generation gefährdet, was wiederum schädlich für Gesellschaften ist und die Entwicklung von Staaten ist. Besonders gefährdet sind die jüngsten Kinder, Kinder mit Behinderungen und Kinder in Krisengebieten. In dem Bericht wird betont, dass "Gewalt und Extremismus gedeihen" können.
Globale Entwicklungen verändern die Zukunft
Laut UNICEF werden drei Trends die Welt für Kinder bis 2050 tiefgreifend verändern: der demografische Wandel, die Klimakrise und technologische Entwicklungen. Nicht alle Menschen werden in gleichem Masse davon betroffen sein oder davon profitieren. In Ländern, in denen zusätzlich bewaffnete Konflikte herrschen oder eine grosse Schuldenlast herrscht, wird die Last auf die Gesellschaft weiter erhöht.
Auch die globalen finanziellen Kürzungen für Entwicklungszusammenarbeit haben einen negativen Einfluss auf die Entwicklung von Kinderarmut: Bis 2030, so schreibt UNICEF auf Berufung von "The Lancet", könnten dadurch 4,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren sterben.
Lösungen gegen die Kinderarmut
Es gibt jedoch auch eine gute Nachricht: Weniger Kinder leben 2024 in monetärer Armut als dies noch 2014 der Fall war. Die Zahl ist um 19 Prozent gesunken. "Dieser Fortschritt gelang vor allem dadurch, dass Regierungen Kinderrechte zur Priorität in ihrer Politik und Wirtschaftsplanung gemacht haben", heisst es in der Pressemitteilung von UNICEF.
"Leben Kinder in Armut und ohne gesunde Ernährung, sanitäre Einrichtungen oder Unterkunft, hat das verheerende Folgen für ihre Gesundheit und Entwicklung", sagt die UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. "Das muss nicht so sein. Wenn Regierungen sich verpflichten, Kinderarmut durch wirksame Massnahmen zu beenden, eröffnen sie Kindern eine Welt voller Möglichkeiten."
Gehen mit gutem Beispiel voran: Tansania und Bangladesch
In Tansania wurde innerhalb von 23 Jahren die Kinderarmut um 46 Prozent gesenkt. Begünstigt wurde dies durch Zahlungen der Regierung an von Armut betroffene Haushalte.
Auch in Bangladesch haben staatliche Initiativen zu einer Senkung der Kinderarmut um 32 Prozent geführt. Hier wurde ein Fokus auf den Zugang zu Bildung und Elektrizität gelegt. Auch wurde sich von Seiten der Regierung um eine Verbesserung der Wasser- und Sanitärversorgung gekümmert.
Empfehlungen der Redaktion
Dies zeige, so UNICEF, dass es Wege gäbe, Kinderarmut zu bekämpfen. Hierzu müssten Regierungen Kinderarmut zur Priorität machen, Familien finanziell und staatlich unterstützen und den Zugang zu Dienstleistungen wie Bildung, Gesundheitsversorgung und sanitären Einrichtungen verbessern.
"Jetzt ist nicht die Zeit zum Rückzug", betont Russell, "Es ist die Zeit, auf den hart erarbeiteten Fortschritten für Kinder aufzubauen, die über die Jahre erzielt wurden."
Verwendete Quellen:
- unicef.de: Pressemitteilung
- unicef.org: Bericht: Ending Child Poverty: Our shared imperative (auf Englisch)
- Statista.de: Kinderarmut