Die Angriffe in der Ukraine halten an, zuletzt gab es schwere Bombardierungen auch in der Hauptstadt Kiew. Laut UN-Bericht werden Kinder online für den Krieg rekrutiert. Der UNICEF-Geschäftsführer Christian Schneider betont die Wichtigkeit des Wiederaufbaus.

Die Angriffe auf die Ukraine gehen auch während der derzeit stattfindenden Wiederaufbaukonferenz in Rom weiter. Schwere Bombardierungen treffen unter anderem die ukrainische Hauptstadt Kiew, laut der "Tagesschau" brannten in der Nacht auf vom 9. auf den 10. Juli Wohn- und Bürogebäude sowie Lagerhallen. Ukrainischen Angaben zufolge war dies der heftigste Drohnenangriff Russlands seit Kriegsbeginn vor drei Jahren.

Zudem gibt es einen verstärkten Einsatz von Kampfdrohnen. Russische Streitkräfte haben zwischen Dezember 2024 und Mai 2025 mindestens fünf Krankenhäuser direkt angegriffen.

UN-Beobachtermission: Angriffe auf Städte erschütternd

Der vergangene Juni war laut UN-Berichten der bisher tödlichste seit Beginn des russischen Angriffskrieges. Mindestens 232 Zivilisten seien in jenem Monat getötet worden, 1.343 verletzt.

Bereits Ende Mai, nach einem verheerenden Angriff, bei dem Russland über 300 Raketen auf ukrainische Gebiete abschoss, veröffentlichten die UN-Menschenrechtsbeobachter ein Statement, indem sie diese gezielten Angriffe auf städtische Gebiete aufs Schärfste verurteilen.

"Mit mindestens 78 getöteten oder verletzten Menschen zeigt der Angriff erneut, welche verheerenden Auswirkungen solche Waffen in städtischen Gebieten haben", sagte Danielle Bell, Leiterin der UN-Beobachtermission. "Er reiht sich ein in die erschütternde Bilanz menschlichen Leids, die dieser Krieg verursacht."

Doppelt so viele Kinder getötet

Die Vereinten Nationen verifizierten zuletzt, dass 222 Kinder und Jugendliche vom 1. März bis 31. Mai getötet wurden. Dies ist ein deutlicher Anstieg zu den Monaten davor, in denen 73 Kinder starben.

Die Bombardierung von Wohngebieten, die Zerstörung von Krankenhäusern, Schulen und der Wasser- und Strominfrastruktur sind für die Menschen eine grosse Gefahr und Belastung. Sie hat Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben, auch auf lange Sicht. Der Wiederaufbau des Landes wird somit immer weiter erschwert.

Zusätzlich führen die Angriffe dazu, dass Menschen aus ihren Häusern fliehen müssen und jetzt dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Sie brauchen sauberes Wasser, Lebensmittel und psychosoziale Betreuung, um mit dem Erlebten umgehen zu können.

Moderne Form der Kriegsführung bedroht Kinder

Besonders perfide sei laut der UN-Menschenrechtsbeobachtungsmission eine neue Form der Kriegsführung. Hier werden Kinder und Jugendliche gezielt auf Social Media angeschrieben, um gegen Bezahlung militärische Aktivitäten in der Ukraine auszuüben. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um Sabotage, die Beschaffung von Informationen oder sogar Angriffe auf militärische Einrichtungen unter Einsatz selbstgebauter Sprengstoffkörper.

Bei solchen Handlungen wurden mindestens zwei Jungen getötet, so die Vereinten Nationen. Berichten zufolge wurden bereits 103 Minderjährige aufgrund solcher Handlungen verhaftet, einige haben schwere Haftstrafen zu befürchten.

UNICEF arbeitet aus diesem Grund mit der ukrainischen Regierung zusammen, um ein Justizsystem zu stärken, das Kinder schützt. Dabei heisst es Alternativen zur Inhaftierung zu fördern, den Zugang zu rechtlicher Unterstützung sicherzustellen und einen Schwerpunkt auf wiederherstellende Gerechtigkeit und Rehabilitation zu legen.

Kinder dürfen nicht spielen, sondern fürchten um ihr Leben

Die dauerhaften Angriffe sind insbesondere für Kinder schwerwiegend. Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, sorgt sich in einem Statement anlässlich der Wiederaufbaukonferenz um die Zukunft der Kinder: "Statt mit Freunden zu spielen oder ihren Hobbys nachzugehen, verbringen sie Tage und Nächte in Schutzkellern. Ihre Schulen und Krankenhäuser werden attackiert, ihr Zuhause von Luftangriffen erschüttert."

Im Zentrum müsse jetzt das Streben nach Frieden in der Ukraine und der Wiederaufbau des Landes stehen, sagt Schneider. Dies würde vor allem durch frühkindliche Bildung, Präsenzunterricht und dem Zugang zu Ausbildungsmöglichkeiten erreicht. Denn die Bildung von Kindern sei unerlässlich für den Wiederaufbau einer Gesellschaft.

Verwendete Quellen: