Das UN-Kinderhilfswerk erwartet in diesem Jahr wegen weltweiter Einsparungen bei der Entwicklungshilfe deutlich weniger Finanzmittel. Exekutivdirektorin Catherine Russell warnt vor dramatischen Folgen.

Weltweite Kürzungen bei der Entwicklungshilfe wirken sich nach Einschätzung des UN-Kinderhilfswerks UNICEF bereits in diesem Jahr drastisch auf das eigene Budget und damit negativ auf Kinder aus.

"Wir rechnen derzeit mit einem Rückgang unserer weltweit verfügbaren Mittel für humanitäre Hilfe und langfristige Programme für Kinder und Familien um mindestens 20 Prozent in diesem Jahr", sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Wir versuchen, jeden Dollar so gut wie möglich zu nutzen. Aber die Wahrheit ist, dass die Kinder darunter leiden werden."

Zurzeit leben etwa 450 Millionen Kinder in Kriegsgebieten. Allein im Sudan ist die Lage katastrophal, es ist momentan das Land mit den meisten vertriebenen Kindern weltweit. Auch die Zahl von Kinderrechtsverletzungen sind hier auffällig hoch. Diese sind weltweit angestiegen, 2023 verzeichneten die Vereinten Nationen 32.990 schwere Kinderrechtsverletzungen.

Weniger Geld für Entwicklungs- und Nothilfe - auch aus Deutschland

Mit den USA ist ein wichtiger Geldgeber quasi ausgefallen. Aussenminister Marco Rubio hatte Anfang Juli das offizielle Ende von Auslandshilfen durch die US-Entwicklungsbehörde USAID verkündet. Die Organisation war eine der grössten ihrer Art weltweit und organisierte zahlreiche Hilfsmassnahmen auf der ganzen Welt. Sie reichte von der Aids-Hilfe bis zum Wiederaufbau in Kriegsregionen.

Auch die deutsche Regierung hat aus Spargründen den Entwicklungshilfeetat gekürzt. Dieser sank um etwa eine Milliarde Euro. Die finanziellen Mittel für Nothilfe wurden um die Hälfte gekürzt. Noch sei Deutschland handlungsfähig, sagte Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan von der SPD, und von den amerikanischen Zuständen weit entfernt. Drastisch sind die Kürzungen trotz allem.

Schlechtere medizinische Versorgung als Folge

Im Dezember 2024 hatte UNICEF mitgeteilt, im Jahr 2025 rund 9,9 Milliarden US-Dollar (etwa 8,5 Milliarden Euro) für Nothilfe zugunsten von 109 Millionen Kindern in 146 Konflikt- und Krisenländern zu benötigen.

Empfehlungen der Redaktion

Russell sagte dem RND, bei geringeren Finanzmitteln könnten Kinder weniger geimpft und schlechter medizinisch versorgt werden. Viele könnten ihre Schulbildung nicht fortsetzen. Dies könne weitere dramatische Folgen haben, warnte Russell: "So etwas destabilisiert die Länder und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie in Konflikte oder Krisen geraten. Das wirkt sich schlussendlich auf uns alle aus."

Eine im Fachmagazin "The Lancet" veröffentlichte Studie kam zu dem Schluss, dass der Kahlschlag bei USAID in den kommenden fünf Jahren mehr als 14 Millionen zusätzliche Tote zur Folge haben könnte - davon rund fünf Millionen Kinder unter fünf Jahre. (dpa/bearbeitet von cm)