Der Bitcoin hat im Mai einen neuen Rekordwert erzielt. Und das, nachdem er erst im April drastisch abgesackt war. Wie kommen die extremen Kursschwankungen zustande? Und was hat Trump damit zu tun? Ein Experte ordnet die Berg- und Talfahrt ein.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Sven Weiss sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Es geht rauf und runter, und das in einem fast wahnwitzigen Tempo: Der Bitcoin befindet sich zurzeit auf einer beispiellosen Berg- und Talfahrt. Spekulanten reiben sich schon die Hände. Doch die Hintergründe der Kursschwankungen sind komplex. Und teilweise genau so gewollt, weshalb ein Experte vor allzu grosser Euphorie warnt.

Mehr News zum Thema Wirtschaft

Rückblick: Am 6. April 2025 fällt der Bitcoin auf 74.434 US-Dollar, ein Wert, den das Portal "Goldinvest.de" als "Paniktief" bezeichnet. Ein Grund könnte unter anderem die zunehmende Unsicherheit aufgrund der Handelspolitik Donald Trumps sein, der ja eigentlich als Befürworter von Kryptowährungen gilt. Doch bald schon geht es wieder hoch hinaus. So hoch, dass der BTC (Bitcoin) am 22. Mai einen Allzeitrekord knackt – 111,878 US-Dollar.

Bitcoin im Auf und Ab: Wer von den Kursschwankungen profitiert

Von der vermeintlichen Marktkapitalisierung des Bitcoins dürfe man sich nicht blenden lassen, erklärt Co-Pierre Georg von der Frankfurt School of Finance & Management im Gespräch mit unserer Redaktion.

Ein erheblicher Teil des täglichen Transaktionsvolumens diene lediglich der Anpassung von unterschiedlichen Preisniveaus der unterschiedlichen Kryptobörsen. Ein ganz normaler Vorgang also in einem äusserst volatilen Markt.

Und in diesem Markt mischen viele mit, die von eben solchen Kursschwankungen profitieren. "Einzelne Akteure wie die US-Firma Strategy, deren Geschäftsmodell es ist, schuldenfinanziert grosse Mengen an Bitcoin zu kaufen, haben erheblichen Einfluss auf den Preis", sagt Georg.

Die Kursschwankungen seien ein integraler Bestandteil des Geschäftsmodells von Strategy. "Hierdurch wird die ohnehin schon erhebliche Volatilität im Krypto-Markt nochmal angeheizt", so Georg.

Donald Trump: wie Sauerstoff für das Kryptofeuer

Und es gibt noch einen weiteren wichtigen Player auf dem Kryptomarkt: Donald Trump. Co-Pierre Georg findet dazu deutliche Worte: "Donald Trump ist der Präsident, den Krypto verdient hat. Seine Politik der aggressiven Deregulierung ist wie Sauerstoff, der das Kryptofeuer anfacht. In dem Moment, in dem Trump Bitcoin zu einem strategischen Asset erhebt, wird Bitcoin Teil seiner politischen Agenda. Wer heute in Bitcoin investiert, kauft sich damit in eine extrem libertäre, zum Teil rechtsgerichtete Ideologie ein."

Was ist also noch zu erwarten von der bekanntesten Kryptowährung? Viele Experten sehen noch weitaus grösseres Potenzial für den BTC, wie etwa das Fachportal "Coindesk" berichtet. Co-Pierre Georg warnt jedoch Anleger vor erheblichen, kaum zu überschauenden Risiken.

"Niemand kann verlässlich vorhersagen, wohin sich der Kurs entwickeln wird", so Georg. "Wer Anlegern jetzt zum Einstieg rät, handelt grob fahrlässig." Neben den politischen Risiken durch Trump blieben weiterhin erhebliche systemische Risiken bestehen, so Georg.

Experte rät: Nie mehr investieren, als man bereit ist, zu verlieren

Immerhin: Der Bitcoin hat in seiner Geschichte bereits fünfmal 80 Prozent seines Wertes verloren. Zwar habe er sich immer davon überholt, aber niemand könne garantieren, dass dies wieder geschehe, so Georg.

Der Rat des Experten ist deshalb eindeutig: Anleger sollten ganz dringend darauf achten, nie mehr zu investieren, als sie bereit sind, komplett zu verlieren.

Über den Experten

  • Dr. Co-Pierre Georg ist Professor of Practice in Digital Finance and Technology an der Frankfurt School of Finance & Management und Direktor des Frankfurt School Blockchain Center. Er forscht im Bereich der Finanztechnologie.

Verwendete Quellen