Frankfurt/Main - Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie hat zu Jahresbeginn ihre lange Flaute hinter sich gelassen. Im ersten Quartal legte der Umsatz um 4,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu auf 54,8 Milliarden Euro, teilte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) in Frankfurt mit. Damit habe die Branche mit rund 480.000 Beschäftigten hierzulande den Einbruch der vorherigen Monate wieder wettgemacht.
"Sollte der Zollkonflikt nicht weiter eskalieren und die Bundesregierung wie angekündigt ein Wachstumspaket auf den Weg bringen, könnten sich die Perspektiven für unsere Branche bereits in diesem Jahr aufhellen", sagte VCI-Präsident Markus Steilemann.
Im ersten Quartal stieg die Produktion um 6,7 Prozent zum Vorquartal und in der Chemie allein um 4,7 Prozent. In der Pharmabranche wuchs sie sogar um gut 10 Prozent - wohl, weil Kunden aus Sorge vor US-Zöllen auf Medikamente Bestellungen vorzogen.
Sorgen vor Trumps Zöllen
Der VCI begründete die Erholung mit einer Belebung in fast allen Sparten, sowohl im In- wie im Ausland. Die Bewertung der aktuellen Geschäftslage habe sich verbessert. Allerdings hätten sich die Geschäftserwartungen eingetrübt: So schmälere die Zollpolitik der USA die Exportchancen der Chemie und ihrer Kunden. Zudem könnten chinesische Waren verstärkt nach Europa umgeleitet werden und den Druck erhöhen. Pharmaunternehmen fürchten hohe Zölle auf dem wichtigen US-Markt.
Für das laufende Jahr bleibt der Verband deshalb vorsichtig und bestätigte seine Prognose. Demnach soll die Produktion stagnieren und der Umsatz leicht um ein Prozent auf rund 221 Milliarden Euro sinken.
Hoffen auf neue Regierung: "Die Chancen sind da"
Die energieintensive Chemie, die drittgrösste deutsche Industriebranche nach dem Auto- und Maschinenbau, leidet unter hohen Energiepreisen und der Konjunkturflaute. Chemiekonzerne wie BASF und Evonik haben grosse Umbauprogramme verkündet, streichen Jobs und legen teilweise Anlagen still.
Hoffnung setzt der VCI auf den europäischen Binnenmarkt. "Die Chancen sind da. Deutschland hat jetzt wieder eine stabile Regierung, die alle Trümpfe in der Hand hält", sagte Präsident Steilemann. Sie müsse strukturelle Defizite abbauen und Reformen anstossen. Dazu zählen insbesondere deutlich gesenkte Energiepreise, ein schneller Bürokratieabbau und eine Steuerreform. © Deutsche Presse-Agentur