Seit Monaten hat Donald Trump Jerome Powell im Visier. Denn der Chef der US-Notenbank will sich Druck aus dem Weissen Haus nicht beugen. Doch nicht an allen in der Notenbank scheinen Trumps Drohungen spurlos vorbeizuziehen.

Nach dem jüngsten Zinsentscheid der US-Notenbank setzt US-Präsident Donald Trump seine verbalen Angriffe auf deren Chef Jerome Powell fort. Der Republikaner arbeitete sich am Morgen (Ortszeit) in einer Reihe von Beiträgen auf seiner Plattform Truth Social an Powell ab und bezeichnete ihn unter anderem – wie bereits zuvor – als "sturen Dummkopf".

Zugleich forderte er, der Zentralbankrat solle "DIE KONTROLLE ÜBERNEHMEN", falls Powell sich weiterhin weigere, den Leitzins "deutlich" zu senken.

Der Chef der Federal Reserve trifft Entscheidungen über den Leitzins nicht im Alleingang – dafür ist der Zentralbankrat zuständig. Beim jüngsten Entscheid am Mittwoch war auffällig, dass sich im Gegensatz zur vorherigen Sitzung nicht alle Mitglieder hinter eine Beibehaltung des Leitzinses stellten.

Zwei von elf anwesenden Vertretern – Michelle Bowman und Christopher Waller – plädierten für eine Senkung. Abweichende Stimmen kommen bei der Fed nur selten vor.

Knickt das Gremium ein?

Zentralbankratsmitglied Waller wird eine Nähe zu Trump nachgesagt. Der US-Präsident soll ihn neben Finanzminister Scott Bessent als möglichen Nachfolger von Powell in Betracht ziehen. Beobachter halten es für denkbar, dass sich beim nächsten Entscheid weitere Mitglieder des Gremiums vom Kurs der Mehrheit absetzen könnten – nicht zuletzt unter dem Druck Trumps.

Der US-Präsident dürfte auf diesen Effekt spekulieren. Die Gegenstimmen würden "NUR NOCH STÄRKER WERDEN", schrieb er bei Truth Social.

Trotz der vehementen Forderungen aus dem Weissen Haus hält die Fed den Leitzins weiterhin stabil. Aktuell liegt er in einer Spanne zwischen 4,25 und 4,5 Prozent.

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Weil Trump bislang nicht das bekommt, was er verlangt, hat er Powell in den vergangenen Monaten wiederholt scharf angegriffen und mehrmals mit dessen Entlassung gedroht. Die rechtlichen Hürden für einen solchen Schritt sind allerdings hoch.

Ob ein US-Präsident den Chef der Notenbank überhaupt absetzen kann, ist juristisch nicht abschliessend geklärt. Powells Amtszeit endet im kommenden Mai. (dpa/bearbeitet von thp)