Tropische Krankheiten wie Dengue, Gelbfieber und Hanta sind Fernreisenden nicht unbekannt. Aber durch die Verbreitung der Asiatischen Tigermücke verbreiten sich manche Krankheiten auch in unseren Breiten. Aktuell wächst die Sorge zum Beispiel vor dem Chikungunya-Fieber. Die Ständige Impfkommission empfiehlt vor Reisen in spezielle Gebiete nun eine Impfung.

Die Träger tropischer Krankheiten, die Tigermücken, sind auch in Freiburg, Karlsruhe oder Mannheim längst keine Exoten mehr. So wurde Anfang Juli bekannt, dass ein Mensch im Elsass durch den Stich einer infizierten Mücke am Chikungunya-Virus erkrankte.

Dieser jüngste Fall zeigt: Die Tropenviren und mit ihnen das Erkrankungsrisiko rücken näher. Muss man sich jetzt Sorgen machen? Wie kann man sich schützen? Und was tun bei Symptomen?

Wie gefährlich ist das Chikungunya-Fieber?

Das Virus tritt vor allem in Asien, Afrika und Amerika auf. Der Name, der ursprünglich aus der Sprache der Makonde stammt, einem Bantuvolk im Südosten von Tansania, heisst übersetzt so viel wie "der gekrümmt Gehende" – in Anlehnung an die Symptome. Es wurde erstmals 1952 bei einem Ausbruch in Tansania beschrieben.

Spezifische Medikamente gegen Chikungunya gibt es noch nicht. Es werden Arzneimittel verabreicht, die die Symptome lindern sollen. Die meisten Infizierten erholen sich vollständig, oft schon nach einer Woche. Starke Gelenkschmerzen können aber auch monatelang andauern. Gefährlicher ist das Virus für chronisch Kranke, Ältere sowie für Schwangere und Säuglinge, die sich im Mutterleib infizieren.

Wie zeigt sich Chikungunya?

Das Chikungunya-Virus ist eine virale Erkrankung, die mit grippetypischen Symptomen wie Fieber und Gelenkbeschwerden einhergeht. Eine Chikungunya-Infektion bringt fast immer Symptome mit sich. Diese setzen laut dem CRM Centrum für Reisemedizin vier bis sieben Tage nach der Übertragung ein.

Die Krankheit zeigt sich durch plötzlich auftretende, starke Gelenkschmerzen an Händen und Füssen, begleitet von hohem Fieber und Hautausschlag. Hinzu kommen können Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen. Bei schwereren Verläufen kann sich die Genesung über Monate und in seltenen Fällen auch über mehrere Jahre hinziehen. Ist Chikungunya ausgeheilt, besteht eine lebenslange Immunität gegen die Krankheit.

Wie steckt man sich mit Chikungunya an?

Das Virus wird von infizierten weiblichen Stechmücken bestimmter Arten wie der Asiatischen Tigermücke und der Gelbfiebermücke übertragen. Von Mensch zu Mensch steckt man sich üblicherweise nicht an.

Die inzwischen auch hierzulande heimische Tigermücke kann das Virus weitergeben, wenn ein Tier zuerst einen infizierten Menschen sticht, das Virus aufnimmt und bei einem anschliessenden Stich überträgt, sagte Florian Hölzl, der Leiter der Abteilung Infektionsschutz und Umwelthygiene des Stuttgarter Gesundheitsamts. Die Mücken stechen vor allem am Tag zu. Über die Speichelsekrete der Stechmücke gelangt das Virus in den menschlichen Blutkreislauf.

Welche Gebiete sollten Reisende meiden?

Wer in tropischen oder subtropischen Ländern unterwegs ist, kann dort Stechmücken begegnen, die das Chikungunya-Virus übertragen und Reisenden genau diese unschönen Andenken bescheren. Immerhin: "Chikungunya ist bislang bei deutschen Reiserückkehrenden sehr selten", schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI) in seinem aktuellen "Epidemiologischen Bulletin". Klar ist aber: Das Risiko, sich zu infizieren, steigt entscheidend, wenn man in Gebieten mit Ausbruchsgeschehen unterwegs ist. Ein solches gab es nach RKI-Angaben mit Stand Juni unter anderem in:

  • Bolivien
  • Kenia
  • Madagaskar
  • Mauritius
  • La Réunion
  • Sri Lanka

In den meisten tropischen und subtropischen Ländern ist das Virus endemisch, kommt also regelmässig vor. In Europa ist es bislang nicht endemisch, dennoch gibt es immer wieder Infektionen. Bislang gehen die in Deutschland registrierten Erkrankungen aber allesamt auf Reiserückkehrer zurück 84 waren es laut RKI-Daten bis Anfang Juli.

Eine gute Nachricht: Reisende haben Möglichkeiten, sich vor einer Infektion zu schützen. Mittlerweile sind in der EU zwei Chikungunya-Impfstoffe zugelassen. Nun liegt eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) dazu vor.

Wem wird zu einer Impfung geraten?

Wer mindestens 12 Jahre alt ist und in ein Gebiet reist, das für ein Chikungunya-Ausbruchsgeschehen bekannt ist, dem empfiehlt die Stiko eine Impfung. Zu einer Impfung rät die Kommission ausserdem allen ab 12 Jahren, die einen längeren Aufenthalt (länger als vier Wochen) oder wiederholte Kurzreisen in Endemiegebiete planen, sofern sie ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe haben.

Empfehlungen der Redaktion

Das ist etwa der Fall bei Personen ab 60 Jahren oder mit schweren Grunderkrankungen, von etwa Nieren, Herz oder Lungen. Wer sich unsicher ist, ob eine Chikungunya-Impfung sinnvoll ist, sollte rechtzeitig vor Reisebeginn eine reisemedizinische Beratung in Anspruch nehmen. Dort kann auch geklärt werden, welcher der beiden Impfstoffe infrage kommt:

  • Ixchiq: Der Lebendimpfstoff soll gemäss der Stiko-Empfehlung nur im Alter von 12 bis 59 Jahren eingesetzt werden.
  • Vimkunya: Mit diesem Totimpfstoff können alle ab 12 Jahren geimpft werden.

Für beide Impfstoffe gilt: Um eine Grundimmunität zu erreichen, reicht eine Dosis aus. Auch recht kurz vor der Reise ist das noch möglich. Liegen allerdings weniger als zwei Wochen zwischen Impfung und Reise, ist davon auszugehen, dass der Schutz dann noch nicht vollständig aufgebaut ist, schreibt das RKI.

Wie kann ich mich noch vor einer Chikungunya-Infektion schützen?

Auch wenn man geimpft ist: Ein guter Mückenschutz bleibt wichtig – schliesslich können die Tiere auch andere Krankheiten übertragen. Das CRM Centrum für Reisemedizin rät:

  • Lange und helle Kleidung tragen, am besten imprägniert.
  • Mückenschutzmittel nutzen. Das CRM rät dabei zu Produkten, die mindestens 30 Prozent DEET (Diethyltoluamid) enthalten.
  • Schutzgitter an Fenstern und Türen sowie Moskitonetze über dem Bett schützen ebenfalls vor Stichen.

In welchen deutschen Regionen gibt es schon Tigermücken?

Die ersten Populationen der Asiatischen Tigermücke wurden 2015 in Freiburg im Breisgau und Heidelberg nachgewiesen. Seitdem hat sich die Art immer weiter in den wärmeren Regionen des Landes ausgebreitet, vor allem entlang des Oberrheins, der Rhein-Neckar-Region und des mittleren Neckars.

In den vergangenen Jahren wurden aber auch Populationen am Bodensee nachgewiesen. Manche Kommunen wie etwa Kehl haben die Hoffnung aufgegeben, die ausgeuferte Tigermücken-Population komplett loszuwerden.

Wer wissen will, ob er in einem Mücken-Hotspot lebt, kann auf Karten des "Mückenatlas" oder des RKI nachschauen. (dpa/bearbeitet von sav)