In kleinen Schritten lockert Frankreich ab Montag seine Corona-Massnahmen. Eine Rückkehr zur Normalität ist das zwar noch nicht. Doch auf dem Weg dahin könnte Frankreichs System eine Blaupause für andere europäische Staaten sein.

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Frankreich will zwar ab Montag die strengen Ausgangsbeschränkungen lockern, die Bewegungsfreiheit der Menschen bleibt aber weiter stark eingeschränkt.

Dennoch: "Dies ist eine neue Etappe im Kampf gegen die Epidemie, es ist eine gute Nachricht für Frankreich, für das französische Volk", sagte Premier Édouard Philippe am Donnerstag nach einer Regierungssitzung mit Blick auf die Lockerungen. Seit fast zwei Monaten gelten strenge Ausgangsbeschränkungen.

Präsident Emmanuel Macron hatte das Datum des 11. Mai für die erste Phase von Lockerungen bereits vor einigen Wochen angekündigt – eine Entscheidung sollte aber erst kurzfristig je nach Lage im Land fallen. Dafür hat das französische Gesundheitsministerium ein System entwickelt.

Der Mathematiker Miquel Oliu-Barton und der Volkswirtschaftler Bary Pradelski schlagen eine gesamteuropäische Adaption vor, wie sie in einem gemeinsamen Artikel erläutern.

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Wie das System in Frankreich funktioniert

Künftig werden in Frankreich alle Départements je nach Verbreitung des Virus in grüne und rote Zonen eingeteilt. In den roten Départements ist das Virus noch besonders aktiv. Besonders ernst sei die Situation weiter im französischen Überseegebiet Mayotte, im Grossraum Paris und in der an Deutschland grenzenden Region Grand Est, sagte Premier Philippe .

Die jeweilige Einfärbung der Regionen beruht laut Gesundheitsministerium auf drei "Indikatoren epidemischer Aktivitäten". Dazu gehören:

  • Die Kapazitäten in den Krankenhäusern und die zur Verfügung stehenden Intensivbetten
  • Die Corona-Fallzahlen in den vergangenen sieben Tagen
  • Die (Test-)Kapazitäten der Gesundheitsämter vor Ort

Zuordnung mit Folgen

Die jeweilige Zuordnung hat praktische Folgen: In den "roten" Risikogebieten sollen nun unter anderem Cafés, Restaurants, Parks und weiterführende Schulen noch länger geschlossen bleiben als in den mit "grün" markierten Gebieten. Diese befinden sich derzeit im Westen und Süden Frankreichs.

In den weniger betroffenen Gebieten – darunter auch die bei Touristen beliebte Mittelmeer- und Atlantikküste – können erste Strände oder Seen auf Antrag der Kommunen wieder freigegeben werden.

Hoffnungen von Urlaubern aus dem Ausland dämpfte die Regierung allerdings: Nach Angaben von Innenminister Christophe Castaner bleiben Frankreichs Grenzen "bis auf Weiteres geschlossen".

Reisen in die grüne Zone

Oliu-Barton und Pradelski haben nun vorgeschlagen, ein solches Farb-System auf ganz Europa auszuweiten – um den Tourismus "zu retten", wie sie es ausdrücken.

Demnach sollen Menschen aus grünen Zonen verschiedener europäischer Länder in andere grüne Zonen reisen dürfen. Bewegungen zwischen grünen und roten Regionen sollen allerdings so weit es geht begrenzt werden.

Die Klassifizierung solle dabei durch eine "gemeinsame EU-Behörde" vorgenommen werden, beispielsweise durch das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten, wie Oliu-Barton und Pradelski vorschlagen.

Kann so die Urlaubssaison gerettet werden?

Jedes Land müsse zudem in Zonen aufgeteilt werden, "die ökonomisch sinnvoll sind, sozial akzeptabel und durchsetzbar", sagte Pradelski der "Süddeutschen Zeitung". In Deutschland wären das wohl die Bundesländer, besser wären aus Sicht des Ökonomen aber die Landkreise.

Beide Forscher sind sich sicher: "Wenn dieser Vorschlag gut kommuniziert und mit ausreichenden Garantien versehen wird, könnte er die Sommerurlaubssaison in Südeuropa retten und so die enormen wirtschaftlichen Kosten mindern, die die Schliessung für den internationalen Tourismus für diese Länder verursachte."

Allerdings dürfte es nicht zu vernachlässigende Probleme bei der Umsetzung geben: Etwa bei der Einteilung von Regionen in grüne und rote Zonen oder die europaweite einheitliche Prüfung der zugrunde liegenden Kriterien. Zudem müsste auch gewährleistet werden, dass rote Regionen ihre Zahlen nicht beschönigen können. (mf/dpa)

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