Auch nach über 35 Jahren Haft wurde Erik Menendez die Bewährung verweigert. Der heute 54-Jährige hatte 1989 gemeinsam mit seinem Bruder Lyle die eigenen Eltern in Beverly Hills erschossen, der Fall erhielt durch die Netflix-Serie "Monster" neue Aufmerksamkeit.
Über drei Jahrzehnte nach dem Doppelmord in Beverly Hills ist Erik Menendez (54) mit seinem Bewährungsantrag gescheitert. Die Kommission des Bundesstaates Kalifornien verwehrte dem 54-Jährigen am Donnerstag die Freilassung nach 35 Jahren Haft, wie unter anderem "The Hollywood Reporter" berichtet. Erst in drei Jahren darf er es erneut versuchen. Menendez sei weiterhin ein grosses Risiko für die öffentliche Sicherheit, erklärte das Gremium laut US-Medien.
Das Gremium aus zwei Kommissaren befragte Menendez demnach den ganzen Tag über seine Motive für die Tat und über Regelverstösse im Gefängnis. Am Ende stand fest: Erik Menendez bleibt vorerst hinter Gittern. Sein älterer Bruder Lyle (57), der im selben Gefängnis in San Diego inhaftiert ist, muss am Freitag vor die Bewährungskommission. Es gilt als höchst unwahrscheinlich, dass das Gremium in seinem Fall zu einem anderen Entschluss kommt.
Die Menendez-Brüder: Der Fall, der Amerika fesselte
Die Brüder waren 1996 zu lebenslanger Haft verurteilt worden, nachdem sie ihre Eltern José und Kitty Menendez 1989 in deren Villa in Beverly Hills erschossen hatten. Der Fall bewegte die amerikanische Öffentlichkeit wie kaum ein anderer. Die Verteidigung argumentierte, die jungen Männer hätten aus Notwehr gehandelt - nach jahrelangem sexuellen Missbrauch durch den Vater. Die Staatsanwaltschaft hingegen sah als Motiv das millionenschwere Erbe der Familie.
Im Mai dieses Jahres hatte ein Richter in Los Angeles für die Brüder ein neues Strafmass von 50 Jahren Haft festgesetzt. Damit eröffnete er den beiden die Möglichkeit auf eine Freilassung auf Bewährung. Zudem könnte der kalifornische Gouverneur die Brüder begnadigen.
Vorwürfe von Missbrauch
Anfangs leugneten die Brüder die Tat. Später erklärten sie, sie seien jahrelang von ihren Eltern sexuell, psychisch und körperlich missbraucht worden und hätten aus Angst vor ihnen gehandelt. Im ersten Strafprozess gegen die Millionärssöhne gab es Schilderungen über Missbrauch durch den Vater. Doch am Ende platzte das Verfahren - die Geschworenen konnten sich 1994 nicht einstimmig auf ein Urteil einigen.
In einem zweiten Prozess wurden die Brüder 1996 dann wegen Doppelmordes schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft ohne die Möglichkeit einer Freilassung verurteilt. In diesem Verfahren hatte der zuständige Richter Aussagen über den mutmasslichen sexuellen Missbrauch weitgehend untersagt. Laut der Staatsanwaltschaft töteten die Brüder aus Habgier, um an das Vermögen ihrer Eltern heranzukommen.
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Detaillierte Schilderung nach Jahrzehnten
Erik Menendez nutzte die Anhörung laut des Berichts für eine der ausführlichsten Darstellungen seiner Kindheit und der Beweggründe für die Tat. Dabei verwies er auf das Datum der Anhörung: Fast auf den Tag genau 36 Jahre nach dem Mord an seinen Eltern am 20. August 1989 musste er sich vor der Kommission verantworten. Er schilderte seinen Wandel im Gefängnis und begründete seine damaligen Entscheidungen.
Der Fall der Menendez-Brüder erhielt im vergangenen Jahr durch die Netflix-Serie "Monsters: The Lyle and Erik Menendez Story" wieder grosse öffentliche Aufmerksamkeit. (stk/spot/dpa/bearbeitet von vit/nap) © 1&1 Mail & Media/spot on news