Knapp einen Monat nach dem Flugzeugabsturz der Air India AI171 gibt es erste Erkenntnisse zur Unfallursache. Die Ermittler beschäftigen sich intensiv mit zwei Schaltern im Cockpit. Dabei geraten auch die Piloten in den Fokus.
Der Absturz der Boeing 787 Dreamliner der Fluggesellschaft Air India gilt als eines der schwersten Flugzeugunglücke der letzten Jahre. Am 12. Juni startet die Maschine im indischen Ahmedabad mit Ziel London. Nach nur 36 Sekunden Flugzeit stürzt die Maschine auf eine Hochschule mit integriertem Krankenhaus. Der Aufprall ist fatal: Nur ein Passagier überlebt die Katastrophe. Die restlichen 241 Insassen an Bord kommen ums Leben, genauso wie 19 Menschen am Boden.

30 Tage später, am Freitag (11. Juli), möchte die zuständige Flugunfall-Untersuchungsbehörde Aircraft Accident Investigation Bureau (AAIB) ihren ersten Bericht zu Flug AI171 veröffentlichen. Inhalte sind unter anderem die Ermittlungen nach der Auswertung des Cockpitstimmenrekorders (CVR) und des Flugdatenschreibers (FDR). Über das Branchenportal "The Air Current" gelangten schon vorab brisante Informationen aus dem Bericht an die Öffentlichkeit. Das Portal beruft sich auf mehrere mit den Ermittlungen vertraute Personen. Demnach sollen sich die Ermittlungen nun stark auf die beiden Triebwerk-Treibstoffregler im Cockpit fokussieren.
Deshalb sind die Treibstoffregler so wichtig
Laut "bild.de" befinden sich diese beiden Schalter im Cockpit einer Boeing 787 unterhalb des Schubhebels. Während eines Fluges müssen diese Regler immer angeschaltet sein, denn sie sind für die Regelung der Kraftstoffzufuhr verantwortlich. Sie dürfen demnach nur in absoluten Ausnahmesituationen, etwa einem Brand oder Triebwerkausfall, von der Stellung "RUN" auf "CUTOFF" (Abschaltung) verstellt werden. Damit das nicht aus Versehen geschehen kann, gibt es eine Sperre aus Metall. Der Schalter muss zum Bewegen bewusst angehoben werden.
US-Luftsicherheitsexperte John Cox sagt gegenüber Reuters: "Man kann sie nicht einfach anstossen und dann bewegen sie sich." Ein Pilot sei gar nicht in der Lage, die Kraftstoffregler versehentlich zu bewegen. Das Umschalten des Schalters auf "CUTOFF" würde zum totalen Schubverlust führen und auch die Stromversorgung einiger Systeme im Flugzeug beeinträchtigen. Im Todesflug der Air India habe es einen solchen Schubverlust offensichtlich gegeben.
Haben die Piloten etwas mit dem Absturz zu tun?
"The Air Current" berichtet, dass es durchaus möglich sei, dass einer oder sogar beide Piloten den Absturz bewusst herbeigeführt haben könnten. Vor oder auch nach dem Schubverlust in AI171 könnte es im Cockpit zu unsachgemässem Verhalten gekommen sein - aus Versehen, fahrlässig herbeigeführt oder sogar vorsätzlich. Als Grund für diese Annahme nennt das Branchenportal die Einschätzungen von mit der Situation vertrauten Personen nach den bisherigen Informationen aus den Blackboxes.
Laut "t-online" lassen die Daten nach derzeitigem Stand auch einige Unfallursachen ausschliessen. So deute wenig auf ein mechanisches oder konstruktives Problem der Boeing und ihrer Triebwerke hin. Zudem gebe es auch keine Anzeichen für unsachgemässes Einfahren der Landeklappen oder Treibstoffverunreinigungen.
Behörde will weitere Infos veröffentlichen
Am Freitag soll der offizielle Untersuchungsbericht der AAIB veröffentlicht werden. Allerdings liegt es im Ermessen der Behörde, ob die Informationen öffentlich herausgegeben oder vertraulich behandelt werden.