Er wollte mit der Suizidkapsel Sarco eine neue Sterbehilfe-Methode anbieten und wurde direkt nach deren erstem Einsatz festgenommen. Nun ist Florian Willet selbst tot. Seine Kollegen erheben Vorwürfe gegen die Schweizer Justiz.
Der Präsident der umstrittenen Schweizer Sterbehilfeorganisation The Last Resort, Florian Willet, hat Suizid begangen. Das teilte seine Organisation mit.
Die Staatsanwaltschaft Schaffhausen bestätigte den Tod des 47-Jährigen. Sie ermittelte gegen Willet und andere wegen "Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord". Der Deutsche mit Wohnsitz Schweiz war im September bei dem ersten Suizid mit dem neuen Gerät Sarco in einem Wald in der Nähe von Schaffhausen dabei und daraufhin in Untersuchungshaft genommen worden.
Organisation: Willet war durch U-Haft traumatisiert
Die Organisation schrieb auf ihrer Webseite, dass Willet am 5. Mai in Deutschland Suizid begangen habe. Er sei durch die Anschuldigungen und die Untersuchungshaft traumatisiert gewesen.
Willet war im Dezember nach rund 70 Tagen aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Das Strafverfahren gegen den Verstorbenen wird eingestellt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gehen die Ermittlungen gegen andere beschuldigte Personen aber weiter.
Suizidhilfe ist in der Schweiz erlaubt, wenn Helfer keine selbstsüchtigen Motive haben. Es gibt mehrere Suizidhilfe-Organisationen.
Schweizer Behörden halten Sterbehilfekapsel für nicht rechtskonform
Das Gerät Sarco betrachten die Schweizer Behörden allerdings als nicht rechtskonform. Es handelt sich um eine Kapsel, in die sich eine Person legen kann. Die Person selbst aktiviert durch Knopfdruck eine Stickstoffeinleitung und erstickt dann.
Die Behörden hatten die Macher der Suizidkapsel vor dem Einsatz gewarnt. Erste Nutzerin war eine schwer kranke 64-jährige Amerikanerin. Willet war am 23. September als Einziger anwesend, als sich die Frau das Leben nahm.
Nach dem ersten Einsatz der Kapsel bestand der Verdacht, Willet könnte die Frau getötet haben, weil die Kapsel nicht ordnungsgemäss funktioniert habe. Am Hals der Frau waren angeblich Verletzungen gefunden worden. Der Verdacht erhärtete sich jedoch nicht, weshalb Willet nach 70 Tagen aus der Untersuchungshaft entlassen wurde.
Das Obduktionsgutachten des Institutes für Rechtsmedizin des Kantons Zürich liege jetzt vor, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Sie machte keine Angaben zum Stand der Ermittlungen. (dpa/bearbeitet von ank)
Hilfsangebote
- Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Suizid-Gedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Telefonnummer 0800/1110-111 (Deutschland), 142 (Österreich), 143 (Schweiz).
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