Im Prozess um ein tödliches Familienessen in Australien schildert ein Arzt die letzten Stunden der Opfer – und zitiert eine tragische Aussage. Die Angeklagte beteuert weiter ihre Unschuld.

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Im Mordprozess gegen eine Hobbyköchin in Australien hat ein Arzt ausgesagt, der zwei mit Pilzen vergiftete Gäste eines tödlichen Familienessens im Krankenhaus behandelt hatte. Vor ihrem Tod habe seine Patientin Heather Wilkinson das von der Angeklagten Erin Patterson zubereitete Gericht noch als "köstlich" gelobt, sagte der Krankenhausarzt Christopher Webster am Mittwoch vor den Geschworenen im Gericht in Morwell südöstlich von Melbourne.

Der Prozess gegen die 50-jährige Patterson hatte vergangene Woche begonnen. Ihr werden Mord in drei Fällen sowie Mordversuch in einem Fall zur Last gelegt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, ihre Gäste vorsätzlich vergiftet zu haben. Patterson selbst hat in allen Anklagepunkten auf unschuldig plädiert, ihr Anwalt spricht von einem "schrecklichen Unfall".

Der Fall hat in Australien und auch international für Aufsehen gesorgt, denn nur die Gastgeberin hatte das Mittagessen unbeschadet überstanden. Drei ihrer Gäste starben, der vierte überlebte nur knapp.

Giftige Pilze im Filet Wellington

Die Hobbyköchin Patterson hatte im Juli 2023 mehrere Gäste zu sich nach Hause eingeladen, neben ihrem Noch-Ehemann Simon Patterson auch dessen Eltern Don und Gail Patterson sowie dessen Tante Heather Wilkinson und deren Ehemann, den Pastor Ian Wilkinson. Simon Patterson, von dem die Angeklagte schon seit einiger Zeit getrennt lebt, sagte ab, die anderen aber kamen zum Essen. Erin Patterson servierte ihnen ein Filet Wellington, ein Rinderfilet mit Pilzen in Blätterteig. Schon nach kurzer Zeit wiesen alle vier Gäste Symptome einer schweren Lebensmittelvergiftung auf.

Die Wilkinsons litten an Durchfall und Erbrechen und wurden im Krankenhaus von dem Arzt Christopher Webster behandelt. Beide seien bei ihrer Ankunft "bei Bewusstsein" und wach gewesen, berichtete Webster vor Gericht. "Es ging ihnen offensichtlich nicht gut, aber sie waren nicht beunruhigt. Sie konnten beide klar kommunizieren", sagte der Arzt.

Er habe zuerst eine Lebensmittelvergiftung durch verdorbenes Fleisch in dem Filet Wellington vermutet. "Ich habe Heather gefragt, wie das Filet Wellington geschmeckt habe, und sie sagte, es sei köstlich gewesen", sagte er vor Gericht.

Drei der vier Gäste starben

Am nächsten Morgen habe ihn ein Arzt aus einem anderen Krankenhaus angerufen und ihm berichtet, dass bei den beiden anderen Gästen - Erin Pattersons Schwiegereltern Don und Gail Patterson - der Verdacht auf eine Pilzvergiftung bestehe, fügte der Arzt hinzu. Ian und Heather Wilkinson wurden zur Akutversorgung in ein anderes Krankenhaus verlegt. Trotz der Behandlung waren drei der vier Gäste wenige Tage später tot. Nur Pastor Wilkinson überlebte, er lag aber fast zwei Monate im Krankenhaus.

Nach Angaben der Staatsanwältin Nanette Rogers diagnostizierten die behandelnden Ärzte bei allen vier Gästen eine Vergiftung durch den Grünen Knollenblätterpilz. Der hochgiftige Pilz wächst in vielen Teilen Australiens und ähnelt essbaren Pilzen. Er enthält jedoch ein starkes Gift, das zu Leber- und Nierenversagen führen kann. Der Prozess wird voraussichtlich sechs Wochen dauern. (afp/bearbeitet von skr)