Es ist ein Albtraum. Zunächst eine Tsunami-Warnung auf dem Handy, dann die Erkenntnis: Mein Kreuzfahrtschiff legt ohne mich ab. So erging es am Mittwoch Hunderten Menschen auf Hawaii.

Das Erdbeben vor der russischen Halbinsel vom Dienstag war mit einer Stärke von 8,8 auf der Richterskala nicht nur das weltweit sechststärkste bisher gemessene, sondern ging vergleichsweise glimpflich ab. Dennoch löste es für weite Teile der Pazifikregion Tsunami-Warnungen aus – unter anderem für Hawaii.

Welche Folgen so eine Warnung haben kann, bekamen dort Hunderte Kreuzfahrttouristen zu spüren, als ihr Schiff ohne sie den Hafen verliess.

Die "Pride of America" von Norwegian Cruise Line (NCL) legte am Dienstagnachmittag überstürzt von Hilo auf Big Island ab. Rund 600 Passagiere blieben auf der Insel zurück, die sich noch auf Landausflügen befanden. Die Abfahrt des Schiffs war eigentlich erst für 18:00 Uhr Ortszeit vorgesehen, es legte der Tsunami-Warnung wegen jedoch bereits um 16:00 Uhr ab.

"Alle rannten": Hektische Szenen am Hafen

Augenzeugen berichteten von chaotischen Szenen. Die britische Touristin Rachael Burrows aus Macclesfield, die es noch rechtzeitig zurück auf das Schiff geschafft hatte, schilderte der BBC die Situation.

Sie seien in einem Vulkangebiet unterwegs gewesen. Gegen Ende der Tour, als sie bereits auf dem Weg zurück zum Schiff waren, gingen die ersten Alarme los. "Wir bekamen Notfallwarnungen auf unsere Handys. Die erste lautete 'Tsunami – unmittelbare Gefahr'. Wir sollten uns von der Küste weg und in höher gelegenem Gebiet begeben."

Laut Burrows wurde die Lage chaotisch. "Es war ziemlich beängstigend, weil überall die Sirenen losgingen. Alle rannten, um auf das Schiff zu gelangen." Sie selbst sei eine der letzten Passagiere gewesen, die noch an Bord gelassen wurden. Andere hätten lediglich gesagt bekommen, sie sollten sich in höher gelegene Gebiete begeben.

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Sturmböen rissen am Montag das Kreuzfahrtschiff "Celebrity Edge" im Hafen von Juneau im US-Bundesstaat Alaska vom Pier los. Das Schiff trieb durchs Wasser – glücklicherweise ging der Vorfall glimpflich aus.

In sozialen Medien kursierten Videos von verzweifelten Touristen. TikTok-Nutzerin @demifreeman teilte ein Video mit der Beschreibung: "Tsunami in Hawaii und euer Kreuzfahrtschiff fährt ohne euch ab." Es zeigt zum Hafen rennende Menschen.

Nutzerin @mandythecruiseplanner dokumentierte, wie ein Bus sie und andere zurückgelassene Passagiere zu einer Notunterkunft brachte.

Grosse Schiffe sind in tiefem Wasser sicherer als im Hafen

Norwegian Cruise Line verteidigte die Entscheidung, früher als geplant abzulegen. Laut einer Erklärung, die dem Portal "Cruise Fever" vorliegt, musste das Schiff "aufgrund lokaler Notfallverfahren und zur Priorisierung der Sicherheit unserer Gäste und Besatzung Hilo, Hawaii, sofort verlassen".

Die Reederei betonte, dass alle Gäste per SMS und E-Mail benachrichtigt und aufgefordert worden seien, höher gelegenes Gelände aufzusuchen sowie den Anweisungen der lokalen Behörden zu folgen, falls sie nicht rechtzeitig zum Schiff zurückkehren könnten.

Empfehlungen der Redaktion

Laut "Cruise Fever" entspricht das Vorgehen dem Standardprotokoll bei Tsunami-Warnungen. Grosse Schiffe sind in tieferem Wasser deutlich sicherer als in Häfen, da Tsunamis auf offener See kaum spürbar sind und erst in Küstennähe gefährlich werden.

Auch zurückgelassene Passagiere in Sicherheit gebracht

Die zurückgelassenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der von NCL organisierten Landausflüge wurden direkt zu einer lokalen Highschool gebracht, die als sicherer Ort in Hilo ausgewiesen war. Dort wurden der Reederei zufolge Erfrischungen bereitgestellt.

Ein Passagier namens Jeffrey Booker, der einen Ausflug zum Volcano National Park unternommen hatte, sagte ABC15: "Wir sahen die Tsunami-Warnung auf unseren Telefonen und dann sagte einer der Reiseveranstalter unseres Kreuzfahrtschiffs, der 'Pride of America': 'Alle zurück zum Schiff, so schnell wie möglich'."

Booker habe geahnt, dass er es nicht mehr rechtzeitig zum Schiff schaffen würde. "Wir waren auf über 900 Metern Höhe." Ihnen sei nicht sofort klar geworden, dass die Tsunami-Warnung das Schiff beeinflussen würde. "Hätte es aber sollen. Beim nächsten Mal, wenn ich eine Tsunami-Warnung bekomme, gehe ich direkt zum Schiff", sagte er.

Hawaii kam diesmal glimpflich davon

Die Tsunami-Warnungen und Hinweise für Hawaii wurden inzwischen aufgehoben. Nach einer Sicherheitsüberprüfung durch die lokalen Behörden und die US-Küstenwache kehrte die "Pride of America" in den Hafen von Hilo zurück, um die fehlenden Passagiere wieder an Bord zu nehmen.

Die Tsunami-Wellen erreichten in Hawaii eine Höhe von etwa 1,7 Metern – deutlich weniger als die ursprünglich befürchteten 3 Meter, aber dennoch potenziell gefährlich für Küstengebiete.

Empfehlungen der Redaktion

Das Erdbeben vor Kamtschatka hatte vielerorts Alarm ausgelöst. In Japan wurden fast zwei Millionen Menschen zur Evakuierung aufgefordert, auch für zahlreiche Länder in Mittel- und Südamerika wurden Tsunami-Warnungen ausgegeben. Nach aktuellem Stand gab es keine direkt durch das Erdbeben oder Tsunamis ausgelöste Todesfälle. (bearbeitet von ank)

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Verwendete Quellen