Drei Ordensschwestern wollen nicht mehr im Pflegeheim leben - trotz aller Widerstände. Sie besetzen kurzerhand ein Kloster und machen auf Instagram auf ihre Lage aufmerksam. Doch die Kirche fordert Gehorsam.

In Österreich sorgen drei betagte Ordensschwestern mit einer eigenwilligen Aktion für Aufsehen. Sie sind aus ihrem Pflegeheim ausgezogen und haben sich Zutritt zum leerstehenden Kloster Goldenstein bei Salzburg verschafft, wo sie bis vor etwa zwei Jahren gelebt hatten. Nun wollen die zwischen 80 und 86 Jahre alten Frauen dort nicht mehr weg, wie sie und ihre Helferinnen betonen.

Die Nonnen Regina, Rita und Bernadette sind zurück im Kloster Goldenstein. © REUTERS/Angelika Warmuth

Mit der Besetzung widersetzen sich die drei Augustiner-Chorfrauen Bernadette, Regina und Rita kirchlichen Anordnungen. Der für die Nonnen zuständige Leiter des Stifts Reichersberg, Propst Markus Grasl, hat öffentlich ihre Rückkehr ins Pflegeheim gefordert - vergeblich.

"Es gibt eine gewisse Ratlosigkeit", sagte Grasls Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Die Frauen bräuchten medizinische Versorgung, und das Klostergebäude sei für pflegebedürftige Menschen nicht geeignet, argumentierte er. Umbaumassnahmen hätten die Schwestern bislang abgelehnt.

Ehemalige Schülerinnen helfen den Nonnen

Die drei Frauen lebten jahrzehntelang in dem Kloster nahe der bayerischen Grenze und arbeiteten in der angeschlossenen Mittelschule, schildert die ehemalige Schülerin Christina Wirtenberger der dpa. Sie ist eine von etwa 30 Menschen, die den Ordensschwestern bei der Rückübersiedlung geholfen haben und sie nun mit Essen, medizinischer Hilfe und Medienarbeit unterstützen.

Vor etwa zwei Jahren wurden die Chorfrauen in das Heim übersiedelt - obwohl ihnen versprochen worden sei, dass sie im Kloster bleiben dürften, wie eine der Schwestern auf dem Instagram-Kanal sagt, den ihre Helferinnen und Helfer eingerichtet haben.

Schwester Bernadette beharrt darauf, dass sie nicht in dem Pflegeheim leben will. "Ich habe gesagt, ich sterbe garantiert nicht da drinnen", sagte sie der Zeitung "Der Standard".

Auf Instagram sind die betagten Nonnen beim Beten, Essen und Putzen zu sehen. Wenn jemand meine, sie sei nicht mehr mobil, "dann lade ich denjenigen zu einem Wettrennen am Gang ein", scherzt Schwester Rita in einem der Videos.

Verhärtete Fronten zwischen Nonnen und Kirche

Die Fronten sind verhärtet. Auch die Präsidentin der Föderation der Augustiner-Chorfrauen im deutschen Essen verurteilt den Ungehorsam der Goldensteiner Schwestern. "Ich kann das nicht dulden", sagte Schwester Beate Brandt der kirchlichen Medienplattform "katholisch.de".

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Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, kritisiert gar die einseitige, mediale Darstellung der Nonnen. So sagte sie laut "orf.at" im "Salzburger Rupertusblatt": "Wir leben im Zeitalter medialer Inszenierung - und die lebt von Überspitzung, Konflikt und Einseitigkeit." Sie persönlich findet, es habe etwas Tragisches, dass die Lösung, die der Orden für die Nonnen geschaffen habe, so dargestellt wird. "Was macht man mit ihnen? Braucht es die Inszenierung mit Boxhandschuhen oder auf der Sprossenwand? Das entspricht nicht ihrer Lebenskultur und ihrem Alter."

Stiftsleiter Grasl hat seit Beginn der Besetzung nicht direkt mit den Nonnen gesprochen. "Weil vonseiten des Probsts alles gesagt ist", erklärte sein Sprecher.

Bei den Nonnen löst das Verwunderung aus. In einem Instagram-Reel sagen sie, dass sie nicht sauer auf ihn sind. Stattdessen seien sie "bereit, mit Probst Grasl zu reden". (dpa/mbo)

Teaserbild: © REUTERS/Angelika Warmuth