Rettungsteams stossen in den verkohlten Gegenden auf der Insel Maui auf immer weitere Opfer. Die Frage nach der Ursache der Katastrophe ist weiter unbeantwortet – die Blicke richten sich auf das Stromnetz.

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Bei den verheerenden Bränden auf der Insel Maui im US-Bundesstaat Hawaii sind mindestens 106 Menschen gestorben. Nur fünf der Todesopfer konnten laut der Bezirksverwaltung bislang identifiziert werden. Noch immer finden Suchtrupps weitere Leichen in ausgebrannten Gebäuden.

Indes gibt es bei der Suche nach der Ursache der Katastrophe neue Entwicklungen. US-Medien berichten, dass vom Wind umgeworfene Strommasten oder beschädigte Leitungen einige der Feuer ausgelöst haben könnten.

Es wird deshalb spekuliert, ob der örtliche Stromversorger manche Brände hätte verhindern können. Eine offizielle Bestätigung für Ermittlungen in diese Richtung gibt es allerdings nicht.

Unternehmen will Vorwürfe nicht kommentieren

Vor den Bränden hatte es ein Unwetter mit heftigen Windböen gegeben, woraufhin einige Strommasten umgekippt waren. Der örtliche Stromversorger steht in der Kritik, weil er trotz der Unwetter das Netz nicht abgeschaltet hat – defekte Leitungen könnten durch Funkenbildung Waldbrände auslösen.

Das Unternehmen wollte diese Vorwürfe den Berichten zufolge nicht kommentieren, verwies aber darauf, dass eine Stromabschaltung auch dazu führen könne, dass die für die Löscharbeiten nötigen Wasserpumpen ausfielen. Inzwischen sei eine Sammelklage gegen den Versorger eingereicht worden, meldete CNN.

Die "Washington Post" berichtete, auf Videos einer Kamera eines Vogelschutzzentrums sei augenscheinlich zu sehen, wie ein Baum auf eine Stromleitung stürzt. Dann sei ein heller Blitz zu sehen und wenig später habe der Wald in Flammen gestanden.

Gouverneur leitet Untersuchung ein

Er habe schon wenige Tage nach Ausbruch der Feuer eine umfassende Untersuchung eingeleitet, betonte Gouverneur Josh Green. Die Behörden hatten kurz nach den Bränden mitgeteilt, mitverantwortlich für die rasch um sich greifenden Brände sei auch ein Hurrikan gewesen, der südlich der Inseln vorbeigezogen sei.

"Wir sind untröstlich, dass wir einen solchen Verlust erlitten haben", sagte Green. Auch Kinder seien unter den Toten, bestätigte er nach einer Reporterfrage. "Einige der Anblicke sind zu schlimm, um sie teilen zu können", ergänzte er. Zudem warnte Green erneut, dass die Zahl der Opfer noch erheblich steigen könne. Dem Sender CNN sagte er, viele der Toten seien auf einer Autobahn im Westen der Insel gefunden worden.

Die Wald- und Buschbrände waren am 8. August an mehreren Orten auf Maui und der Nachbarinsel Hawaii ausgebrochen, die den gleichen Namen wie der Bundesstaat trägt. Auf Maui wurde die Kleinstadt Lahaina, die vor dem Unglück 13.000 Einwohner zählte, besonders hart getroffen. Der Ortskern mit seinen Holzhäusern wurde völlig zerstört. Mehr als 2.000 Gebäude brannten teilweise oder ganz ab. Die Schäden werden auf mehrere Milliarden Dollar geschätzt.

Erst ein Drittel der ausgebrannten Gebäude untersucht

Helfer durchsuchten mit Leichenspürhunden weiter die ausgebrannten Gebäude. Erst rund ein Drittel davon sei inspiziert worden, teilte der Bezirk Maui weiter mit. Die Behörden riefen die Angehörigen von Vermissten auf, DNA-Proben abzugeben, um diese gegebenenfalls mit gefundenen Leichen abgleichen zu können.

Inzwischen sei ein grösseres Team von Forensikern und Pathologen auf der Insel eingetroffen, um bei der Identifizierung zu helfen, hiess es in Medienberichten. Auch eine mobile Leichenhalle sei aufgebaut worden. Die Brände auf Maui seien die tödlichsten in den USA seit über 100 Jahren gewesen.

Biden will Hawaii besuchen

US-Präsident Joe Biden kündigte derweil an, er wolle bald die hawaiianische Insel besuchen. "Meine Ehefrau Jill und ich werden so bald wie möglich nach Hawaii reisen", sagte er am Dienstag in einer Rede in Milwaukee.

Er wolle aber bei den Bergungsarbeiten nicht im Weg sein oder diese stören. In der Zwischenzeit wolle er daher sicherstellen, dass die Menschen auf Maui die notwendige Unterstützung bekommen. "Alles, was sie brauchen, werden sie bekommen", versprach der Demokrat.

Biden hatte den Menschen in Hawaii zwei Tage nach Ausbruch der Brände Katastrophenhilfe der Regierung zugesagt. Fast 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Regierungsangaben zufolge mittlerweile vor Ort. (afp/lko)  © dpa

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