In Graz, Österreich, wurden mehrere Menschen bei einem Amoklauf getötet. Danach kursieren Falschbehauptungen. Wie in Krisensituationen damit umzugehen ist.

Behauptung:

  • Ein Video, in dem ein Mann "Allahu Akbar" ruft, zeige den Amoklauf am 10. Juni 2025 in Graz.

Bewertung: Falsch.

  • Das Video entstand schon knapp zwei Wochen vor dem Angriff in Graz und zeigt laut Medienberichten eine Aufnahme aus Wien. Verletzte gab es bei dem in dem Video gezeigten Vorfall nicht.

Bei einem Amoklauf an einer Schule in Graz starben am 10. Juni 2025 elf Menschen (Stand: 11. Juni 2025, 10 Uhr). Auch der Schütze sei unter den Toten, hiess es vom österreichischen Innenminister Gerhard Karner.

Die Polizei stuft die Tat als Amoklauf ein. Der Täter ist laut Polizei ein 21-jähriger Österreicher aus dem Bezirk Graz-Umgebung, zur Motivlage gibt es bisher von den Behörden keine Auskunft.

Schnell machten in sozialen Netzwerken Falschbehauptungen die Runde. So teilten mehrere internationale X-Accounts ein Video, in dem ein Mann über einen Rasen läuft und offenbar Schüsse abgibt. Zu hören ist der Ruf "Allahu Akbar" ("Gott ist gross"). Zehntausende sahen die Aufnahme in diesem Kontext. Teils werden in den Beiträgen auch weitere Aufnahmen gezeigt, die CORRECTIV.Faktencheck noch nicht verifiziert hat.

Diese Aufnahme kursiert nach einem Angriff in Graz. Sie stammt jedoch aus Wien und ist älter als behauptet. © Quelle: X; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck

Das am häufigsten geteilte Video zeigt jedoch nicht den Angriff in Graz, sondern kursiert schon seit Tagen im Internet. Wie der ORF berichtet, entstand es Ende Mai in einem Wiener Skatepark. Verletzt wurde laut einem Polizeisprecher bei dem Vorfall niemand, in der Nähe seien Patronenhülsen aus einer Schreckschusspistole gefunden worden.

Fachleute raten gerade nach Krisenereignissen zu Zurückhaltung

Nach Krisenereignissen kursiert immer wieder Video- oder Bildmaterial im falschen Kontext. Häufig hilft in solchen Fällen eine Bilder-Rückwärtssuche, um den Ursprung einer Aufnahme zu finden.

Hilfreich ist auch, auf den Absender oder die Absenderin einer Nachricht oder eines Beitrags zu achten: Handelt es sich um ein etabliertes Medium oder eine Behörde, ist dem Material mehr zu trauen als unbekannten Online-Accounts. Ratsam ist es auch, Informationen mit anderen Quellen zu vergleichen.

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Fachleute raten dazu, kurz nach Ereignissen wie Amokläufen Bildmaterial erst nach einer Überprüfung zu teilen. "Schockierende Videos profitieren davon, dass sie Menschen aufwühlen und Gesprächsbedürfnis auslösen. Doch solche Videos können verletzend für Opfer oder Angehörige sein", schrieb etwa Digitalexpertin Ingrid Brodnig nach dem Angriff in Graz auf Bluesky.

Auch das österreichische Innenministerium bat nach dem Angriff darum, keine Fotos oder Videos des Einsatzes zu veröffentlichen und Informationen stattdessen in ein dafür eingerichtetes Upload-Portal zu laden.

Verwendete Quellen

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