Seit Ende September ist es in Madagaskar immer wieder zu heftigen Protesten gekommen. Auslöser waren unter anderem regelmässige Stromausfälle und Probleme bei der Wasserversorgung. Nun hat das Militär die Machtübernahme verkündet.
Eine Elite-Einheit der Armee in Madagaskar hat nach eigenen Angaben die Führung des ostafrikanischen Landes übernommen.
"Ab heute übernehmen wir die Macht und lösen den Senat und den Obersten Verfassungsgerichtshof auf", sagte der Chef der Einheit Capsat, Michael Randrianirina, am Dienstag vor dem Präsidentenpalast in Antananarivo. "Die Nationalversammlung lassen wir weiterhin arbeiten." Bereits am Wochenende hatte sich die wichtige Armee-Einheit auf die Seite regierungskritischer Demonstranten gestellt.
Präsidentschaft erklärt Abstimmung für illegal
Am Dienstagmorgen löste der ins Ausland geflohene Präsident Andry Rajoelina das Parlament auf, um eine Abstimmung zu seiner Absetzung zu verhindern. Diese fand dennoch statt, mit grosser Mehrheit votierten die Abgeordneten des Unterhauses für Rajoelinas Entfernung aus dem Amt. Die Präsidentschaft erklärte die Abstimmung für illegal.
Die Proteste in Madagaskar hatten am 25. September begonnen. Auslöser waren regelmässige Stromausfälle von mehr als zwölf Stunden pro Tag sowie Probleme bei der Wasserversorgung. Nach UN-Angaben wurden seit Beginn der Proteste mindestens 22 Menschen getötet und mehr als einhundert weitere verletzt. Rajoelina sprach von zwölf Toten, bei ihnen handele es sich um "Plünderer" und "Einbrecher".
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Das vor der afrikanischen Ostküste liegende Madagaskar gehört trotz seiner vielen Rohstoffe zu den ärmsten Ländern der Welt. Fast 75 Prozent der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. (afp/dpa/bearbeitet von mbo)