Geert Wilders auf einer Wahlparty
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Geert Wilders holte mit seiner Rechtsaussen-Partei PVV nach ersten Hochrechnungen 36 von 150 Sitzen im niederländischen Parlament und stellt damit die stärkste Fraktion. Jetzt will der Hardliner auch Premierminister werden. Die Reaktionen der Presse zu seinem Wahlerfolg fiel teils sehr unterschiedlich aus. (Archivbild)
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Eine der grössten niederländischen Zeitungen, "De Telegraaf", schrieb am Donnerstag unter anderem: "Die Niederlande erleben eine grosse Krise. Die Asylpolitik ist bankrott, der Wohnungsmarkt ist zum Erliegen gekommen und immer mehr Menschen kommen unter anderem wegen der hohen Energiekosten nicht mehr über die Runden. Gleichzeitig steht die Wirtschaft unter Druck, die Gesundheitskosten steigen und es stehen Entscheidungen zu den Klimazielen an. (…)
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(…) Die neue Vorsitzende der (rechtsliberalen Regierungspartei) VVD, Dilan Yesilgoz, hatte mit ihrem Vorgänger gebrochen, indem sie die Tür zum Regieren mit der (rechtspopulistischen) PVV öffnete, was für deren Vorsitzenden Geert Wilders von Vorteil war. Parteien stritten, ob man die PVV ausschliessen muss oder nicht. (…)
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(…) Inzwischen haben die Wähler gesprochen: Alle Parteien der Regierungskoalition wurden abgestraft und die (rechtspopulistische) Partei für die Freiheit (PVV) wurde stärkste Kraft. Nun steht die Bildung einer neuen Regierung an. Das übliche Haager Theater wird dabei nicht helfen. Umfragen des 'Telegraaf' haben gezeigt, dass die Niederländer davon die Nase voll haben. Es geht nicht anders, als dass Parteien Erklärungen zu möglichen Koalitionspartnern korrigieren. Nur dann wird es in absehbarer Zeit gelingen, ein Kabinett zu bilden. Und das ist angesichts der erwähnten Krisen dringend nötig."
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Eine weitere niederländische Zeitung, "de Volkskrant", schrieb über die schwierige Zusammenstellung einer neuen Regierung: "In den vergangenen vier Jahrzehnten hat die grösste Partei auch stets den Premierminister gestellt. Diese Selbstverständlichkeit wird nun in Zweifel gezogen. Dilan Yesilgöz, die Vorsitzende der (rechtsliberalen bisherigen Regierungspartei) VVD, sagte noch am Montag, dass ihre Partei unter ihrer Führung niemals einem Kabinett mit Geert Wilders als Premierminister angehören werde. Der PVV-Vorsitzende sei nicht fähig, zusammenzuführen und nicht geeignet, die Niederlande auf der Weltbühne zu vertreten. Die VVD wird jedoch unter immensen Druck geraten, doch mit Wilders zusammenzuarbeiten. Sie hat ein Zusammengehen Wilders vor den Wahlen nicht ausgeschlossen, warum also danach? (…)
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(…) Der Monstersieg von Wilders hat also das gesamte Haager System unter grossen Druck gesetzt. Auch der PVV-Vorsitzende selbst wird nun die Last seines eigenen Erfolgs zu spüren bekommen. Er hat sich nie um den Aufbau einer gefestigten Partei oder um ein Netzwerk von potenziellen Ministern gekümmert. All die Jahre konnte er mit einfachen Lösungen auftrumpfen, wie zum Beispiel Grenzen schliessen, kein Asyl und raus aus der EU. Jetzt kann er den Wählern zeigen, wie das gehen soll."
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Die niederländische Zeitung "Trouw" spricht von einer tiefen Spaltung der Gesellschaft im Land: "Es ist das Szenario, mit dem niemand gerechnet hat, auch nicht der Sieger selbst. Geert Wilders ist mit seiner Partei für die Freiheit (PVV) zum grossen Gewinner der Parlamentswahlen geworden. Zum ersten Mal seit ihrem Bestehen ist die rechtspopulistische Partei die stärkste des Landes, und Wilders hat Aussichten auf das Amt des Ministerpräsidenten. (…) (Archivbild)
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(…) Die Wähler haben die politischen Linien in den Niederlanden ausradiert und neu gezogen. Gleichzeitig mit den Zugewinnen der PVV haben sie auch deren linke Gegner gestärkt. Das Ergebnis zeigt ein tief gespaltenes Land, in dem die Parteien, die zuvor die Regierung bildeten, hart abgestraft wurden. (…)
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(…) Die Wähler des rechten Flügels senden mit dem Sieg der PVV eine Botschaft, bei der es in jedem Fall um eine strenge Asylpolitik geht. Wilders will einen generellen Asylstopp, wörtlich laut Wahlprogramm wegen eines konkreten Ziels: 'weniger Islam' in den Niederlanden."
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Im Nachbarland Belgien, bei der Tageszeitung "De Standaard", ist man sich sicher, dass man Wilders bei der Regierungsbildung nicht ignorieren kann: "Natürlich spielte die Migration eine wichtige Rolle. Ministerpräsident Mark Rutte hatte im Streit darüber die Regierungskoalition zerbrechen lassen. Rutte trat mit seiner Partei VVD für eine viel härtere Politik ein. Aber es war Geert Wilders, der darauf schon seit Jahren pochte. Für jene, die der Meinung sind, dass es in den Niederlanden zu viele Migranten gibt, ist er daher der glaubwürdigste Politiker geblieben. (…)
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(…) Der enorme Erfolg seiner Partei für die Freiheit (PVV) macht es unmöglich, sie bei der Regierungsbildung zu ignorieren. Wilders bekommt die Initiative. Aber wer will mit ihm eine Koalition eingehen? Bevor das Ergebnis bekannt war, hielten die meisten Parteien wenig von einem Kabinett mit Wilders, geschweige denn mit ihm als Premierminister. Aber mit diesem Ergebnis führt kaum ein Weg an einem Premier Wilders vorbei. Er selbst lässt keinen Zweifel daran, dass er regieren will und dass er dafür auch zu Zugeständnissen bereit wäre."
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In England schreibt der "Guardian": "Den Islam hat er als 'Ideologie einer zurückgebliebenen Kultur' dargestellt, und Marokkaner als 'Abschaum' beschimpft. Geert Wilders, der wegen seiner aufrührerischen Rhetorik und der Art, wie er soziale Medien bespielt, oft mit dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump verglichen wird, ist seit langem eine feste Grösse in der europäischen Rechtsaussen-Landschaft. (…)
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(...) Im Vorfeld der Wahlen hatte Wilders versucht, einige seiner besonders kontroversen anti-islamischen Äusserungen abzuschwächen und angedeutet, dass er seine Forderung nach einem Verbot von Moscheen und des Korans fallen lassen könnte – ein Schritt, den seine Kritiker als opportunistisch brandmarkten. (…) (Archivbild)
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(…) Stattdessen hat er sich auf die wachsenden wirtschaftlichen Sorgen konzentriert und versprochen, die Wohnungsnot zu beheben und die Inflation zu bekämpfen, während er den Klimaschutz als eine neue Form von Tyrannei seitens der Regierenden in Den Haag darstellte. (…) (Archivbild)
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(…) Klar ist jedoch, dass einige der extremeren Massnahmen, die er vorgeschlagen hat – darunter die Wiedereinführung der niederländischen Grenzkontrollen, die Inhaftierung und Abschiebung illegaler Einwanderer und die Wiedereinführung von Arbeitserlaubnissen für Arbeitnehmer innerhalb der EU –, die DNA der Niederlande grundlegend verändern würden."
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In Italien schreibt die "Corriere della Sera", dass es für Wilders schwer werden könnte, eine Regierung auf die Beine zu stellen. "Wilders führt nun die Partei an, die auf dem ersten Platz liegt. Aber alle anderen haben ausgeschlossen, mit ihm zu regieren. Selbst die Liberalen, die ihn als Verbündeten in einer von ihnen geführten Regierung akzeptiert hätten, wollen ihn als Ministerpräsidenten nicht unterstützen. Aber ohne ihn reicht es nicht. (...)
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(…) (Der Spitzenkandidat des rot-grünen Bündnisses, Frans) Timmermans hat jede Allianz ausgeschlossen. Auf eine Mehrheit von 76 Sitzen zu kommen, wäre für eine Koalition einfacher, in der ihn die anderen beiden grössten Parteien unterstützen, die Liberalen und NSC. Deren Unterstützung ist aber nicht garantiert. Die Bildung der vorherigen Regierung dauerte neun Monate. Dieses Mal muss es schneller gehen: um bis Juni bereit für die Europawahlen zu sein."