Im westrussischen Gebiet Brjansk, unweit der ukrainischen Grenze, ist ein Personenzug nach dem Einsturz einer Brücke entgleist. Zudem sei in Kursk ein Güterzug entgleist – ebenfalls infolge einer eingestürzten Brücke. Es gibt Tote und Verletzte, Moskau stuft die Vorfälle als Terror ein. Jetzt schreibt der ukrainische Militärgeheimdienst von einem weiteren Vorfall.
Beim Einsturz zweier Brücken in den russischen Grenzegionen Brjansk und Kursk sind örtlichen Behörden zufolge sieben Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Auch aus Kiew kam nun die Mitteilung, dass ein Zug in einem russisch kontrollierten Gebiet gesprengt worden sei. Moskau stuft die Brückeinstürze derweil als Terror ein.
Sieben Tote und viele Verletzte in Brjansk

In der westrussischen Region Brjansk ist infolge eines Einsturzes einer Strassenbrücke ein Personenzug entgleist. Sieben Menschen seien bei dem Unglück getötet worden, schrieb der Gouverneur des Gebiets, Alexander Bogomas, in der Nacht bei Telegram.
Etwa 70 weitere Menschen wurden verletzt, darunter auch drei Kinder. Das Eisenbahnunternehmen berichtete von einem "gesetzwidrigen Eingriff in den Transportverkehr". Die Behörden liessen zunächst offen, was der Bahnbetreiber damit meine.
In den Onlinenetzwerken veröffentlichte Aufnahmen zeigten Rettungskräfte, die an einem riesigen Trümmerberg zugange waren. Darunter war offenbar ein Zug der russischen Eisenbahngesellschaft verschüttet. Ein weiteres Video zeigte schreiende Menschen in Not und zu Hilfe eilende Menschen.
Berichte von Explosionen vor den Einstürzen
Medienberichten zufolge sei dem Einsturz bei der Brücke in Brjansk eine Explosion vorangegangen. Diese Aussage wird nun von russischen Ermittlern unterstützt. In der südwestlichen Region Brjansk sei am späten Samstagabend "eine Strassenbrücke infolge einer Explosion" eingestürzt, teilte das Ermittlerkomitee am Sonntag mit. Am frühen Sonntagmorgen sei "eine Eisenbahnbrücke" in der Region Kursk "ebenfalls durch eine Explosion zerstört" worden, hiess es weiter.
Der Vorfall in der Region Brjansk ereignete sich um 22:44 Uhr (Ortszeit, 21:44 MESZ) zwischen den Bahnhöfen Pilschino und Wygonitschi, teilte die Bahngesellschaft bei Telegram mit. Der Zwischenfall hatte demnach keine Auswirkungen auf den übrigen Zugverkehr.
Von den russischen Behörden online veröffentlichte Fotos zeigten zudem einen eingestürzten Teil der Brücke und beschädigte Fahrzeuge. Die Rettungskräfte waren demnach die ganze Nacht über im Einsatz.

Brückeneinsturz auch in Kursk
Auch im Bezirk Schelesnogorsk sei eine Brücke eingestürzt, "als eine Güterlokomotive darüber fuhr", erklärte der Gouverneur von Kursk, Alexander Chinschtein, am Sonntag auf Telegram. Ein Teil des Zuges sei auf eine Strasse unterhalb der Brücke gefallen und in Flammen aufgegangen, fügte er hinzu.

Die Lokomotivführer, deren Anzahl Chinschtein nicht nannte, seien verletzt und ins Krankenhaus gebracht worden, erklärte er.
Russland stuft Brückeneinstürze als Terrorakt ein
Der Einsturzort in Brjansk liegt rund hundert Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Die Staatsanwaltschaft erklärte, sie habe eine Untersuchung eingeleitet. Das russische Ermittlungskomitee stuft die Brückeneinstürze in beiden Orten laut Nachrichtenagentur Interfax als Terrorakt ein. "Die angegebenen Vorfälle wurden als terroristischer Akt qualifiziert", sagte die Sprecherin des Ermittlungskomitees, Swetlana Petrenko demnach.
Aus der Ukraine, die von russischen Behörden für frühere Vorfälle im Zusammenhang mit dem Bahnverkehr verantwortlich gemacht wurde, verlautete zunächst nichts zu dem Vorfall.
Kiew: Zug in russisch kontrolliertem Gebiet wurde gesprengt
Auch in einem von russischen Truppen kontrollierten Teil des Gebiets Saporischschja ist nach Angaben des Kiewer Militärgeheimdienstes ein Güterzug gesprengt worden. Der Vorfall ereignete sich demnach bereits in der Nacht zu Samstag.
Ein Zug mit Treibstofftanks und Güterwagons sei infolge einer Explosion auf dem Gleisbett entgleist, hiess es in der Mitteilung. Es habe sich um einen Militärzug gehandelt, der in Richtung der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim unterwegs gewesen sei. Durch die Explosion sei eine wichtige logistische Verkehrsader des russischen Militärs in den besetzten Gebieten der Region Saporischschja und der Krim unterbrochen worden.
Russland äusserte sich nicht zu dem Vorfall. Unabhängig liessen sich die Angaben zunächst nicht überprüfen. Die Mitteilung erfolgte, nachdem die zwei Vorfälle aus der Nacht auf Sonntag in Russland bekannt gegeben wurden.
Vorfall nur kurz vor möglichem Treffen ukrainischer und russischer Vertreter
Nach Kremlangaben führte der russische Präsident Wladimir Putin Telefonate mit dem Chef der russischen Eisenbahn und dem Gouverneur der Region Brjansk, Alexander Bogomas. Putin habe im Laufe der Nacht Berichte über die Vorfälle erhalten.
Seit dem Beginn der russischen Offensive gegen die Ukraine im Februar 2022 haben die russischen Behörden immer wieder Sabotageangriffe auf Eisenbahnstrecken gemeldet. Kiew begründet sein Vorgehen damit, dass Moskau die Bahn für den Transport von Truppen und Waffen für seine in der Ukraine kämpfenden Streitkräfte nutze.
Die Vorfälle in Russland ereigneten sich nur zwei Tage vor einem möglichen Treffen zwischen russischen und ukrainischen Vertretern in Istanbul und inmitten eines diplomatischen Vorstosses der US-Regierung zur Beendigung des dreijährigen Konflikts. (afp/dpa/bearbeitet von mak)