Bereits seit Monaten kämpfen Truppen um die Stadt Kupjansk im Nordosten der Ukraine. Russland ist es mit einem Trick nun offenbar gelungen, in der Gegend weiter voranzukommen.
Die Kämpfe um die Frontstadt Kupjansk im Osten der ukrainischen Region Charkiw nehmen nach Angaben von Militärbeobachtern an Schärfe zu. Russischen Soldaten sei es gelungen, in kleinen Gruppen durch eine unterirdische Röhre in die Stadt einzudringen, berichten die Experten des militärnahen Blogs "Deepstate". Es ist nicht das erste Mal, dass Moskau diese Taktik für seine Vorstösse einsetzt.
Kupjansk ist ein strategisch wichtiger Verkehrsknotenpunkt, der am Fluss Oskil liegt. Der Fluss selbst dient als Barriere gegen das Vordringen russischer Truppen. Allerdings ist es dem russischen Militär an einigen Stellen bereits gelungen, ihn zu überwinden. Mithilfe der Röhre, die einen Eingang am Ostufer des Flusses besitzt, verstärkt das Militär nun seinen Brückenkopf am Westufer.
Der Weg durch die Röhre nehme vier Tage in Anspruch, allerdings erlaube er es den Russen, ohne grössere Verluste das andere Ufer zu erreichen, warnt "Deepstate". Der Ausgang ist zwar nicht direkt in der Stadt, es gebe dort aber schon einzelne russische Positionen, die etwa für den Start von Drohnen genutzt würden.
Russen nutzen bekannten Trick
Anfang des Jahres haben russische Truppen bereits mit dieser Taktik die Kleinstadt Sudscha im westrussischen Gebiet Kursk zurückerobert.
Zuvor hatten die Ukrainer bei einem überraschenden Vorstoss im vergangenen Sommer erstmals den Krieg auf das Territorium des Angreifers getragen und eine grössere Fläche monatelang unter ihrer Kontrolle gehalten.
Selenskyj: Russischer Vorstoss in Region Sumy gescheitert
Derweil hat die Ukraine offenbar einen anderen russischen Vorstoss gestoppt. "Mit Stand heute können wir konstatieren, dass die russische Offensivoperation in (der Region) Sumy komplett durch unsere Kräfte zum Scheitern gebracht wurde", schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj nach einer Beratung mit der Heeresführung, darunter Armeeoberbefehlshaber Olexander Syrskyj, bei Telegram. Die Kämpfe in den Grenzgebieten dauerten an, doch sei die russische Gruppierung nicht mehr zu Angriffen in der Lage.
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Im Juni hatte Kremlchef Wladimir Putin zum wiederholten Mal erklärt, dass die russische Armee eine Pufferzone von etwa zehn Kilometer im ukrainischen Grenzgebiet Sumy erobern solle. Damit sollten ukrainische Vorstösse unter anderem in das westrussische Gebiet Kursk wie im vergangenen Jahr verhindert werden. Ukrainischen Militärbeobachtern zufolge kontrollieren russische Truppen weiterhin mehr als 200 Quadratkilometer in der Region Sumy.
Die Ukraine wehrt sich seit mehr als dreieinhalb Jahren mit westlicher Hilfe gegen eine russische Invasion. Einschliesslich der bereits 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim steht inzwischen fast ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets unter russische Kontrolle. (dpa/bearbeitet von mbo)