Eine russische Drohne kreist fast eine Stunde über Rumänien – doch ein Abschuss bleibt aus. Jetzt bekommt das Militär neue Befugnisse, um künftig schneller reagieren zu können.
Rumäniens Armee darf jetzt zügig Drohnen oder bemannte Militärflugzeuge abschiessen, die den Luftraum des Landes verletzen. Dies gilt nach einem Beschluss des obersten Verteidigungsrats des Landes. Bisher mussten derartige Abschüsse einzeln vom Verteidigungsminister gebilligt werden.
Jetzt darf dies der militärische Einsatzleiter von Fall zu Fall entscheiden. Zu einem Abschuss kam es trotz Sichtung vieler russischer Drohnen in Rumäniens Luftraum bisher nicht. Den Verteidigungsrat leitet der Staatspräsident, Mitglieder sind unter anderen der Regierungschef, der Verteidigungsminister sowie die Chefs der Armee und der Geheimdienste.
Erst im Juli dieses Jahres hatte Rumäniens Parlament entschieden, dass Drohnen, die den Luftraum verletzen, auch in Friedenszeiten - also ohne offizielle Kriegserklärung - prinzipiell abgeschossen werden dürfen. Der Verteidigungsrat hat nunmehr die bisher fehlenden konkreten Entscheidungsbefugnisse geregelt.
Im Fall bemannter Militärflugzeuge, die unerlaubt in den Luftraum eindringen, muss die rumänische Armee dessen Crew warnen, bevor sie das Objekt angreift. Handelt es sich um eine zivile Maschine, entscheidet wie bisher der Verteidigungsminister über das Vorgehen.
Russische Drohnen dringen immer wieder in rumänischen Luftraum ein
Seit Ausbruch des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine sind oft russische Drohnen in Rumäniens Luftraum eingedrungen oder deren Trümmer auf rumänisches Territorium gefallen. Meistens geschah dies im Donaudelta, das an die Ukraine grenzt, im Zuge russischer Angriffe auf ukrainische Donauhäfen.
Zuletzt flog eine russische Drohne am 13. September in dieser Region 50 Minuten lang durch Rumänien. Zwei rumänische F-16-Kampfjets und zwei Eurofighter der am Schwarzen Meer stationierten deutschen Luftwaffe stiegen zur Beobachtung auf.
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Der rumänische Kommandant dieser Beobachtungsmission entschied sich gegen einen Abschuss, um "Kollateralschäden" zu vermeiden, wie er erklärte. Er wurde dafür von vielen rumänischen Medien kritisiert, zumal nahezu zeitgleich Polens Armee mehrere russische Drohnen abschoss, die damals im polnischen Luftraum gesichtet worden waren. (dpa/bearbeitet von amb)