Russland hat die Ukraine nach Angaben der Luftwaffe in Kiew mit dem bislang grössten Drohnenangriff seit Kriegsbeginn überzogen.

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Russland hat die benachbarte Ukraine in der Nacht nach Angaben aus Kiew mit dem seit Kriegsbeginn zahlenmässig grössten Drohnenangriff überzogen. Zum Einsatz gekommen seien 479 Kampfdrohnen des Typs Shahed und deren Attrappen, vier Hyperschallraketen des Typs Kinschal, 14 verschiedene Marschflugkörper und zwei Luft-Boden-Raketen des Typs Ch-31, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. "479 Angriffsobjekte aus der Luft sind vernichtet worden", heisst es in der Mitteilung weiter. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen.

Drohnenangriffe auf Region Riwne

An zehn Orten seien "Einschläge" festgestellt worden, erklärte die Luftwaffe weiter, machte zunächst aber keine weiteren Angaben. Am 1. Juni hatte die Luftwaffe der Nachrichtenagentur AFP einen nächtlichen russischen Angriff mit 472 Drohnen gemeldet – den bis dahin grössten Angriff auf das Land.

Das an die Ukraine angrenzende Nato-Mitgliedsland Polen meldete am Montagmorgen massive russische Angriffe auf die westukrainische Region Riwne. Wie der Generalstab in Warschau mitteilte, liessen angesichts der Luftangriffe die polnische Luftwaffe und verbündete Staaten Kampfjets starten. Der Bürgermeister der Regionalhauptstadt Riwne, Oleksandr Tretjak, meldete den bislang "grössten Angriff" auf die Region.

Die russischen Angriffe finden vor dem Hintergrund eines bevorstehenden Austauschs von Kriegsgefangenen zwischen Russland und der Ukraine statt. Dieser hätte eigentlich bereits am Wochenende stattfinden sollen. Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdiensts Kyrilo Budanow, ging nach eigenen Angaben nunmehr aber davon aus, dass die Kriegsgefangenen im Lauf der kommenden Woche ausgetauscht werden.

Ukraine greift Ziele nahe Moskau an

Während die Ukraine die grössten Drohnenangriffe seit Beginn des Krieges überstehen muss, schlägt sie selbst auch zurück. In der russischen Region Tschuwaschien ist nach Behördenangaben nach einem ukrainischen Drohnenangriff eine bedeutende Fabrik für elektronische Komponenten zwischenzeitlich geschlossen worden. Zwei Drohnen seien auf das Gelände der rund 600 Kilometer östlich von Moskau gelegenen VNIIR-Fabrik gestürzt, erklärte Tschuwaschiens Regionalgouverneur Oleg Nikolajew am Montag im Onlinedienst Telegram. Die Arbeit dort sei unterbrochen worden, um die Sicherheit der Angestellten zu gewährleisten.

Die VNIIR-Fabrik ist eine der wichtigsten Herstellungs- und Entwicklungsstätten für elektronische Komponenten in Russland. Der ukrainische Generalstab reklamierte den Angriff für sich. Die attackierte Fabrik sei eine "militärische Einrichtung", in der Antennen für Schahed-Drohnen iranischer Bauart hergestellt würden. Angriffe dieser Art würden fortgesetzt, bis Russland seine "bewaffnete Aggression" gegen die Ukraine einstelle.

Bei dem Angriff sei niemand verletzt worden, fügte Regionalgouverneur Nikolajew an. Zwei weitere Drohnen seien auf Felder in der Region gestürzt, ohne die Bevölkerung zu gefährden. Die Lage sei "vollständig unter Kontrolle".

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums wurden in der Nacht auf Montag insgesamt 49 ukrainische Drohnen über russischem Gebiet abgefangen. (afp/dpa/bearbeitet von phs und the)