Italien startet eine ungewöhnliche Kampagne: "99% of Italy" soll Urlauber dazu bewegen, nicht nur zu den überlaufenen Touristenmagneten zu reisen. Denn aktuell besuchen einer Auswertung zufolge 70 Prozent der Reisenden nur ein Prozent des Landes.
Rom, Venedig, Florenz, Neapel und die Cinque Terre – diese Orte stehen bei den meisten Italien-Urlaubern ganz oben auf der Liste. Doch genau das ist zum Problem geworden: Während diese Hotspots unter Touristenmassen ächzen, bleiben andere Regionen Italiens nahezu unentdeckt.
"Wenn wir so weitermachen, wird Venedig in fünf Jahren ein seelenloses Disneyland, Florenz eine Kulisse für Selfies und Rom ein Parkplatz für Reisebusse sein", warnt Ruben Santopietro von der Tourismusorganisation "Visit Italy" laut dem Magazin "Reisereporter".
Die meisten Touristen sehen nur ein Prozent des Landes
Wie eine aktuelle Auswertung ergeben hat, konzentrieren sich 70 Prozent der jährlichen Italien-Besucher auf gerade einmal ein Prozent des italienischen Staatsgebiets. Während beliebte Städte und Regionen unter dem Massentourismus leiden, bleibt der Grossteil des Landes touristisch unerschlossen.
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Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat "Visit Italy" die Kampagne "99% of Italy" ins Leben gerufen. Sie soll Reisende dazu ermutigen, abseits der ausgetretenen Pfade zu reisen und das "verborgene Italien" zu entdecken.
Kampagne gegen den "Checklist-Tourismus"
Die Kampagne lief vom 23. Juni bis zum 1. Juli und setzte vor allem auf die Kraft sozialer Medien. In den überfüllten Touristenzentren Rom, Venedig, Florenz, Neapel und Cinque Terre wurden Menschen mit Botschaften auf Schildern gefilmt. Diese Proteste wurden dann auf Instagram und TikTok veröffentlicht, um möglichst viele Menschen zu erreichen.
"Wir leben in einer Checklist-Ära", kritisiert "Visit Italy"-CEO Ruben Santopietro in einem TED-Talk. Viele Touristen würden nur die bekanntesten Sehenswürdigkeiten abhaken, ohne sich auf das echte Italien einzulassen.
Massentourismus geht alle an
Die Initiatoren der Kampagne betonen, dass Massentourismus oder auch Overtourism ein komplexes Problem sei, das alle Beteiligten angehe: Touristen, Einheimische, Institutionen und Reiseveranstalter. Es gehe nicht darum, Tourismus zu verteufeln, sondern ihn besser zu verteilen und an die Kapazitäten und Bedürfnisse der Gemeinden anzupassen.
Und auch die Urlauber würden von bewusstem Reisen profitieren, sind die Initiatoren sicher: "In einer Welt, die immer schneller wird, ist langsames und bewusstes Reisen nicht nur eine ethische Wahl, sondern auch eine Gelegenheit, intensivere, menschlichere und unvergesslichere Erfahrungen zu sammeln." (bearbeitet von mak)
Verwendete Quellen
- visititaly.eu: "99% of Italy": the viral campaign of Visit Italy starts, igniting the debate on overtourism
- lagenziadiviaggimag.it: L’Italia dell’undertourism nella campagna "99% of Italy"
- Instagram-Account von Visit Italy
- reisereporter.de: Italien kritisiert Urlauber: "Ihr habt nur 1 Prozent unseres Landes gesehen"