Der Bundesrat will notfalls per Gesetz durchsetzen, dass Primarschüler weiterhin eine zweite Landessprache lernen müssen. Mehrere Deutschschweizer Kantone wollten das Frühfranzösisch abschaffen.

An Schweizer Primarschulen soll eine zweite Landessprache als Fremdsprache unterrichtet werden müssen, beispielsweise Frühfranzösisch. Das will der Bundesrat, falls nötig, durchsetzen. Er hat beim Innendepartement eine Vernehmlassungsvorlage bestellt.

Dazu lässt der Bundesrat zwei Varianten für eine Vorgabe an die Kantone ausarbeiten, wie er am Freitag schrieb. Die eine ist die Festschreibung der geltenden Konkordatslösung im Sprachengesetz. Dort steht, dass in den Primarschulen zwei Fremdsprachen unterrichtet werden, eine zweite Landessprache und Englisch.

Die zweite Variante ist eine Minimalvorgabe, die den für das Bildungswesen zuständigen Kantonen mehr Spielraum lässt. Demnach soll eine zweite Landessprache ab der Primarschule und bis zum Ende der Sekundarstufe I unterrichtet werden müssen, also bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit.

Bundesrat bereitet Eingriff in kantonale Schulhoheit vor

Der Bundesrat reagiert damit auf Bestrebungen in der Deutschschweiz, das Frühfranzösisch für Primarklassen abzuschaffen. Er will vorbereitet sein für den Fall, dass diese im Rahmen des Harmos-Konkordates beschlossene Harmonisierung des Fremdsprachenunterrichts scheitert.

"Bleiben die Kantone bei der 2004 vereinbarten Sprachenstrategie oder gelingt es ihnen, die Strategie anzupassen, ohne die Landessprachen zu schwächen, erübrigt sich eine Änderung des Sprachengesetzes", hält der Bundesrat in seiner Mitteilung fest.

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Der Zürcher Kantonsrat entschied am 1. September, Französisch in der Primarschule abzuschaffen. Er beauftragte die Regierung, die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen, damit Französisch erst ab der Oberstufe und nicht wie heute bereits ab der fünften Klasse unterrichtet wird.

Das St. Galler Kantonsparlament hiess am Mittwoch eine Motion gut, die die Verschiebung von Frühfranzösisch in die Oberstufe verlangt. Für Primarschülerinnen und -schüler stelle die zweite Landessprache eine zusätzliche Belastung dar, ohne langfristige Vorteile, hiess es im Vorstoss. (SDA/bearbeitet von ng)