Das Bachbett des Flüsschens Spöl im Schweizerischen Nationalpark soll von einer Chemikalie gereinigt werden. Doch dazu müssen die Fische in dem Fluss erst umgesiedelt werden.

Aus dem Nationalpark-Fluss Spöl werden aktuell an die 12.000 Fische "evakuiert". Das ist notwendig, bevor das Bett des Flusses von der krebserregenden Substanz PCB befreit wird, mit der es 2016 verseucht wurde.

Am Fuss der Punt dal Gall-Staumauer des Lago di Livigno wird eine "aufwendige" Baustelle eingerichtet. So beschrieb es der Direktor der Engadin Elektrizitätswerke EKW, Giacum Krüger, am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Krebserregende Substanz soll entfernt werden

Anfang 2026 wird das mit PCB, polychloriertem Biphenylen, kontaminierte Bachbett gereinigt. Die Chemikalie ist eine krebserregende Substanz, die früher in Farben, Dichtungsmaterialien und Kunststoffen verwendet wurde.

Die Kontaminierung ereignete sich vor neun Jahren während Wartungsarbeiten am Damm. Bevor das Flussbett gereinigt werden kann, müssen die Fische umgesiedelt werden. Die Bachforellen werden von Helikoptern in angehängten Behältern talwärts transportiert. Sie werden stromabwärts wieder ausgesetzt.

Die Bachforellen, andere Fischarten gibt es im alpinen Fluss kaum, werden zunächst manuell mit Netzen gefangen. Etwa zwanzig Personen sind an der Aktion beteiligt.

"Wir haben den Wasserspiegel bereits gesenkt, um das Fangen zu ermöglichen. Wenn es fertig ist, werden wir das Wasser vollständig ablassen und dann mit der Reinigung des Sediments beginnen", erklärte Krüger in strömendem Regen. Das feinste entfernte Material wird in den Kanton Aargau gebracht, wo es verbrannt wird.

Ziel: 95 Prozent der Rückstände entfernen

Der Sanierungsbeginn ist auch ein wichtiger Moment für den Direktor des Schweizerischen Nationalparks, Ruedi Haller. "Wir hoffen, 90 bis 95 Prozent des PCB entfernen zu können, die im Sediment vorhanden sind, besonders im feinen Material", erklärt er. Auf diese Weise versuche man, das Gleichgewicht innerhalb des ökologischen Systems wiederherzustellen.

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In den 111 Jahren Geschichte des einzigen Nationalparks der Schweiz handele es sich um einen gross angelegten Eingriff, aber es habe noch wesentlich umfangreichere gegeben. "Auch beim Bau des Damms in den 1960er-Jahren wurde jahrelang diskutiert, ob man ihn bauen sollte oder nicht. Mit dem Aufkommen der Motorisierung wurde auch die Passstrasse zum Ofenpass mitten im Park gebaut", führte Haller aus.

Die Sanierung des Spöls hat für Diskussionen gesorgt und tut dies weiterhin. Die Frage, wer die Arbeiten bezahlen wird, sei immer noch offen, erklärte Krüger. Und: "Um die Sanierung zu beschleunigen, haben wir beschlossen, dieses Projekt von der finanziellen Frage und den Verantwortlichkeiten zu trennen." Die Dekontaminierung soll Ende 2026 abgeschlossen sein. (SDA/bearbeitet von ng)