Britische Alt-Punks, US-amerikanische Bühnen-Veteranen und Schweizer Durchstarterinnen: Am Donnerstag läutet das Greenfield Festival die Saison der Musik-Openairs ein. Während sich die Festivals so manchen Headliner teilen, bieten einige auch einmalige Chancen.

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Mit dem Festival im Berner Oberland, das sich der harten Rockmusik verschrieben hat, startet die Saison unter anderem mit einem altbekannten Namen: Slipknot. Die US-amerikanische Heavy-Metal-Band feiert ihr 30-jähriges Bestehen und stand bereits viermal auf der Bühne des Greenfield Festivals.

Für die Metal-Band Slipknot ist es am Greenfield Festival quasi ein Heimspiel. Ob auch die Fans wieder dieselben sind wie 2009? (Archivbild) © Keystone/PETER KLAUNZER

Wer auf musikalische Legenden setzt, dürfte diesen Festivalsommer besonders gespannt auf ein Revival der Sex Pistols blicken. Die Briten, die in den 1970er-Jahren die Punkbewegung wie keine andere Band geprägt haben, sind seit vergangenem Jahr wieder aktiv - allerdings ohne Frontmann Johnny Rotten.

Sex Pistols spielen in Interlaken und Nyon

Als Sänger tritt seit dem Comeback Frank Carter auf, der noch nicht geboren war, als das einzige Studioalbum der Band, "Never Mind The Bollocks", 1977 veröffentlicht wurde. Wie das klingt und wie das heute noch in dieser Formation rüberkommt, lässt sich nicht nur am Greenfield Festival in wenigen Tagen herausfinden. Die Sex Pistols spielen auch am ausverkauften Paléo Festival in Nyon, dem grössten Schweizer Festival.

Den Röstigraben überwinden so einige Festivalacts, auffallend viele Bands spielen sowohl am Paléo als auch am Gurtenfestival auf dem Berner Hausberg. Dazu gehören die beiden US-amerikanischen Stars Will Smith und Macklemore. Ersterer, der Hip-Hop-Veteran aus den 1990er-Jahren, hat heuer mit "Based on a True Story" sein erstes Soloalbum seit fast 20 Jahren herausgegeben und geht damit auf Tour.

Internationale Newcomer kommen in die Schweiz

Ein Blick auf die Programme zeigt: Die Headliner-Ansagen der Festivals setzen durchaus auf grosse Namen - allerdings meist auf solche, die schon seit Jahren etabliert sind. Es wird zunehmend schwieriger, Acts zu buchen, die aktuell wirklich im Zentrum des popkulturellen Geschehens stehen, wie im Frühjahr medial diskutiert wurde.

Auf Anfrage von Keystone-SDA schrieb Nora Fuchs, Mediensprecherin des Openair St. Gallen: "Aufgrund der hohen Konkurrenz, steigender Kosten und Gagen sowie Solo-Touren verschiedener Acts ist es immer schwieriger, Headliner in die Schweiz zu holen." Hinzu komme, das zeitgleich wie das Openair St. Gallen das Glastonbury Festival in England stattfindet, an dem Acts auftreten, die man auch gerne gebucht hätte. Man setze dieses Jahr vermehrt auf deutsche Musikschaffende.

Ähnlich klang es auf Anfrage beim Gurtenfestival. Dennoch gehe es beim Line-up des Festivals um mehr als die grossen Namen: "Es geht um ein vielseitig kuratiertes Programm, in dem namhafte Musikschaffende zwar nicht fehlen dürfen, jedoch ebenso Newcomerinnen und Newcomer ihre Bühne finden sollen."

Ein internationales Phänomen der Stunde sticht auf dem Programm des Berner Festivals dennoch heraus: Mit der britischen Singer-Songwriterin Lola Young, die mit ihrem Poptitel "Messy" (2024) auf Tiktok viral ging, dürfte dem Festival ein Coup gelungen sein. Die Musikerin mit tief-rauer Stimme behandelt in ihren soulig angehauchten Songs Persönliches wie Selbstfindung, psychische Gesundheit und Beziehungen.

Im April trat Durchstarterin Lola Young am berühmten Coachella Valley Music and Arts Festival auf, im Juli spielt sie am Gurtenfestival. (Archivbild) © KEYSTONE/EPA/CAROLINE BREHMAN

Mit einem Namen einer ähnlichen Kategorie kann sich auch das Montreux Jazz Festival brüsten: Benson Boone. Der US-Amerikaner Anfang zwanzig hatte seinen Durchbruch mit "Beautiful Things" - dem in der Schweiz und weltweit meistgehörten Song im Jahr 2024. Mit seinem Pop-Rock wird er auf der Seebühne auftreten, die ein letztes Mal während der Umbauten des Kongresszentrums zum Einsatz kommt.

Keine Olivia Rodrigo, dafür Diana Ross

Auch das Westschweizer Festival kennt die "verrückt hohen" Gagen für Headliner: "Mit der Agentur von Olivia Rodrigo konnten wir uns beispielsweise nicht einigen", hiess es. Man verfolge deshalb auch eine andere Booking-Strategie und pflege langjährige Beziehungen zu den Kunstschaffenden. "Wir haben vielleicht auch einen Vorteil gegenüber anderen Festivals", sagte Mediensprecher Eduardo Mendez. Es gebe viele Musikschaffende, deren grosser Wunsch es ist, in Montreux aufzutreten.

An grossen Namen fehlt es dem Festival nicht: Grace Jones, Neil Young, Diana Ross, oder Max Richter stehen am über zweiwöchigen Festival auf dem Programm, um nur einige zu nennen.

Schweizer Nachwuchs an grossen Festivals

Neben den internationalen Megastars ziehen Festivals aber auch mit hiesigem Nachwuchs an. Zwei stechen dabei besonders heraus: der Berner Mundart- und Indie-Pop-Musiker war 2024 die Schweizer Entdeckung schlechthin. Ihn kann man gleich an drei Openairs erleben: auf dem Gurten, in St. Gallen und am Gampel Festival.

Gleich ist es mit der Folk-Pop-Musikerin Linda Elys, die als Newcomerin kürzlich beim Prix Walo und den Swiss Music Awards je eine Trophäe holte. Ihr geben das Gurtenfestival, das Openair St. Gallen sowie das Montreux Jazz Festival eine Bühne. (SDA/bearbeitet von ank)