Volkswagen-Chef Oliver Blume spricht in einem Interview über Fehler im Konzern. Am Standort Wolfsburg sieht er Beharrungskräfte. Im Zoll-Streit mit den USA ist Volkswagen auf die Trump-Regierung zugegangen.
Der Volkswagen-Konzern kämpft mit Problemen. CEO Oliver Blume gibt sich jetzt ungewohnt selbstkritisch. "Wir haben uns zu lange auf Erfolgen ausgeruht", sagt der Vorstandsvorsitzende im Interview der "Süddeutschen Zeitung". Darin spricht der 56-jährige Manager, der gleichzeitig den Gesamtkonzern und die Premium-Marke Porsche führt, offen über die Herausforderungen, mit denen der Wolfsburger Autobauer derzeit kämpft.
Besonders beim Wandel hin zur Elektromobilität hat der Konzern offenbar Nachholbedarf. Blume räumt Probleme beim Umstieg auf die neue Antriebstechnologie ein. Die Herausforderungen sind vielfältig: Neben technologischen Umbrüchen muss sich der Konzern auch mit veränderten Marktbedingungen und wachsender internationaler Konkurrenz auseinandersetzen. Besonders chinesische Hersteller drängen mit innovativen und preislich attraktiven Elektrofahrzeugen auf den europäischen Markt.
VW-Boss sieht Beharrungskräfte in Wolfsburg
Ein weiteres Problem, das Blume anspricht, sind die Beharrungskräfte am Standort Wolfsburg. Der VW-Chef deutet an, dass es innerhalb des Konzerns Widerstände gegen notwendige Veränderungen gibt. Volkswagen gilt mit seiner Grösse, der Vielzahl an Marken und der starken Stellung des Landes Niedersachsen und der IG Metall als schwer zu steuernder Konzern.
Was den Autobauer ebenfalls belastet: die Diskussion um Zölle mit dem wichtigen Handelspartner USA. Wie Blume im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" sagt, habe der VW-Konzern der US-Regierung bei direkten Verhandlungen weitere Investitionen in den USA angeboten. "Ich war selbst in Washington und wir sind seitdem in regelmässigem Austausch", so der VW-Chef. Auf die Frage, was er bei den Gesprächen anbiete, sagt Blume: "Der Volkswagen-Konzern will in den USA weiter investieren."
Schon jetzt beschäftige VW in den USA über 20.000 Menschen direkt und über 55.000 Menschen indirekt, fährt Blume fort. Es würden Autos, Schulbusse und Lastwagen gebaut, zudem gebe es eine Partnerschaft mit dem US-Unternehmen Rivian. "Mit weiteren, massiven Investitionen würden wir darauf aufbauen", sagt Blume. "Das alles sollte bei den Entscheidungen eine Rolle spielen." Es müsse das Prinzip gelten: Wer in einem Land investiert, sollte von besseren Rahmenbedingungen profitieren.
Blume: "Faire Gespräche mit den USA"
Primärer Ansprechpartner bei den Verhandlungen sei der US-Handelsminister, "aber letztlich gehen die Themen auch über den Tisch des US-Präsidenten", führt Blume weiter aus. "Wir erleben bislang absolut faire, konstruktive Gespräche." Er spreche dort für den VW-Konzern, aber er habe immer Lösungen im Blick, die generell angewendet werden könnten.
Empfehlungen der Redaktion
Trump fährt seit Beginn seiner zweiten Amtszeit einen harten handelspolitischen Kurs, der die weltweiten Lieferketten und die Aktienmärkte erschüttert hat. Unter anderem werden seit Anfang April für Autolieferungen in die USA 25 Prozent Zoll fällig. (fah)
Verwendete Quellen
- Material der Agence France-Presse (afp)
- Süddeutsche Zeitung: "Wir haben uns zu lange auf Erfolgen ausgeruht"