Die anglikanische Kirche schreibt Geschichte: Erstmals übernimmt eine Frau das höchste geistliche Amt in England. Sarah Mullally tritt die Nachfolge von Justin Welby an – und bringt eine ungewöhnliche Biografie mit.

Die anglikanische Kirche in England hat erstmals eine Frau zu ihrem geistlichen Oberhaupt berufen. Erzbischöfin von Canterbury wird künftig Sarah Mullally sein, wie die Kirche mitteilte. Sie gilt damit auch als oberste geistliche Autorität aller anglikanischen Kirchen weltweit - eine der grössten protestantischen Kirchengemeinschaften. Formales Oberhaupt der Church of England ist König Charles III., der seine Zustimmung zu der Berufung gegeben hatte.

Mullally folgt auf Justin Welby, der vor knapp einem Jahr wegen seiner Rolle bei der verschleppten Aufarbeitung eines Missbrauchsskandals seinen Rücktritt ankündigen musste. Nach seinem Ausscheiden war der Posten monatelang unbesetzt.

Offizielle Zeremonie im Januar geplant

"Ich weiss, das dies eine riesige Verantwortung ist, aber ich gehe ihr mit einem Gefühl des Friedens entgegen und vertraue auf Gott, dass er mich trägt, wie er es immer getan hat", sagte die 63-jährige einer Mitteilung zufolge.

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Mullally ist die 106. Inhaberin des Bischofsamts von Canterbury. Sie soll im Januar offiziell mit einer Zeremonie in das Amt eingeführt werden. Sie gilt als progressiv in Fragen der kirchlichen Anerkennung gleichgeschlechtlicher Beziehungen, ist jedoch eine Gegnerin des geplanten Gesetzes zur aktiven Sterbehilfe der Labour-Regierung, das derzeit durch den Gesetzgebungsprozess im Parlament geht.

Mullally arbeitete früher als Krankenschwester für Krebspatienten, bevor sie eine Karriere in der Kirche einschlug. Seit 2018 war sie Bischöfin von London. (dpa/bearbeitet von amb)