• Trotz strenger Einreisebestimmung und geschlossener Hotels suchen sich viele Menschen Schlupflöcher, um doch Urlaub in Skigebieten machen zu können.
  • Inzwischen scheint man auch in Österreich den Ernst der Lage erkannt zu haben und will nun härter durchgreifen.
  • Urlaubern drohen künftig saftige Strafen.

Mehr Panoramathemen finden Sie hier

Der Bürgermeister der Tiroler Wintersportgemeinde St. Anton hat es zuletzt in die internationalen Schlagzeilen geschafft. Sogar die britische "Times" klopfte bei Helmut Mall an, der vergangene Woche mit seiner Warnung vor illegalen Skitouristen einen ziemlichen Sturm losgetreten hatte.

Von verbotenem "Partytourismus" in grossem Stil war in zahlreichen Medienberichten die Rede: Skiurlauber aus ganz Europa würden den Corona-Lockdown und die damit verbundenen Einreisebeschränkungen für Österreich trickreich umgehen, etwa indem sie sich offiziell als Arbeitssuchende in der Hotel- und Skibranche ausgäben oder sich einen Zweitwohnsitz in St. Anton zulegten.

Hohe Strafen für Gäste und Gastgeber

Und das, obwohl der klassische Skitourismus für ausländische Gäste in der Alpenrepublik ausnahmslos untersagt ist. Zwar hat die konservativ-grüne Bundesregierung in Wien auf Druck der einflussreichen Seilbahn-Lobby das Skifahren unter strengen Auflagen erlaubt. Das gilt aber nur für Inländer, die abends von der Piste wieder nach Hause fahren. Denn es gilt ein Beherbergungsverbot.

Hotels und Pensionen dürfen nur in Ausnahmefällen Geschäftsreisende beherbergen, aber keine Touristen. Bei Verstössen drohen den Gastgebern Strafen bis zu 30.000 Euro, Gäste müssen mit Busszahlungen von bis zu 1.450 Euro rechnen.

Umso bemerkenswerter waren die Aussagen des Bürgermeisters von St. Anton.

Seit Monaten habe es in seiner Gemeinde mit 2.500 Einwohnern keinen Coronafall gegeben, erzählt Mall im Gespräch mit unserer Redaktion. Ihn habe die Sorge umgetrieben, dass es durch illegale Touristen zu Neuinfektionen kommen könnte.

"Die Schlupflöcher wurden geschlossen"

Dennoch ist es ihm nun wichtig, die Sache zu relativieren: "Die Aufregung war völlig überzogen", sagt der Ortschef. "Ich habe nur aufgezeigt, dass einige Leute hier sind, die nicht hier sein dürften." Vereinzelt habe es Partys gegeben: "Dumme Aktionen, in einem Fall haben Leute Bier getrunken und Polonaise getanzt." Aber nun sei Ruhe eingekehrt – auch dank seines Aufschreis. "Die Behörden sind jetzt sensibilisiert. Es gab zahlreiche Polizeikontrollen, die Schlupflöcher wurden geschlossen."

Von Seiten der zuständigen Tiroler Gesundheitsbehörden will man sich zu der Causa nicht mehr äussern, ein Sprecher von Landesrat Bernhard Tilg verweist auf eine Presseaussendung. Demnach wurden bei Razzien in St. Anton und Umgebung insgesamt 44 Unterkünfte und 133 Personen überprüft. Nach Ende der Aktion habe es 96 Anzeigen gegeben. "Wer sich nicht an die COVID-19-Massnahmen hält und sich damit ungerechtfertigt im Land aufhält, muss bestraft werden", erklärte der konservative Innenminister Karl Nehammer am Wochenende. Er kündigte weitere Kontrollen an.

Beherbergungverbot wurde häufig umgangen

Verstösse gegen den coronabedingten Tourismus-Lockdown waren schon in den letzten Wochen ruchbar geworden. Mitte Januar ergaben Recherchen des öffentlich-rechtlichen ORF, dass sieben von acht Tiroler Hotelbetreibern das Beherbergungsverbot für Touristen recht locker handhabten: Drei stellten überhaupt keine Rückfragen, vier verlangten nur "etwas Schriftliches", um die Buchung abzuschliessen. Ein einziges Hotel hielt sich an die Auflagen.

Besonders dreist warb das Vorarlberger Almhotel Hochhäderich um Gäste. Offiziell nahmen diese an einem "Gesundheitspflege-Forschungsprojekt" – zum Preis eines gewöhnlichen Hotelaufenthalts.

Inzwischen sieht es so aus, als ob die österreichischen Behörden den Ernst der Lage erkannt hätten. Der Bürgermeister von St. Anton ist überzeugt, dass das auch an seinem resoluten Aufschrei liegt: "Ich habe das Problem aufgezeigt. Jetzt ist etwas in Bewegung geraten."

Verwendete Quellen:

  • Telefoninterview mit dem Bürgermeister von St. Anton, Helmut Mall
  • ORF Tirol: "Hotelbuchung im Lockdown: Politik verärgert"
  • Web.de: Wie ein Vorarlberger Hotel die Corona-Regeln umgeht
  • Presseaussendung Land Tirol: LH Platter: "Umgehungen der COVID-Verordnungen werden nicht geduldet und mit aller Härte geahndet"

Entsetzen über Corona-Ausbruch nach Wandergruppen-Ausflug

Erst wanderten 14 Ausflügler gemeinsam durchs Donautal. Dann sassen sie Berichten zufolge gesellig in einer Hütte beisammen. Politiker fordern: Dieser mehrfache Corona-Regelbruch muss hart geahndet werden.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.