Eine überlebensgrosse Meerjungfrau-Statue erhitzt in Dänemark die Gemüter. Sie sollte ein imposanteres Gegenstück zur kleinen Meerjungfrau sein, stösst nun aber gerade wegen ihrer Imposanz auf Kritik. Das Kulturministerium will sie entfernen – eine Nachbargemeinde meldet bereits Interesse an.

In Dänemark ist eine Diskussion um die vier Meter grosse Statue der "grossen Meerjungfrau" entbrannt. Noch steht die Granitskulptur am Fort Dragør nahe Kopenhagen, muss aber auf Anordnung der dänischen Schlösser- und Kulturbehörde dort verschwinden.

Sie passe nicht zum kulturhistorischen Umfeld des Forts, lautet vordergründig die Begründung. Das berichtet das dänische Lokal-Portal "Dragør Nyt".

Alternative zur "enttäuschenden" kleinen Meerjungfrau

Vordergründig deshalb, weil die Skulptur schon seit längerem in der Kritik steht – vor allem auch wegen ihrer üppigen Proportionen.

Die "grosse Meerjungfrau" wurde 2006 vom Künstler Peter Bech geschaffen. Sie sollte Touristen eine imposantere Alternative zur berühmten, aber unscheinbaren Bronzefigur der kleinen Meerjungfrau am Kopenhagener Hafen bieten.

Die "Lille Havfrue" (kleine Meerjungfrau) des Kopenhagener Bildhauers Edvard Eriksen misst 1,25 Meter und ist das bekannteste Wahrzeichen der Stadt. Und bei näherer Betrachtung tatsächlich ziemlich klein. © imago images/Sepp Spiegl

Laut "Jyllands-Posten" reagierte Bech damit auf die Enttäuschung von Besucherinnen und Besuchern über die Grösse des weltberühmten Wahrzeichens: "Ich habe mir immer wieder Touristen anhören müssen, die enttäuscht sind, wenn sie die kleine Meerjungfrau sehen. Da dachte ich, dass man etwas tun müsse."

Die aus Granit gefertigte Statue wiegt 14 Tonnen und wurde in einer chinesischen Steinmetzerei hergestellt. Bech betont, dass es sich nicht um eine blosse Vergrösserung des Originals handelt: "Es ist ein völlig neues Design, an dem ich zwei Jahre gearbeitet habe."

Bereits 2018 musste die Statue ihren ursprünglichen Standort in Kopenhagen verlassen und wurde nach Dragør verlegt. Nun steht auch dort ihr Auszug bevor.

Kritiker nennen die grosse Meerjungfrau "hässlich" und "vulgär"

Die Darstellung der Meerjungfrau, insbesondere ihrer Brüste, hat anhaltende Kritik ausgelöst. Die Statue wird etwa als "aufgepumpte Reality-TV-Version der kleinen Meerjungfrau" bezeichnet.

Die Journalistin und Pfarrerin Sørine Gotfredsen schrieb in einem Kommentar für die dänische Zeitung "Berlingske", dass man nur ungern mit seinen Kindern an der Statue vorbeigehe. Sie sei "dem feuchten Traum eines Mannes entsprungen" und werde kaum dazu beitragen, dass Frauen ihren eigenen Körper akzeptierten.

Kunstkritiker Mathias Kryger bezeichnete die Statue als "hässlich" und "sexualisierend". Im Gespräch mit "TV2 Kosmopol" sagte er: "Die Skulpturen im öffentlichen Raum müssen zum Nachdenken anregen und gut durchdacht sein. Ich glaube nicht, dass die grosse Meerjungfrau dadurch charakterisiert ist." Er geht sogar noch weiter: "Ich denke, diese Skulptur hätte niemals im öffentlichen Raum aufgestellt werden sollen."

Künstler verteidigt sein Werk

Peter Bech weist die Kritik entschieden zurück. In einem Interview mit dem dänischen Boulevardmedium "Se og Hør" verteidigte er sein Kunstwerk.

Die Darstellung sei modern und die Masse entsprächen denen einer jungen Frau von heute – er habe nachmessen lassen, betonte Bech im Gespräch mit Radio4. Die Bezeichnung "pornografisch" finde er unangemessen, besonders weil es sich bei der dargestellten Figur um einen Teenager handle.

Auch gegen die Kritik an den grossen, sehr hoch sitzenden Brüsten der Statue wehrte er sich, wenn auch mit einem etwas abstrusen Argument. "Die Meerjungfrau unterliegt nicht der Schwerkraft. Sie schwimmt im Wasser, und deshalb sitzen ihre Brüste hoch, das ist ganz natürlich".

Dragør lehnt Geschenk ab – Nachbargemeinde zeigt Interesse

Die Kommune Dragør lehnte ein Angebot des Künstlers ab, die Skulptur als Geschenk zu behalten. Martin Wood Pedersen, Mitglied des Klima-, Stadt- und Wirtschaftsausschusses der Gemeinde Dragør, sagte zu Radio4: "Wir finden nicht, dass sie passt. Sie gehört nicht an einen Ort wie Dragør, aber das hat nichts mit den Brüsten zu tun."

Empfehlungen der Redaktion

Nun könnte die Statue im Nachbarort Tårnby eine neue Heimat finden. Der dortige Kommunalpolitiker Paw Karslund von der Dänischen Volkspartei setzt sich dafür ein, die Meerjungfrau im Strandpark Tårnby Strandpark aufzustellen. Dafür setzt er sich auch in einer Gruppe auf Facebook ein.

Karlslund hält die Kritik an der Statue für überzogen: "Ich finde das Argument, die Statue sei hässlich und pornografisch, einfach zu primitiv. Wir sollten keine Angst vor ein paar Brüsten haben", sagte er zu "TV2 Kosmopol". Er plant, das Thema bei der nächsten Sitzung des Gemeinderats anzusprechen. (bearbeitet von ank)

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