In den letzten Tagen sind die Kämpfe an der Grenze zu Thailand eskaliert. Jetzt fordert Kambodscha eine Waffenruhe. Medienberichten zufolge fliehen viele Menschen wegen des Konflikts.
Kambodscha fordert ein sofortiges Ende der Feuergefechte an der Grenze zu Thailand. Der kambodschanische UN-Botschafter Chhea Keo sagte nach einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York: "Kambodscha forderte eine sofortige, bedingungslose Waffenruhe, und wir fordern auch eine friedliche Lösung des Konflikts."
Thailand könne Kambodscha nicht glaubwürdig vorwerfen, das Land angegriffen zu haben, da dessen Armee nur ein Drittel so gross sei wie die Thailands, so Keo weiter. Zudem verfüge Kambodscha nicht einmal über eine voll ausgerüstete Luftwaffe. Die Mitglieder des mächtigsten UN-Gremiums hätten bei dem Treffen hinter verschlossenen Türen von beiden Konfliktparteien äusserste Zurückhaltung gefordert.
Berichte: Tausende Menschen auf Flucht
Die Menschen in beiden Ländern beobachten die Entwicklungen mit grosser Sorge. Berichten zufolge bereiten sich Tausende kambodschanische Arbeitsmigranten auf ihre Rückkehr in die Heimat vor. Vermutlich hätten aber noch weit mehr - womöglich Zehntausende Menschen - beantragt, die Grenze in Ban Laem in der Provinz Chanthaburi überqueren zu dürfen, berichtete der Sender Thai PBS aus dem Grenzgebiet. In sozialen Netzwerken war von einem "Massenexodus" die Rede.
Die meisten fühlten sich in der weiter eskalierenden Situation nicht mehr sicher in Thailand, hiess es. Kambodschas Regierung zufolge lebten und arbeiteten 2024 mehr als 1,2 Millionen Kambodschaner in dem Nachbarland. Auf Bildern in sozialen Medien war zu sehen, wie viele Menschen mit ihren Habseligkeiten bepackt an dem Grenzübergang eintrafen
Eskalation eines langjährigen Konflikts
Der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt zwischen den beiden südostasiatischen Nachbarn war am Donnerstag gefährlich eskaliert. Nach Schusswechseln an der Grenze hatte das thailändische Militär eigenen Angaben zufolge Kampfjets gegen kambodschanische Stellungen eingesetzt.
Kambodscha reagierte mit Artilleriefeuer, auch auf Wohngebiete. Unter anderem wurden eine Tankstelle und ein Krankenhaus getroffen. Wer das Feuer eröffnete, ist weiter unklar. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig. Medienberichten zufolge soll Thailand am Freitag erneut Luftangriffe geflogen haben.
Die Zusammenstösse entlang der 800 Kilometer langen Grenze zwischen den beiden südostasiatischen Ländern waren am Donnerstag entbrannt. Mittlerweile ist auch Thailands Marine involviert. Es gibt Tote und Verletzte auf beiden Seiten, darunter grösstenteils Zivilisten. Thailand hatte als Reaktion alle Grenzübergänge geschlossen. Bei dem Streit geht es vor allem um die Grenzziehung, die noch aus der Kolonialzeit stammt und von beiden Ländern unterschiedlich interpretiert wird. (dpa/bearbeitet von tar)