Das US-Militär gibt Details zu dem Angriff auf die Ziele im Iran bekannt. Die wichtigste Atomanlage lag tief unter der Erde. Um sie zu treffen, brauchte das US-Militär ganz besonders massive Bomben.
Dutzende Kampfjets und Tankflugzeuge, mehrere Tarnkappenbomber, massive bunkerbrechende Bomben und von einem U-Boot abgefeuerte Marschflugkörper: Der komplexe US-Angriff auf drei iranische Atomanlagen war nach Militärangaben "monatelang" vorbereitet. Bei dem "Mitternachtshammer" genannten Einsatz ging es den USA vor allem um die Zerstörung der tief unter der Erde liegenden Atomanlage Fordo. Nur das US-Militär hatte die besondere Munition, um die Anlage effektiv anzugreifen: Die Bombe vom Typ GBU-57.
Das Kürzel klingt unspektakulär, doch die Zerstörungskraft des massiven Bunkerbrechers ist gewaltig. Der mit einem GPS-System präzisionsgelenkte Bunkerbrecher ist rund sechs Meter lang und 13,6 Tonnen schwer. Aufgrund ihrer Dimensionen und des hohen Gewichts kann die Bombe nur von Tarnkappenbombern des Typs B-2 abgeworfen werden, über die ebenfalls nur das US-Militär verfügt.
Insgesamt 14 der Mega-Bomben wurden bei dem Einsatz von sieben Tarnkappenbombern abgeworfen, die meisten davon auf die besonders tiefe Anlage Fordo. Doch auch gegen unterirdische Einrichtungen in der Atomanlage Natans, die die Israelis in ihrem seit rund zehn Tagen währenden Krieg bereits angegriffen hatten, kamen die massiven Bunkerbrecher nach US-Angaben zum Einsatz. US-Präsident
Die Bombe rammt sich vor der Zündung tief unter die Erde
Die Bombe wurde vom Hersteller Boeing im Auftrag des US-Militärs speziell für tief unter Felsgestein, dicken Erdschichten oder Beton liegende Ziele entwickelt. Mit der Wucht ihres eigenen Gewichts - beschleunigt durch einen Abwurf aus grosser Höhe - rammt die tonnenschwere Bombe mit einer besonders gehärteten Spitze den Weg für ihre Sprengstoffladung frei. Die Detonation erfolgt dann erst in der Tiefe.

"Die Ummantelung des Sprengkopfs ist aus einer speziellen Hochleistungs-Stahllegierung hergestellt und das Design ermöglicht eine grosse Sprengladung unter Beibehaltung der Integrität der Bombe während des Einschlags", heisst es in einem erklärenden Dokument des US-Militärs zur Funktionsweise.
Die Angriffe im Iran waren der erste Kampfeinsatz der Bombe in der US-Geschichte. Zuvor war sie lediglich in einem Versuchsgebiet der US-Luftwaffe im dünn besiedelten südwestlichen Bundesstaat New Mexico zu Testzwecken mehrfach abgeworfen worden. Generalstabschef Dan Caine sagte, das Bombardement in der Nacht zum Sonntag sei nach rund 25 Minuten abgeschlossen gewesen.
Der "New York Times" zufolge kann sich die GBU-57 rund 60 Meter tief in den Untergrund bohren, um dort ihre bis zu 2,3 Tonnen schwere Sprengstoffladung zu zünden. Weil die Atomanlage Fordo tief unter der Erdoberfläche liege, sei das US-Militär zu dem Schluss gekommen, dass mehrere, jeweils an der gleichen Stelle einschlagende Bomben nötig wären, um den schwer gesicherten Komplex zu zerstören. Die Zeitung zitierte Schätzungen, wonach sich die Anlage in der Nähe der Stadt Ghom womöglich 80 bis 110 Meter unter der Oberfläche befinden soll. Wie tief sie tatsächlich liegt, ist unklar.
Die GBU-57-Bombe gehört zu einer Art der Bunkerbrecher, die auch unter dem amerikanischen Kürzel MOP bekannt ist ("Massive Ordnance Penetrator"; auf Deutsch etwa "schwere durchdringende Bombe").
Bombenabwurf mit Risiken verbunden
Expertin Heather Williams vom Zentrum für Strategische und Internationale Studien (CSIS) warnte vor dem Angriff, dass auch ein Einsatz der GBU-57 gegen Fordo mit "zahlreichen Risiken" verbunden sei. "Zuallererst und am wichtigsten: Es könnte sein, dass die Bombe daran scheitert, die Anlage komplett zu zerstören." Zudem müsse die US-Regierung das Risiko einkalkulieren, dass der Iran dann als Vergeltung US-Stützpunkte in der Region angreifen könnte.
Das US-Militär hat dort rund 40.000 Soldatinnen und Soldaten stationiert. Stützpunkte wie in Bahrain und Katar am Persischen Golf, die Luftlinie nicht weit vom Iran entfernt sind, könnten leicht zum Ziel werden. Zudem könnte der Iran US-Ziele auch über verbündete schiitische Milizen im Nachbarland Irak angreifen lassen.
Trump ermahnte die Führung in Teheran nach dem Angriff mit einer drastischen Drohung, keine Vergeltungsschläge gegen US-Ziele durchzuführen. In Grossbuchstaben schrieb er auf Truth Social: "Jegliche Vergeltung des Irans gegen die Vereinigten Staaten von Amerika wird mit einer viel grösseren Wucht beantwortet werden, als sie heute Abend zu beobachten war."
Einsatz mit Hilfe von Tankflugzeugen?
Die zum Abwurf der GBU-57 benötigten Tarnkappenbomber mit einer Reichweite von bis zu 9.600 Kilometern sind regulär ausschliesslich auf dem Luftwaffenstützpunkt Whiteman im US-Bundesstaat Missouri stationiert - also rund 11.000 Kilometer Luftlinie von Fordo entfernt. Bei einem Einsatz über grössere Distanzen müssen die Bomber in der Luft betankt werden. Dass das kein Hinderungsgrund sein muss, zeigt ein früherer - von der US-Luftwaffe bestätigter - B-2-Einsatz in Afghanistan. Der Staat am Hindukusch ist noch etwas weiter von Whiteman entfernt als der Iran.

Dem US-Militär zufolge waren "Dutzende" Tankflugzeuge an dem komplexen Angriff gegen den Iran beteiligt. Sie dürften auch die zahlreichen Kampfflugzeuge in der Luft betankt haben, die die Bomber in den iranischen Luftraum eskortierten.
Medienberichten zufolge verfügt die Luftwaffe über rund 20 dieser milliardenteuren Jets. Auch die GBU-57 gibt es Berichten zufolge nur in geringer Stückzahl. 20 Stück davon hatte die Luftwaffe nach Angaben von 2015 bestellt.
Wieso ist Fordo so wichtig?
Nach israelischen Angaben war die gut geschützte Anlage in der Nähe der Stadt Ghom das wichtigste verbliebene Ziel, wenn es darum geht, den Bau einer iranischen Atomwaffe zu verhindern. Andere bedeutende Ziele des Atomprogramms in Natans, Teheran und Isfahan hat Israel bereits angegriffen.

In Fordo drehten sich zuletzt nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Hunderte Zentrifugen mit Überschallgeschwindigkeit, mit denen beinahe waffentaugliches Uran mit einem Reinheitsgrad von bis zu 60 Prozent hergestellt werden kann. Die politische Führung in Teheran strebt nach eigenen Angaben nicht nach Atomwaffen. Allerdings gibt es Zweifel an dieser Darstellung - auch weil der Iran als einziges Land ohne Atomwaffen derart hochangereichertes Uran produziert.
Trump hofft, dass die Bombardierung der verbliebenen bedeutenden Atomanlagen durch die USA den Iran erneut an den Verhandlungstisch bringen, um eine weitestgehende Aufgabe des Atomprogramms zu garantieren. (Jürgen Bätz, dpa/bearbeitet von tas)