Eine internationale Recherche deckt mutmassliche Kriegsverbrechen der israelischen Armee in Gaza auf. Eine Einheit soll gezielt Zivilisten getötet haben. Zu ihr soll auch ein junger Münchner gehören.

Eine gemeinsame Recherche mehrerer internationaler Medien dokumentiert mutmassliche Kriegsverbrechen einer israelischen Scharfschützeneinheit in Gaza. Unter den beteiligten Soldaten ist demzufolge auch ein junger Mann aus München.

Wie der "Spiegel" berichtet, stand im Zentrum der Recherche ein Videointerview mit einem 25-jährigen Scharfschützen, der sich "Sergeant D." nennt. Der aus Chicago stammende Soldat berichtet darin von seinem Einsatz im Fallschirmjägerbataillon 202 der israelischen Armee: Er und sein Teampartner Daniel G. aus München seien für "mindestens 100 bis 120 Tote" verantwortlich. Der Soldat bezeichne diese Zahl als "extrem beeindruckend". Das Video sei im Oktober 2024 auf X veröffentlicht worden.

Aufgenommen hätten es der palästinensische Journalist Younis Tirawi und ein israelischer Interviewer. Sie filmten "Sergeant D." offenbar unter Vorspiegelung falscher Tatsachen – der Soldat glaubte demnach, an einer Dokumentation über die "Helden" des israelischen Militärs mitzuwirken.

"Sergeant D" belastet sich und Daniel G: Opfer unbewaffnet

Das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie in Darmstadt untersuchte die Aufnahmen im Auftrag des "Spiegel" und fand laut Bericht keine Anzeichen für eine inhaltliche Manipulation. Journalist Tirawi habe an Eides statt versichert, dass die Aufnahmen echt sind.

Ein weiterer Soldat des 202. Fallschirmjägerbataillons der israelischen Armee, zu dem laut "Spiegel" auch "Sergeant D." und Daniel G. gehörten, soll im April 2024 ausserdem ein siebenminütiges Video auf YouTube veröffentlicht haben, das zeigt, wie die Einheit mutmassliche Zivilisten in Gaza tötet. Ausschnitte des Videos habe Journalist Tirawi "Sergeant D" in seinem Interview vorgespielt. Der habe bestätigt, wie auch Daniel G. an den Tötungen beteiligt gewesen zu sein. Seiner Aussage nach waren die Zivilisten unbewaffnet.

Augenzeugen identifizieren getötete Familienmitglieder in Video

Die Rechercheure konnten nach eigener Aussage durch die Analyse von Satellitenaufnahmen, Social-Media-Beiträgen und Vor-Ort-Fotos den genauen Tatort identifizieren: die Munir-al-Rajjis-Strasse im Viertel Tall al-Hawa im Süden von Gaza-Stadt. In einem sechsstöckigen Gebäude am "Barcelona Park" fanden sie sogar eine Skizze an der Wand, die den Park als "Maarav Barcelona" kennzeichnete – genau wie "Sergeant D." ihn im Interview genannt hatte.

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Die Journalisten sprachen laut "Spiegel" auch mit Augenzeugen der Vorfälle vom 22. November 2023. Diese hätten übereinstimmend berichtet, dass die Opfer unbewaffnet waren. Mehrere wollen auf den Aufnahmen getötete Familienmitglieder erkannt haben.

Zu dem Rechercheverbund gehörten neben dem "Spiegel" auch das "ZDF", der britische "Guardian", die belgischen Zeitung "De Tijd" und das Netzwerk "Arab Reporters for Investigative Journalism". Die Recherche stellt die Aussage von Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu infrage, nach der die israelischen Streitkräfte die "moralischste Armee" der Welt sei. (bearbeitet von mcf)

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Verwendete Quellen